Die neue NDR-Show riss konzeptionell wahrlich keine Bäume aus. Mit einfachen Mitteln und überschaubaren Kosten sprang dennoch kurzweilige Unterhaltung heraus.
Während viele Größen der Unterhaltungsbranche dagegen ankämpfen, auf ein Genre fixiert und beschränkt zu werden, hat sich Jörg Pilawa offenbar mit seiner Rolle als Quizonkel nicht nur abgefunden, sondern spielt inzwischen sogar mit diesem Image - immerhin soll sein nächstes Projekt den Titel «Quizonkel.TV» tragen (
Quotenmeter.de berichtete). In der neuen NDR-Sendung
«Kaum zu glauben!» fungiert Pilawa nun aber erst einmal als Teil eines vierköpfigen Rateteams und nebenbei als kreativer Kopf hinter der Idee. Allzu lange dürfte er für diesen Einfall allerdings nicht getüftelt haben, denn das Format bedient sich munter bei bereits bekannten Shows. Für durchaus launige 60 Minuten Unterhaltung reicht es aber dennoch.
Ein prominentes Rateteam um Pilawa, Bernhard Hoecker, Hubertus Meyer-Burckhardt und Stephanie Stumpf muss innerhalb einer sehr knapp bemessenen Zeit von 45 Sekunden durch Ja-/Nein-Fragen versuchen, mehr oder minder unglaublichen Geschichten auf die Schliche zu kommen, die Kandidaten mitbringen. Nach jedem Promi, der nicht auf die richtige Lösung kommt, gewinnt der Gast 200 Euro, wenn auch nach Ablauf der Gesamtzeit und einem abschließenden Rateversuch die richtige Lösung noch nicht genannt wurde, geht er mit dem recht knapp bemessenen Hauptgewinn von 1.000 Euro nach Hause. Als Moderator fungiert Kai Pflaume.
Sowohl Grundidee als auch Umsetzung entsprechen in weiten Teilen der von Harald Schmidt präsentierten Spielshow «Pssst...», auch Sendungen wie «Wer bin ich?» oder «Sag die Wahrheit» funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. Wer also besonders großen Wert auf frische und unverbrauchte Konzepte legt, ist hier völlig an der falschen Stelle. Auch Elemente wie Abwechslungsreichtum oder Spannung sucht man vergebens, stattdessen bekommt man routinierte und kurzweilige Unterhaltung geboten, die zwar professioneller produziert wirkt als bei manch anderem Show-Format der Dritten, sich im Grundton allerdings nicht großartig hiervon unterscheidet. Also keine Angst: Die Namen Pflaume und Pilawa stehen auch im Jahr 2014 nicht vorrangig für Mut und Pioniergeist.
Ob das allerdings per se schlecht sein muss und kritisiert gehört, ist dann tatsächlich eher eine Frage des Zugangs, den der Zuschauer zum Medium Fernsehen hat. Wem es reicht, sympathische und engagierte Ratefüchse dabei zuzusehen, wie sie auf lockere und humorvolle Art und Weise versuchen, durch clevere Fragen auch den seltsamsten Geschichten auf den Grund zu gehen, der ist hier gut aufgehoben. Das Ensemble der Show macht einen guten Job, das Studio-Publikum lacht mehrfach ausgelassen, es kommt nie das Gefühl von Langeweile auf. Wie lange sich dieses einfache und überaus gradlinige Konzept jedoch trägt, lässt sich nach einer Folge schwer prognostizieren. Die insgesamt sechs Spielrunden der ersten Episode laufen stets identisch ab, sodass es auf Dauer etwas statisch und abwechslungsarm daherkommt.
Wie gefiel Ihnen der Auftakt von «Kaum zu glauben!»?
Insgesamt ist «Kaum zu glauben!» eine nette Spielshow für das Abendprogramm eines Senders, der nicht allzu hohe Erwartungen an die Einschaltquote hat. Das Spielprinzip ist schnell zusammengefasst und stellt keine hohen Anforderungen an den Zuschauer, sodass er problemlos Teile der Sendung verpassen kann. Fans der klassischen, innovationsarmen und kurzweiligen Unterhaltung werden hier gut bedient, wer hingegen nach besonderen Fernseherlebnissen strebt, darf unbesorgt abschalten - und in den kommenden sieben Wochen am Montagabend gegen 22:00 Uhr den Norddeutschen Rundfunk meiden.