TV Lab goes Fiction: Im zweiten der drei Formate muss Eko Fresh nach seinem dreißigsten Geburtstag Zuhause ausziehen. Quotenmeter.de hat das Format vorab gesehen.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Eko Fresh als Sol, Ferris MC (Sascha Reimann,«12 Meter ohne Kopf») als Hardy, Martina Eitner-Acheampong («Männertreu») als Madita Berger, Joyce Ilg («Dahoam is Dahoam») als Jessica, Aykut Kayacik («Almanya – Willkommen in Deutschland») als Herr Bulut, Martin Kaps als Herr Küppers, Kida Khodr Ramadan («Kaddisch für einen Freund») als Cousin, Jockel Tschiersch («München 7») als Gerhard
Hinter den Kulissen:
Regie: Jan Markus Linhof, Buch: Niklas Hoffmann, Musik: Eko Fresh, Ismail „Isy B das Clubkind“ Boulaghmal, Kamera: Eddie Schneidermeier, Schnitt: Katja Beck, Produktion: Neuesuper
Für Sitcom-Freunde ist es eine Leidensgeschichte: Seit Langem haben es deutsche Formate dieser Gattung wahrlich schwer, zuletzt musste sich das Format von Michael Bully Herbig, welches allerdings wohl er als Promo zu seinem kurz darauf startenden Film gedacht war, dem Quotendruck geschlagen geben. Und auch qualitativ ließ sich über die Sendung streiten. Das aber scheint gerade Grund genug für ZDFneo, es doch nochmal zu probieren, schließlich dürfen im TV Lab die User entscheiden was gefällt oder nicht – die Quoten spielen zumindest nicht die große Rolle. Mit «Blockbustaz – Willkommen in der Hood» bietet man zwar nicht die klassische Sitcom auf, zumindest aber erkennbar ist die Gattung schon. Die Hauptrolle der im Kölner „Ghetto“ spielenden Pilotfolge übernimmt Rapper Eko Fresh, womit vermutlich Authentizität erzeugt werden soll. Gleich vorab gesagt: Das gelingt nicht. Eko spielt seine Rolle nicht glaubwürdig und das, obwohl sie in vielen Teilen extra für ihn geschrieben scheint.
Eko Freshs Figur Sol hat gerade die Feier zum 30.Geburtstag hinter sich. Wie intensiv die von allen als Riesending gefeierte Party letztendlich war, daran lässt sich aber zumindest zweifeln, wenn das Radio die Uhrzeit 7.33 durchsagt und Sol und sein Kumpel zeitgleich erstaunlich fit wirken. Solche kleineren Logiklöcher wären in Einzelfällen verzeihbar. In der vorkommenden Regelmäßigkeit aber ist das kaum mehr zu verschmerzen. Es sind nie wirkliche Fehler, aber doch immer wieder Unglaubwürdigkeiten, die das Gesamtbild des Formats verschlechtern. So nimmt man es Sols Mutter einfach nicht ab, wenn Kumpel Hardy an der Tür klingelt und sie brüllt: „Ey Sol, dein Spastifreund ist da.“ Zumindest das grundsätzliche Niveau ist an dieser Stelle gleich klar.
Ohnehin: Will man die Handlung der Pilotfolge wiedergeben, so fällt das nicht wirklich schwer. Nach der Geburtstagsfeier soll Sol endlich Zuhause ausziehen. Seine Mutter hat auch gleich einen Besichtigungstermin für ihn ausgemacht. Doch Sol hat es sich eigentlich ganz gemütlich gemacht in seinem Viertel. Seine ambitionierte Freundin, die zunächst nichts von den Plänen weiß, will aber auch, dass Sol endlich raus kommt und mit ihr in eine gemeinsame Wohnung zieht. Dass der Hausmeister Herr Bulut Sol und seinem besten Kumpel Hardy auf die Schliche gekommen ist, als die dessen Rasenmäher entführt haben, darf da fast schon als besonderer Kniff in der Handlung verstanden werden. Womit aber verdient der arbeitslose Sol sein Geld? Nun, überhaupt nicht. Wenn was reinkommt, dann weil er Drogen vertickt, ansonsten wartet er auf den Durchbruch mit seiner Musik und seiner Webradioshow. Das ist einfach viel zu viel billiges Klischee, um noch irgendwie Spaß zu machen. Wer nun aber glaubt, dass dieser kurze Handlungsabriss der Komplexität der Story nicht gerecht wird, der irrt: Es gibt schlicht keine Komplexität.
Hilfreich wäre es da, wenn die Darstellerleistung etwas retten könnte. Aber nein, ein Schauspieler ist Eko Fresh wahrlich nicht. Als Zuschauer kauft man ihm die Situation zu keinem Zeitpunkt ab. Das restliche Ensemble agiert phasenweise besser, wirklich begeisternd spielt aber keiner im Cast, was womöglich auch dem mangelhaften Buch geschuldet ist. An dem hat Eko Fresh keinen Anteil, mitgewirkt aber hat er am Soundtrack. Im Titellied bekommt der Zuschauer gleich einen Abriss der gesamten Handlung zu hören (was allerdings wie vorhin erklärt nicht besonders schwer ist). Der Score ist insgesamt solide, aber natürlich bleibt diese Art der Musik immer eine ganz spezielle Geschmacksfrage – schon Solidität jedoch fällt in dieser Produktion nichtsdestominder positiv auf. Die Musik allein aber rettet wenig, denn die Produktion hat keinen Witz, keinen Charme und keinen Tiefgang und ist noch dazu unendlich vorhersehbar.
Wenn aber schon so vieles nicht stimmt, eins fällt doch noch auf: Die Serie sieht nicht einmal besonders ansprechend aus. Dass sie bei Budget und Anspruch der Produktion kein Hochglanzformat ist – geschenkt. Aber das was dann auf dem Schirm erscheint, sieht eben doch eher nach klassischem Nachmittagsprogramm aus. Insofern liegen in vieler Hinsicht Vergleiche zu «Köln 50667» nahe – nur ohne große Social Media-Kampagne. Besonders im direkten Vergleich zu den anderen beiden TV Lab-Formaten stinkt die Serie schon allein optisch ab. Von dem her wird der Zuschauer diesen Piloten wohl nicht an die Spitze des diesjährigen TV Labs wählen. Es sei denn, er selbst identifiziert sich mit Sol, wirft ebenfalls gerne Müll aus dem Fenster und pöbelt rum. Solcherlei Dinge aber machen eine Serie noch lange nicht zur gelungenen Sozialstudie. Es lebe das Klischee.
«Blockbustaz – Willkommen in der Hood» ist am Donnerstag, 28. August um 22.15 Uhr bei ZDFneo zu sehen. Online ist das Format bereits seit dem 22. August verfügbar