Nach zwei Spielfilmen begeben sich Otto Waalkes und seine Comedy-Kollegen nun mitten hinein in ein Animationsabenteuer. In «Der 7bte Zwerg» bekommen es die kleinen Gesellen mit allerhand merkwürdigen Gestalten zu tun, die wir alle als Märchenfiguren kennen.
Filmfacts: «Der 7bte Zwerg»
- Kinostart: 25. September 2014
- Genre: Animationsfilm
- FSK: o. A.
- Laufzeit: 83 Min.
- Buch: Bernd Eilert, Harald Siepermann, Sven Unterwaldt Jr., Daniel Welbat, Douglas Welbat
- Regie: Boris Aljinovic, Harald Siepermann
- Synchronsprecher: Otto Waalkes, Ralf Schmitz, Nina Hagen, Boris Aljinovic, Martin Schneider, Gustav-Peter Wöhler, Mirco Nontschew, Norbert Heisterkamp
- OT: Der 7bte Zwerg (D 2014)
Rund ein Jahrzehnt ist es her, seitdem Komiker-Urgestein Otto Waalkes eine ganze Reihe angesagter Comedians um sich scharte und sie im Rahmen seiner beiden Märchenproduktionen «7 Zwerge – Männer allein im Wald» sowie «7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug» um die Gunst des Publikums blödeln ließ. Die von Kritikern stets mit Argwohn beäugten Komödien stellten in den jeweiligen Erscheinungsjahren 2004 und 2006 mit je rund 6,8 respektive 3,6 Millionen Zuschauern erst den zweiten und anschließend den siebten Platz der jeweiligen Jahrescharts. Als sich Waalkes jedoch dazu entschloss, als nächstes Projekt nicht mehr hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen zu drehen, sondern sich stattdessen an einer abgedrehten Persiflage in Anlehnung an die erfolgreichen «Oceans»-Filme zu versuchen, würdigten die Zuschauer diese Entscheidung mehr mit Verachtung denn Wohlwollen und straften die Produktion, indem sich nicht einmal mehr eine Million Zuschauer zum Kauf eines Kinotickets für «Ottos Eleven» durchringen konnte. So dauerte es vier Jahre, ehe sich das eingeschworene Team aus Mirco Nontschew, Boris Aljinovic, Ralf Schmitz, Gustav-Peter Wöhler, Martin Schneider, Norbert Heisterkamp und eben Otto Waalkes ein drittes Mal zusammenfinden würde, um noch einmal in die Rollen der Schneewittchen-Anhängsel zu schlüpfen. Eine entscheidende Änderung hat das Regie-Duo aus Boris Aljinovic und Animationsdesigner Harald Siepermann («Bärenbrüder») an dieser dritten «7 Zwerge»-Variation dann aber doch vorgenommen: Anders als die beiden, dem Film nur unwesentlich als Vorlage dienenden Vorgänger tritt «Der 7bte Zwerg» im modernen Animationsfilmstil aufs Parkett.
Große Aufregung auf dem Schloss von Fantabularasa: Prinzessin Rose feiert ihren 18. Geburtstag. Die Sicherheitsvorkehrungen sind gewaltig; denn erst um Mitternacht, wenn Rose volljährig ist und sich an keinem spitzen Gegenstand verletzt hat, ist auch ein alter Fluch zu Ende. Kein Wunder, dass Papa „sein Dornröschen“ von Kindesbeinen an in eine Ritterrüstung steckt. Zu groß ist die Angst, dass sie sich verletzt und das ganze Schloss in einen 100-jährigen Tiefschlaf verfällt. Davon ahnen Bubi, Cooky, Sunny, Speedy, Tschakko, Ralphy und Cloudy nichts, als sie sich zur großen Feier im Schloss aufmachen – das wird eine fabelhafte Nacht, freuen sich die 7 Zwerge! Doch niemand hat mit der niederträchtigen Eisfee Dellamorta gerechnet. Sie hatte Rose bei ihrer Taufe verwünscht und kann sich natürlich nicht damit abfinden, dass ihr Fluch sich in Luft auflösen soll. So schleicht sie sich ebenfalls auf die Feier und es kommt, wie es kommen muss: Bubi, der kleinste Zwerg, der nicht mal alleine seine Schuhe zubinden kann, löst versehentlich einen geheimen Mechanismus im Ring der bitterbösen Eisfee Dellamorta aus und das ganze Schloss friert ein. Die Zwerge können sich in letzter Sekunde über eine Notrutsche retten. Von schlechtem Gewissen geplagt, möchte Bubi natürlich alles wieder gutmachen. Doch nur ein Kuss der wahren Liebe kann den Fluch lösen…
Weshalb im Falle von «Der 7bte Zwerg» (Ja, Universal Pictures vermarktet den Streifen tatsächlich mit dieser grammatikalisch fragwürdigen Schreibweise!) die Entscheidung für einen Animations- und somit gegen einen Realfilm gefallen ist, ist einzig und allein auf die international besseren Vermarktungschancen zurückzuführen. Obgleich sich «Der 7bte Zwerg» selbstredend kaum mit diversen Produktionen aus internationalen CGI-Filmschmieden messen kann und insbesondere die überdeutlich an den letztjährigen Disney-Megahit «Die Eiskönigin» angelegten Szenen in ihrer minimalistischen Inszenierung extrem negativ ins Auge fallen, erweckt Ottos neuster Streich nicht den Eindruck einer Verlegenheitsproduktion. Zwar dürfte das 3D-Projekt, dessen dreidimensionaler Effekt auch bei näherem Hinsehen nur mit Mühe zu erkennen ist, nur die wenigsten Cineasten zufriedenstellen, entgegen der beiden «7 Zwerge»-Realfilme legt sich «Der 7bte Zwerg» jedoch immerhin auf eine zu erkennende Zielgruppe fest. Auch wenn sich Fans klassischer Ottofilme in Anbetracht dessen vermutlich vor den Kopf gestoßen fühlen werden, ist der Streifen ein Zugeständnis an die ganz Kleinen, die mit Sicherheit ihren Spaß an der abenteuerlichen Märchenreise haben werden. Anders als «Die 7 Zwerge – Männer allein im Wald» sowie «7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug» verzichtet das fünfköpfige Autorenteam, zu dem unter anderem auch Sven Unterwaldt Jr. und somit der Regisseur der ersten beiden Filme gehört, auf jegliche Form des Erwachsenenhumors. Meta-Anspielungen oder schlüpfrigen Wortwitz sucht man in «Der 7bte Zwerg» vergebens. Lediglich einige humoristische Wortspiele wie etwa den Namen der bösen Eisfee Dellamorta erinnern an die Anarchie der Realfilmvorlagen, die sich trotz ihres stets verspielten Duktus überdeutlich an ein Erwachsenenpublikum richteten.
Derb oder gewagt ist in «Der 7bte Zwerg» weder der angeschlagene Tonfall, noch die Story. Wenngleich die Geschichte zielgruppengerecht keine gewagten Sprünge macht, lässt der Animationsfilm das ganz große Alleinstellungsmerkmal vermissen. Zwar erweist sich das in der ersten halben Stunde stattfindende Schaulaufen bekannter Märchengrößen als auch für die erwachsenen Zuschauer reichlich amüsant und besonders im Rahmen der Synchronsprecher haben die Verantwortlichen ein feines Händchen für die Zusammenstellung ebenjener bewiesen – neben den altbekannten Zwergen gibt es ein Wiederhören mit Nina Hagen, die in ihrer Rolle als Bösewicht nicht immer voll überzeugt und einmal zu oft einen merkwürdigen Akzent an den Tag legt. Darüber hinaus sind der Rapper Das Bo und Puppencomedian Sascha Grammel in kleinen Nebenrollen zu hören.
Da der Animationsfilm an sich jedoch vornehmlich über den visuellen Reiz funktioniert, ist das Design der Zwerge wohl das größte Pro-Argument von «Der 7bte Zwerg». Auch wenn der Streifen in puncto Detailreichtum keinen Blumentopf gewinnt, sind sämtliche Hauptdarsteller als sie selbst wiederzuerkennen. Im Zusammenspiel mit den Originalstimmen ergibt sich so das gelungene Bild einer Transformation von Schauspielern in ihr animiertes Ich. Auch auf musikalischer Ebene überrascht der Film. Im Stile erfolgreicher Zeichentrickmusicals dürfen diverse Figuren zwischendurch immer wieder ihre Liedchen trällern. Was wie im Falle von Nina Hagens Schurkensong manchmal etwas ungelenk klingt, entfaltet in der großen Final-Ballade tatsächlich so etwas wie ein Fünkchen Magie.
Fazit: «Der 7bte Zwerg» kommt überraschenderweise weitaus gelungener daher, als man es in Anbetracht der vielfachen Startterminverschiebung und erster Trailer vermutet hätte. Interessierte sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Macher mit der Produktion zwar ein astreines Kinderabenteuer abliefern, die erwachsene Zielgruppe dabei jedoch sträflich vernachlässigen. Wer den grenzwertigen Humor beider Realfilme – im Speziellen den liebenswürdigen Otto-Witz – mochte, sollte sich nicht davon blenden lassen, dass die Castliste aller Beteiligten, sowohl vor, als auch hinter der Kamera, in allen drei Teilen nahezu identisch ist. Aus technischer Sicht präsentiert sich «Der 7bte Zwerg» gelungener als ähnlich gelagerte Produktionen (ziemlich zeitgleich startet «Die Biene Maja – Der Kinofilm»), jedoch weit unterhalb des Animationsfilmdurchschnitts. Immerhin musikalisch kann sich der Streifen durchaus mit internationaler Konkurrenz messen.
«Der 7bte Zwerg» ist ab dem 25. September bundesweit in den Kinos zu sehen - auch in 3D!