Nach dem Sommermärchen ist vor dem Fußballalltag: An diesem Wochenende geht die Bundesliga in ihre neue Saison. Was sich für die Zuschauer ändert, liefert unser Überblick pünktlich zum Start.
Die Bundesliga im TV
- alle Spiele live bei Sky
- 15.30-Spiele am Samstag: Erstverwertung in der «Sportschau» (Das Erste,18.30 Uhr)
- Highlights aus dem Samstags-Topspiel zuerst im «aktuellen Sportstudio» (ZDF, 23 Uhr)
- Sonntags-Spiele zuerst in der «Sportschau» (21.45 Uhr oder später in den dritten Programmen)
- Drittverwertung der Rechte am Sonntagvormittag in Sport1, Zweitverwertung der Sonntags-Spiele sonntags ab 23 Uhr in Sport1
- Das Eröffnungsspiel traditionell live im Free-TV: Wolfsburg gegen Bayern am Freitag ab 20.15 Uhr im Ersten
Keine neuen Anstoßzeiten, keine neuen TV-Rechte und Sender, kein neues Programm. Und doch bleibt nicht alles beim Alten in der Fußball-Bundesliga, die am Freitagabend in ihre 52. Saison geht. Auch wenn sich die Fußballfans also kaum an neue Sendezeiten gewöhnen müssen, so stehen die kleinen Änderungen bei den Öffentlich-Rechtlichen unter einem Titel: Verjüngungskur. Beim ZDF geht Jochen Breyer in seine erste volle Saison im
«Sportstudio»-Moderatorenteam, dem nach wie vor Sven Voss und Katrin Müller-Hohenstein angehören. Breyer hat in seinen ersten Monaten als Moderator des Klassikers einen frischen Interviewstil geprägt, anders als bei seinem verunglückten Champions-Leage-Gespräch mit Jürgen Klopp in der Vorsaison – ein Fauxpas, aus dem Breyer gelernt hat und der ihm verziehen sei.
Die ARD befördert Alexander Bommes zum
«Sportschau»-Moderator für den Samstag, er ist damit der zweite jüngere Neuzugang nach Matthias Opdenhövel im Jahr 2011. Weiterhin zum Team gehören Gerhard Delling und Reinhold Beckmann. Erfahrungen hat der frühere Handballer Bommes bereits mit der Marke gesammelt: Er talkt seit 2012 nach besonderen Live-Spielen im «Sportschau Club», ist am Freitagabend nach der Saisoneröffnung ebenfalls wieder im Einsatz. Für die ARD ist diese Personalie eine Perspektiventscheidung: Erst ab Juli 2015 soll er regelmäßig die Bundesliga-Zusammenfassungen sowie DFB-Pokalspiele moderieren. Bis dahin gibt es Sondereinsätze, und weiterhin präsentiert Bommes die sonntäglichen Ausgaben der «Sportschau». Letztere bekommen weibliche Verstärkung: Julia Scharf, bislang im «Sportschau-Club» zu sehen, und Jessy Wellmer vom ZDF-«Morgenmagazin» werden Moderatorinnen der Sonntags-«Sportschau» im Ersten. Beide sind künftig auch als Field-Reporterinnen bei Fußballspielen im Einsatz.
Jessy Wellmer ist außerdem Gastgeberin des neuen Fußball-Magazins
«11 Freunde TV», dem neuen Fernsehableger der selbsternannten „Zeitschrift für Fußballkultur“. Dessen Chefredakteur Philipp Köster kennen fernsehbegeisterte Fußballfans unter anderem als Gast aus dem Sport1-«Doppelpass»; Köster ist in seinem eigenen TV-Ableger ebenfalls zu sehen. Von zwei Testausgaben im rbb ist die erste gelaufen, danach soll es monatlich weitergehen. Die Kritiker nahmen die Premiere allerdings nur verhalten auf – vielleicht auch aufgrund (zu) hoher Erwartungen angesichts der hervorragenden Qualität des Printmagazins. „Die Zeit“ sah jedenfalls in der Sendung nur „fußballerische Massenkultur“ und wenig Erhellendes, das «11 Freunde TV» mitbringe. Die „Frankfurter Allgemeine“ wünscht sich das Format zukünftig kritisch, dafür „weniger langweilig und […] lahm-satirisch“. Seinen relevanten Platz muss dieses Fußballmagazin in jedem Fall noch finden. Produzent ist übrigens Riesenbuhei Entertainment, das unter anderem hinter der Videospiele-Marke «GameOne» steckt.
Deutlich näher an der Fankultur ist der Sport1-Fantalk, der dienstagabends in eine Essener Fußballkneipe lädt. Mit neuem Sponsor und Titel (
«Bitburger Fantalk») geht das Format in die vierte Staffel und bekommt mit Giovanni Zarrella einen festen Experten an Champions League-Dienstagen. Etwas überraschend setzt Sport1 auch weiterhin auf
«Mittendrin – die Sonntagsspiele», das in seiner ersten Saison nicht mit guten Quoten glänzte. Die Sendung wird ab sofort aber der «Mobilat Doppelpack» heißen, wie der Sender am Freitag mitteilte. Zum festen Expertenteam gehören künftig Christian Ziege und Thomas Berthold. Letzterer wird auch zum
«Doppelpass»-Team stoßen.
Die meisten Änderungen bekommen zahlende Fußballfans zu spüren: Sky streicht die Abendsendung
«Samstag Live!», zudem wird das Call-In-Format
«0800 – Du bist Drauf» nicht mehr am Sonntagabend zu sehen sein, sondern im Rahmen der Nachrichten bei Sky Sport News HD. Moderator Maik Nöcker wird unter anderem sonntags von 10 bis 15 Uhr mit den Fans diskutieren. Hinzu kommt dagegen das Format
«EinsEins – Standpunktgespräch», das montags ab 22.30 Uhr zu sehen ist. Moderator Stefan Hempel (bisher «Samstag Live!») interviewt Entscheider der Bundesliga, zum Auftakt Werder-Sportchef Thomas Eichin. 18 Folgen sind zunächst geplant. Außerdem will man verstärkt Sport-Dokumentationen produzieren, acht bis zehn pro Jahr. Optisch aufgehübscht wird außerdem
«Sky90» (Foto) aus dem ehemaligen «Samstag Live!»-Studio. Die neue, dunklere Kulisse wartet unter anderem mit einem Aquarium im Hintergrund auf und wird künftig vier Gästen Platz bieten.
Esther Sedlaczek, bisher Gastgeberin bei «Mein Stadion» am Freitagabend, wird künftig zur Moderatorenriege der Samstagskonferenz gehören. Ersetzt wird sie bei
«Mein Stadion» von Christina Rann, die Sky-Zuschauer bisher als Field-Reporterin kennen. Uli Potofski bleibt der Sendung erhalten. Auch beim Expertenpanel des Samstags-Topspiels gibt es zwei Auswechslungen: Für Jan Åge Fjørtoft und Markus Merk kommen Christoph Metzelder und Didi Hamann zum Einsatz. Markus Merk wird als Schiedsrichter-Experte künftig während des gesamten Samstags immer wieder live zugeschaltet, wenn strittige Entscheidungen bewertet werden sollen. Gleichzeitig beendet Sky die Co-Kommentierung in Bundesliga und Champions League, bei der unter anderem Stefan Effenberg und Jens Lehmann zu hören waren.
Und für die Bundesliga selbst? Dort stehen alle Zeichen auf – weiteres – Wachstum. Die Proficlubs erlösen rund 640 Millionen Euro aus der Inlandsvermarktung, im Vorjahr waren es noch deutlich weniger als 600 Millionen. Gleichzeitig steigen aber zuletzt auch wieder die Einschaltquoten: 23,6 Prozent holte die Bundesliga-«Sportschau» in der vergangenen Saison (plus 0,4 Punkte) und 12,4 Prozent das «aktuelle Sportstudio» (plus 0,6 Prozent). Und dies, obwohl die Saison an der Tabellenspitze keine Spannung hergab – und bei Sky die Kundenzahlen im gleichen Zeitraum deutlich stiegen, also immer mehr Menschen die Bundesliga live verfolgten: Um rund sieben Prozent stiegen beispielsweise die Zuschauerzahlen am Samstagnachmittag. Gleichzeitig kamen mit den Highlight-Paketen bei Bild.de neue Angebote hinzu, die den klassischen TV-Zusammenfassungen aber keine Marktanteile wegnahmen.
Zu toppen gilt es am Freitagabend erst einmal die Marke von 7,39 Millionen: So viele Zuschauer hatte das Eröffnungsspiel der vergangenen Saison zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach. Vielleicht gesellen sich ja noch ein paar neue Fans dazu, in dieser ersten Bundesliga-Saison nach dem WM-Märchen 2014. Willkommen im Fußball-Alltag.