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Sport1.fm: Stärkere Fokussierung auf die 'Peak Times'

Rund ein Jahr On Air: Warum die Live-Übertragungen des Sportradios in der neuen Saison eine noch größere Rolle spielen und wie Sport1.fm das Gesamtangebot des Medien-Unternehmens stärkt.

König Fußball ist dieser Tage Dank der gewonnen Weltmeisterschaft wieder in aller Munde, dabei genießt der Rasenballsport auch ohne etwaige Sportgroßereignisse mit Abstand das höchste Interesse seitens deutscher Sportfans. Im Zuge der ausgelösten Euphorie angesichts des WM-Titels machte das Turnier auch Lust auf mehr Fußball, der Sportfans bald wieder mit der 1. und 2. Bundesliga erwartet. Die neuen Saisons werden bei den Live-Übertragungen des Pay-TV-Anbieters Sky sowie bei der «Sportschau» oder beim «Aktuellen Sportstudio» der Öffentlich-Rechtlichen wieder für hohe Sehbeteiligungen sorgen. Eine Live-Berichterstattung im Fernsehen hat der Sportsender Sport1 im Zuge dieser Wettbewerbe nur am Montagabend zu bieten, wenn sich zwei Mannschaften aus der zweiten Fußballbundesliga duellieren. Seit Juli 2013 gibt das Münchner Unternehmen Interessierten jedoch auch die Möglichkeit die Spiele live per Radio zu verfolgen.

Als Nachfolger des Sportradios 90elf verfügt Sport1.fm im Gegensatz zu seinem Leipziger Vorgänger nämlich über das Rechtepaket „Audio Netcast“, das die Deutsche Fußball-Liga erstmals im Dezember 2012 ausschrieb, nachdem 90elf schon seit der Saison 2008/2009 sendete, noch bevor der DFL die Lukrativität dieses Mediums bewusst wurde. Für Unmut sorgte dann auch bei einigen Beobachtern der Umstand, dass Sport1.fm 90elf die Netcast-Rechte im Zuge der Ausschreibung aufgrund höherer Finanzkraft wegschnappte und dem langjährig bestehenden Sportradio so nichts anderes übrig blieb als seine Pforten zu schließen. Vorwürfe wurden gegenüber Sport1.fm laut, man setze sich mehr oder weniger in ein gemachtes Nest, da das Münchner Unternehmen nur das Konzept von 90elf weiterführen müsse, nachdem der Hörfunksender aus Sachsen bei Null startete.

Einfach war es für Sport1.fm jedoch keineswegs, schließlich musste man innerhalb von drei Monaten bis zum Bundesligastart komplexe Strukturen errichten, von denen sich die Verantwortlichen beim ausgestochenen Kollegen in Leipzig nach dem gewonnenen Rechteduell zunächst ein Mal ein Bild machten. Zum ersten Mal wurde den Sport1-Geschäftsführern die Dimension ihres Unterfangens bewusst, gleichwohl den Verantwortlichen zugutekam, dass sie erfahrene Angestellte des schließenden 90elf übernehmen konnten. Die Zeit bis zum Bundesligastart wurde ein Wettlauf gegen die Zeit, schließlich wollte man in Sport1.fm neben Fußball auch noch weitere Sportarten wie Handball oder Basketball behandeln, die auch Platz im Fernsehprogramm von Sport1 finden. „Zunächst galt es, innerhalb von nur vier Monaten mit unseren Dienstleistern die redaktionellen und technischen Strukturen und Prozesse aufzusetzen. Ein Sportradio, das sieben Tage die Woche 24 Stunden on-air ist – so etwas hatte es in Deutschland schließlich noch nicht gegeben“, betonte Schröder (Foto) noch im Februar 2014 gegenüber Quotenmeter.de.

Das Ergebnis war, trotz aller Bedenken im Vorfeld, ein gutes Feedback seitens der Konsumenten sowie Millionen von Hörern binnen kurzer Zeit. Zumindest finanziell lohnt sich das Projekt jedoch noch nicht, welches, wie das neu gestartete Sport1 US, deutliche Defizite aufweist. Zur neuen Saison ist Sport1.fm auch durch die schwierige finanzielle Situation bei der Constantin Medien AG auf einen gesteigerten Verkauf von Werbezeiten angewiesen, an dem es im Zuge der ersten Saison aufgrund der Kurzfristigkeit des Projekts noch haperte. Dass Sport1.fm sein Angebot um Live-Kommentare, Interviews, News-Sendungen und Talkrunden deshalb zusätzlich ausdünnt, ist nicht unwahrscheinlich, gerade an Tageszeiten, an denen weniger Hörer das Radio-Angebot wahrnehmen. Gegenüber Quotenmeter.de verriet Kommunikationschef Michael Roehrig: „Wir planen für die kommende Saison generell eine noch stärkere Fokussierung auf die so genannten „Peak Times“ zu legen, das heißt insbesondere die Liveübertragungen aus der Fußball-Bundesliga und 2. Bundesliga, des DFB-Pokals und der UEFA Champions League – mit umfangreicher Vor- und Nachberichterstattung.“

Ab dem Zweitliga-Start am 1. August wird sich zeigen, wie sich dieser Plan im Sport1.fm-Programm niederschlägt. Den Fokus mehr auf die Live-Übertragungen zu richten macht gerade wegen WM-typischen Diskussionen, die regelmäßig im Zuge solcher Turniere geführt werden, Sinn: „Wieso geben sich die Kommentatoren der Öffentlich-Rechtlichen trotz der spannenden Fußballübertragungen im Fernsehen betont emotionslos und sachlich?“, wird seitens vieler Fans stets hinterfragt. Hierin liegt die Chance eines Sportradios mal eine andere Facette spielbegleitender Sportkommentare zu offenbaren. Eine Gelegenheit, die bereits 90elf in Reinform wahrnahm. Die fehlenden visuellen Reize können durch die Emotionalität kompensiert werden, die die Radiokommentatoren an den Tag legen, um die Dramatik oder Spannung einer Spielsituation hervorzuheben. Kein Bild, dafür mehr vom Ton – ein Kompromiss, den viele Sportfans gerne eingehen, um dadurch Geld für Pay-TV zu sparen, das Spiel ihres Lieblingsvereins aber trotzdem live verfolgen zu können.

Ist das Statement von Sport1, sich mehr auf Live-Übertragungen zu fokussieren auch ein Hinweis darauf, andere Formate zu verkleinern oder sogar einzustellen? Womöglich. Dennoch darf man Sport1.fm nicht als gänzlich eigenes Angebot verstehen. Stets war es das Ziel der Verantwortlichen die einzelnen hauseigenen Medien zu verzahnen, um das Gesamtangebot zu stärken. So kann Sport1 innerhalb von Themen flexibel zwischen den Plattformen wechseln und im Rahmen eines Sportevents beispielsweise auf der Webseite per Text auf eine Fernsehübertragung vorbereiten, die später im Radio analysiert und diskutiert wird. Längst findet man bei Sport1.de auch Textmeldungen, die mit Audio-Kommentaren aus Sport1.fm-Gesprächen gefüttert sind, was immer noch eine multimediale, dennoch sinnige Seltenheit darstellt. Des Weiteren findet sich in den Radio-Übertragungen noch immer die beste Option wieder, fehlenden Free-TV-Rechten entgegenzuwirken und trotzdem eine Berichterstattung an den Mann zu bringen, insbesondere im Falle des US-Sports oder in Bezug auf Europäische Fußballligen, bei denen keine Free-TV-Rechte ausgeschrieben werden. Inhaltlich funktioniert Sport1.fm bereits gut, auch wenn das Internetradio erst auf ein Jahr zurückblickt. Probleme in anderen Bereichen zwingen das Radio jedoch zur neuen Saison einige Änderungen vorzunehmen. Wie diese sich konkret gestalten, wird ab dem 1. August anlässlich des Beginns der neuen Saison der 2. Fußballbundesliga zu hören sein.
22.07.2014 10:28 Uhr Kurz-URL: qmde.de/71974
Timo Nöthling

super
schade


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