Warum die neue Sat.1 Impro-Comedy mit Jochen Schropp zum Auftakt nicht mehr als ein laues Lüftchen in der schrägen Ebene ist.
Über «Jetzt wird's schräg»
- Moderation: Jochen Schropp
- Produktion: Shine Germany
- verkauft in 14 Länder
- Original aus Frankreich
- Internationaler Titel: «Anything Goes»
Es könnte derzeit schlechter laufen für Palina Rojinski. Beim Tanz-Casting «Got to Dance» sitzt die ehemalige deutsche Meisterin in rhythmischer Sportgymnastik in der Jury, bei ProSieben ist das von Florida TV produzierte Fernseh-Experiment «offline» auf Sendung gegangen und außerdem wirkt Rojinski bei der neuen Sat.1 Impro-Comedy «Jetzt wird’s schräg» mit. Moderieren darf letzteres Format Allzweckwaffe Jochen Schropp. Er übernimmt damit eine Sendung, die zumindest in gewissem Rahmen in der Tradition von Impro-Comedys wie der «Schillerstraße» oder «Frei Schnauze» steht.
Wie es bei Impro-Comedys so üblich ist, steht und fällt der Unterhaltungswert in besonderem Maße mit deren Teilnehmern. Zumindest nominell können die sich sehen lassen: Neben Rojinski und Schropp sind in Folge eins unter anderem noch «nate light»-Moderator Philip Simon und Oliver Wnuk («Stromberg») mit dabei. Eigentlicher Star der Sendung soll aber die namensgebende Bühne sein. Die ist um 22,5 Grad geneigt, dazu gibt es auch die entsprechenden Kameraeinstellungen. Doch schon das erste Spiel zeigt: Dieses vermeintliche Highlight, von Teilnehmer Christian Schulte-Loh zynisch „Jenny-Elvers-Simulator“ genannt, nutzt sich vermutlich sehr schnell ab. Die ersten Male muss man zwar noch darüber lachen, wenn sich Susan Sideropoulos oder Philip Simon hinlegen, wirklich lange hält das aber auch nicht. Wirklich gute Pointen bringt in diesem Spiel auch nur der niederländische Comedian auf die schräge Platte. Selbst der aber tut sich zu Beginn schwer und weiß zunächst nur den Aufforderungen des Moderators folge zu leisten. Als der beispielsweise als Anweisung sagt „Du hast die Tüten vergessen“ lautet die prompte Erwiderung „Och Mensch, ich hab die Tüten vergessen.“ Störend wirkt zudem, dass immer wieder das Gesicht des lachenden Jochen Schropp eingeblendet wird. So bleibt der Zuschauer nie lange genug in der Szene und das Geschehen wirkt noch abgehakter als es ohnehin schon ist. Hilfreich wäre es hier gewesen sich an der «Schillerstraße» zu orientieren und den Darstellern einen Knopf ins Ohr zu setzen. Außerdem hätte eine kleine Bildeinblendung Schropps in der Ecke vollends genügt – sein Gesicht war im Laufe der Sendung ohnehin oft genug zu sehen.
Nach wenigen Minuten verlassen die Darsteller die schräge Szenerie dann und betreten sie auch nur noch für das letzte Spiel erneut. Warum in sämtlichen Spielen dazwischen nichts wirklich schräges passiert, bleibt wohl das Geheimnis der Macher: Denn Abwechslung schön und gut, aber die ist auch abseits der schrägen Bühne kaum gegeben: Alleine dreimal müssen die Teilnehmer Worte erklären und erraten, jedes Mal auf unterschiedliche Art und Weise. So beim Spiel „Tanzworten“, bei dessen Namenswahl offenbar der kreativste Praktikant seiner Wut freien Lauf lassen durfte. Dort werden die Teilnehmer von einer professionellen Tänzerin rumgewirbelt und müssen gleichzeitig versuchen, Worte zu erklären. Der Fokus der Erklärenden liegt aber offenbar eher bei der Dame als beim Spiel. Wirklich unterhaltsam ist auch das nur in den ersten Momenten. Die beiden anderen Spiele dieser Art sind da ebenfalls nicht besser. Was hier vor allem schadet ist, dass zwar stets mehrere Kandidaten teilnehmen, es aber keinen Wettbewerb zwischen ihnen gibt. Das hätte den oft fehlenden Witz eventuell wett gemacht.
Beim Spiel Bodystabieren dürfen die Protagonisten dann mit ihren Körpern Worte formen (über jegliche Waldorfschulen-Witze sei an dieser Stelle hinweg gesehen). Anders als man bei der Beschreibung glauben könnte, steckt hinter diesem Spiel aber durchaus Potenzial, was mitunter am verzweifelt wirkenden Oliver Beerhenke liegen mag, dessen Koordinationsfähigkeiten gelinde gesagt gering wirken. Und auch das anschließende Spiel in der Dunkelkammer hat seinen Reiz, vor allem weil Personen im Raum sind, mit denen die teilnehmenden Promis nicht rechnen. Diese spritzen zum Beispiel mit Wasser auf die Kandidaten. In diesem Spiel läuft auch endlich einmal Oliver Wnuk zu Form auf und weiß zu unterhalten. Hier bringt er das erste Mal sein wahres Potenzial hervor.
Besonders auffällig ist neben Jochen Schropp, der sich zumeist in Smalltalk verliert, vor allem Susan Sideropoulos, obwohl sie gar nichts dafür kann. Der Grund: Sie ist bei so gut wie jedem Spiel dabei, während beispielsweise Palina weit seltener zum Einsatz kommt. Warum das so ist wird nicht wirklich ersichtlich, zumal von den beiden Damen keine wirklich heraussticht. Das aber scheint ohnehin die größte Schwierigkeit zu sein, die «Jetzt wird’s schräg» mit sich bringt: Wirklich besonders ist keiner der Charaktere. Ja, Philip Simon hat immer wieder ein paar gute Gags parat, aber eine wirkliche Sonderrolle spielt auch er nicht. Die gelegentlichen Pointen, von denen offensichtlich im Studio mehr ankommt als an den Schirmen zuhause, reichen einfach nicht um zu überzeugen. So aber dürfte das Programm höchstens ein paar wenige Lacher während dem Bügeln produzieren, bei voller Aufmerksamkeit hingegen ist das bei weitem nicht ausreichend. In die großen Fußstapfen der Vorgänger tritt die Sendung also nicht, mehr als ein laues Sommerlüftchen hat Sat.1 damit nicht im Programm. Und das, obwohl das Personal doch deutlich mehr Potenzial gehabt hätte.