Das eingespielte Moderatorenduo bekämpft sich wieder. Erst mit einem neuen «Duell um die Welt» und dann in einer frischen Staffel «Circus HalliGalli». Doch hat sich der ewige Wettstreit zwischen Joko und Klaas überholt?
Pro von Anh Phi & Dennis Weber
«Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt» bietet nichts Neues und Innovatives mehr. Im Prinzip hat sich das Format in den vergangenen Jahren kaum verändert, die Grenzen des Wettkampfs sind längst hinfällig und es geht nur noch darum, den Gegner größtmöglich zu demütigen. Formate wie «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!», «Elton vs. Simon», «Jackass» oder «Kenny vs. Spenny» bieten im Prinzip seit Jahren das Gleiche: Aufgaben, die die Teilnehmer an ihre psychischen und physischen Grenzen führen. Selbst bei «Circus Halligalli» finden wöchentlich die gleichen Spiele statt. Das einzige Steigerungspotenzial des Formats liegt darin, dass die Aufgaben an Härte und Extreme zunehmen. Irgendwann ist jedoch auch das Limit erreicht, ab diesem Zeitpunkt verliert die Sendung an Reiz für den Zuschauer. Das Format ist zudem viel zu langatmig. Die Protagonisten überbrücken mit kleineren Einspielern, Interviews und langweiligen Studiospielen die Wartezeit bis zu den wenigen Highlights der Show. Grundsätzlich würde es ausreichen, in 30 Minuten die extremsten Situationen des Duells zu zeigen, denn darauf basiert das Konzept der Sendung. Über eine Stunde muss der Zuschauer in der Regel warten, bis sich das erste echte Highlight der Sendung anbahnt.
Um einen Wettkampf handelt es sich schon lange nicht mehr, die Sensationsgier bewegt zum Einschalten, auch die Einbindung unterschiedlicher Nationen wird nebensächlich, beispielsweise hätte Joko sich die Lippen auch im Studio zusammennähen lassen können. Mit «Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt» sind die Grenzen des guten Geschmacks längst überstrapaziert, mit einer klassischen Abendshow hat das schon lange nichts mehr zu tun. Für die Entwicklung der Samstagabendunterhaltung ist das «Duell um die Welt» ein negatives Beispiel. Unterhaltung sollte mehr sein als nur die Blamage des Gegenübers herbeizuführen.
Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sind sich ihrer Beliebtheit, gerade bei den jungen Zuschauern, bewusst und profitieren, aufgrund ihrer Identifikationsmöglichkeit mit ihnen, von guten Einschaltquoten. Lanz, Pflaume und Pilawa bieten den 13- bis 19-Jährigen diese Möglichkeit nicht, sondern unterhalten die älteren Zusehenden in klassischen Show- und Talkformaten. Deshalb ist «Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt» längst über seinen Zenit hinaus und wirkt langweilig und arrangiert. Das Steigerungspotenzial ist quasi vollständig erschöpft, es sei denn sie finden noch extremere Möglichkeiten sich gegenseitig bloßzustellen und zu demütigen – das wäre allerdings nicht länger jugendfrei.
Contra von Sidney Schering
Obwohl der stete Wettstreit zwischen Joko und Klaas längst fester Bestandteil der deutschen Fernsehlandschaft geworden ist, wissen die Duelle zwischen den früheren MTV-Moderatoren weiterhin zu unterhalten. Oft können sie sogar überraschen, und dies trotz aller Familiarität mit den Stärken und Schwächen der freundschaftlich verfeindeten Entertainer. In Staffel drei von «Circus HalliGalli» bot das Aushalten im Schlauchboot herrlich sinnbefreite Unterhaltung, genauso wie die „Show in der Show in der Show“, als Klaas bei einem fingierten „Mein bester Feind Spezial“ Joko mittels des „Wenn ich du wäre“-Jokers dazu zwang, bei einem Sido-Konzert aufzutreten. Letzteres Beispiel führt zudem vor, wie selbstironisch Joko und Klaas mit dem medialen Korsett spielen: Das verwirrende Rubrik-wechsle-dich-Spielchen zeigt auf, wie austauschbar Jokos und Klaas' Showeinlagen sind und lässt zugleich frischen Wind aufkommen.
Selbiges gilt für «Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt», welches dank der mitunter filmreifen Inszenierung (man denke an Klaas' Abstecher in eine unterirdische Höhle, der bedrückendere Bilder als so mancher Höhlenterror-Kinofilm zeigte) noch immer abwechslungsreich ist. Mancher wird vielleicht über die gestellten Elemente die Augen rollen, etwa wenn Klaas als Hobbit durch die Welt latscht oder Joko sich dumm stellt und glaubt, die ihm aufgezwungene Übernachtung in den Bergen werde nur in einen gemütlichen Alpenurlaub münden. Mit einem Minimum an Medienerfahrung lassen sich aber für den Betrachter die kaum kaschierten inszenierten Aspekte und die authentischen Elemente der Duelle voneinander unterscheiden – und das wissen Joko, Klaas und ihre Crew. Mit ihren Blödeleien halten sie die Show frisch, sorgen für Überraschungen, Metakommentare und zusätzliche Gags. Wenn es dann darum geht, mit verrückten Aufgaben den jeweils anderen an die Grenzen seines Durchhaltevermögens und Muts zu treiben, verstehen Joko und Klaas aber keinen Spaß mehr. Die Mutproben sind echt – und noch immer spannend sowie kurzweilig. Daher sehe ich keine Gefahr, dass sich Jokos und Klaas' unerschütterlicher Wettkampf bald abnutzen könnte.