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RTL vs. ProSieben: Gelingt der Machtwechsel?

Eng wie nie liegen die beiden Sender im September beisammen. Doch wird ProSieben seine Chance nutzen, am schwächelnden Marktführer vorbei zu ziehen? Wir ziehen eine Zwischenbilanz - und wagen einen Ausblick.

MA-Entwicklung 2014 (14-49)

RTL: Im Januar noch 17,5 Prozent, danach bis Juni kontinuierliche Verluste von 14,0 auf 10,6 Prozent, zuletzt leichte Steigerung auf 11,5 und 12,0 Prozent.
Pro7: Schwacher Jahresstart mit 10,8 Prozent, danach vier Monate lang zwischen 11,0 und 11,2 Prozent, Tiefpunkt im Juni (8,9%), zuletzt klarer Aufwärtstrend mit 10,5 und 11,8 Prozent.
Über 15 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe, ein Vorsprung von vier Prozentpunkten gegen den ärgsten Verfolger ProSieben und fast zwölf Prozent beim Gesamtpublikum: Gerade einmal zwölf Monate liegt diese RTL-Jahresbilanz zurück. Schon damals befanden sich die Kölner in einer schwierigen Phase und mussten zum zweiten Mal in Folge deutlich Federn lassen. Von einem Verlust der Vorherrschaft bei den 14- bis 49-Jährigen war damals allerdings ebenso wenig die Rede wie von einstelligen Marktanteilen beim Gesamtpublikum. Doch nachdem sich RTL im August mit gerade einmal 0,2 Prozentpünktchen Vorsprung nur mit Ach und Krach an die Spitze des Zielgruppen-Rankings setzte (Quotenmeter.de berichtete), fällt auch die Halbzeitbilanz im September ähnlich dürftig aus.

Mit aktuell 12,4 Prozent würde sich RTL nach aktuellem Stand zwar leicht gegenüber dem Vormonat - und erschreckenderweise sogar recht deutlich gegenüber den 10,6 und 11,5 Prozent im Juni und Juli - verbessern, doch zittern muss man trotzdem: Der Konkurrent liegt nach 15 von 30 Tagen bei bemerkenswert starken 12,2 Prozent, bleibt es dabei, wäre dies der höchste ProSieben-Wert seit Oktober 2011, wo sogar 12,6 Prozent auf dem Papier standen. Ohnehin haben es die Verantwortlichen aus Unterföhring anders als die meisten anderen Privatsender in beeindruckender Manier zuletzt geschafft, ihr Quotenniveau in Zeiten der Segmentierung aufrecht zu erhalten: Seit zehn Jahren liegt man beim jungen Publikum konstant zwischen 11,1 und 12,3 Prozent in der Jahresendabrechnung. Wenn also von der offenkundigen RTL-Krise die Rede ist, darf nicht außer Acht gelassen werden, welch gute Arbeit beim Mitbewerber geleistet wird.

Besonders stolz dürfte man in Unterföhring derzeit über seinen Samstagabend sein, der mit Showformaten herausragende Erfolge erzielt. Mit 13,9 und 16,2 Prozent schnitten auch im September die Samstage am erfolgreichsten ab, was nicht zuletzt an den Quotenhits «Joko gegen Klaas» und «Schlag den Raab» lag. Bitter für RTL, dass sich ausgerechnet das eigene Angebot «Rising Star» als völliger Fehlgriff entpuppte und zuletzt nur noch mickrige 8,8 Prozent im Tagesvergleich zustande kamen. Erstaunlich hingegen, dass ausgerechnet der sonst so schwache Sonntag in beiden bisherigen Fällen an RTL ging: Das EM-Qualifikationsspiel war dabei ein Selbstläufer und bescherte dem Sender mit 18,4 Prozent den einzigen Sahnetag des gesamten Monats, doch auch «Zorn der Titanen» platzierte sich zuletzt klar vor «Die Abenteuer von Tim und Struppi».

Unter der Woche duellieren sich die Sender bisher zumeist auf Augenhöhe: Sowohl am Montag als auch am Dienstag liegen beide Kanäle eng beisammen, der Mittwoch ging zuletzt zweimal knapp an RTL - doch mit «Under the Dome» haben die Münchener hier nun erst einmal auch wieder einen verlässlichen Quoten-Garanten im Aufgebot. Eher traurig ist das Abschneiden am Donnerstag, wo sowohl «Rising Star» als auch «Catch the Millionaire» am Geschmack des Publikums vorbeisenden. Gerade bei ProSieben dürfte man mit der Entscheidung hadern, hier erneut auf die Trash-Show gesetzt zu haben - schließlich zeigte die Free-TV-Premiere von «Men in Black 3» Ende August, wie verwundbar RTL hier ist. Beide Sender zogen ihre Konsequenzen aus den Show-Flops und werden künftig vorübergehend erst einmal Spielfilme zeigen. Dies wiederum dürfte VOX ärgern, die mit diesem Konzept in aller Regel sehr gut fahren - in der Vorwoche sogar sensationell stark. Am Freitag wiederum muss «Wer wird Millionär?» bisher RTL aus der Patsche helfen, während ProSieben mit Spielfilmen gute Resultate erzielt.

Was heißt das für die noch ausstehenden 15 Tage? Unter der Woche dürfte sich an den bestehenden Verhältnissen wohl nicht allzu viel ändern, setzen doch beide Programmstationen weitgehend auf dasselbe Programm wie zuletzt. Die große Ausnahme ist hier der Donnerstag, wo RTL zunächst einmal im Rückstand zu liegen scheint. Schließlich wird man hier zunächst einmal eine vierstündige Finalshow von «Rising Star» ausstrahlen, die das Potenzial besitzt, komplett baden zu gehen. ProSieben ist mit «Harry Potter und der Orden des Phönix» zwar nicht sonderlich einfallsreich besetzt, dürfte damit aber gut fahren. Am letzten Donnerstag des Monats kommt es dann zum spannenden Blockbuster-Duell zwischen dem sechsten «Potter»-Streifen und «Source Code», dessen Free-TV-Premiere erst im Januar zu sehen war - mit herausragendem Erfolg, allerdings auch durch das Dschungelcamp unterstützt.

Von besonderem Interesse ist jedoch der Zweikampf am Wochenende, insbesondere am Samstag. Hier tritt zunächst der zuletzt schwächelnde «Bundesvision Song Contest» gegen die Hollywood-Komödie «Der Zoowärter» an, die mit sensationellen 22,0 Prozent im Dezember bereits ihre Massentauglichkeit unter Beweis stellte. Am 27. September geht dann die neue «Supertalent»-Staffel an den Start, während bei ProSieben abermals zum großen «Promiboxen» aufgerufen wird. Tendenziell dürften hier also die Vorteile bei RTL liegen. Und auch am Sonntag liegen die Chancen nicht schlecht, dass die Kölner mit den Premieren von «Fast verheiratet» und «The Avengers» punkten, während ProSieben mit «Atemlos - Gefährliche Wahrheit» und «Blind Side» lediglich Reruns auszubieten hat, die bereits zwei bzw. vier Mal zur besten Sendezeit gezeigt wurden.

Ihre Meinung: Wer wird den September bei den 14- bis 49-Jährigen als Marktführer beenden?
RTL
30,5%
ProSieben
50,7%
Ich sehe keinen Favoriten, das wird extrem eng.
18,8%


Gerade aufgrund des gestärkten RTL-Wochenendprogramms scheint derzeit also vieles darauf hinauszulaufen, dass man sich abermals mit Ach und Krach über die Ziellinie wird retten können. Die überragenden rund 20 Prozent der vergangenen zwei Samstagabende werden für ProSieben mit dem «BuViSoCo» und dem «Promiboxen» nur schwer zu wiederholen sein, einzig am Donnerstag ist dank des beliebtesten Zauberschülers der Welt eine deutliche Verbesserung zu erwarten. Eine Sache sei allerdings an dieser Stelle noch erwähnt: Ohne die teuer eingekauften Übertragungsrechte an der EM-Qualifikation läge ProSieben mit unveränderten 12,2 Prozent derzeit sogar knapp vor RTL, das ohne die herausragenden 18,4 Prozent am 7. September gerade einmal auf etwa 12,0 Prozent käme. Allerdings hat man auch in Unterföhring mit «Schlag den Raab» seinen Quotengaranten schlechthin bereits gezeigt. Tendenziell spricht also derzeit etwas mehr für RTL als für ProSieben im Hinblick auf die Monatsendabrechnung.

Bei ProSieben verzichtet man aber ohnehin auf große Kampfansagen für die ausstehenden zwei Wochen: Auf Anfrage von Quotenmeter.de wollte sich ein ProSieben-Pressesprecher nicht zu den Ambitionen äußern, in Bälde nach der Marktführung zu greifen. Man genießt den eigenen Erfolg - und sicher auch die Probleme der Konkurrenz - dann lieber schweigend.
16.09.2014 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/73163
Manuel Nunez Sanchez

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