WebTV ist bei Verlagen noch immer ein Kindergarten der Ideen. Dabei könnten Gesichter den Marken einen beachtlichen Mehrwert geben.
WebTV kostet vergleichsweise viel Geld und bringt keine Einnahmen. Daher wird es oft als Zusatzangebot angesehen und verkommt zum Prestigeobjekt für Verlage. Dabei generieren Video-Angebote einen ganz anderen Mehrwert für die digitalen Angebote jener Marken. Ich verknüpfe mit Spiegel Online bislang nur ein Gesicht. Ab und an sehe ich Journalistin Sandra Sperber bei ihren Reportagen in Amerika zu. Mittlerweile folge ich der guten Dame auf Twitter und freue mich über neue Videos von ihr auf der Plattform.
Für den Leser hat diese Webseite aus Text und Bildern nun auch endlich ein Gesicht. Einst prägten TV-Dinos solche Bilder im Fernsehen. Online dagegen hat man oft nur einen Markennamen und sogenannten Videocontent. Der ist nur meist sehr zerklüftet und hat nicht einmal eine einheitliche Präsentation. Als echte Sender treten die großen Verlage da selten oft. BILD.de versucht sich momentan an vielen Formaten, bringt Live-Shows und stellt so ein paar Journalisten ins eigene Rampenlicht.
Bei Focus Online testet zum Beispiel Herr Matting viele Gadgets in Form von Videobeiträgen. Er allein ist für mich als Leser damit der Tester von Focus Online. Matting ist damit eigene Marke geworden und war sogar schon einmal im Fernsehen als Experte zu sehen. Genau bei diesem TV-Beitrag dachte ich dann aber an den Tester von Focus. Verlage und Redaktionen haben diesen Umstand wohl noch gar nicht so recht begriffen. Es gibt oftmals keine einheitliche Verpackung der Videos, Praktikanten dürfen sich vor der Kamera probieren und irgendwann werden die Formate nicht mehr fortgeführt.
Dabei liegt gerade hier ein spannendes Feld unbeackert brach. Wer repräsentiert unsere Marke als Gesicht im Netz? Wer ist Markenbotschafter über das Medium Video? Beim Stern sehe ich da zumindest in sehr unregelmäßigen Abständen Hans-Ulrich Jörges prominent mit seinem Video-Zwischenruf platziert. Allerdings hat keine dieser großen Nachrichtenseiten auch seinen eigenen Anchorman. Dabei liegen die Themen 24 Stunden bereit. Warum gibt es noch keinen Wickert aus dem Internet? Der Wickert von Spiegel Online?
Die Bandbreiten der Nutzer steigen jedes Jahr und Videoinhalte sind selbst auf Mobiltelefonen kein großer Kostenfaktor mehr. Der Postillon karikiert sogar einen bekannten Nachrichtensender mit einem eigenen WebTV-Format. Auf Dauer sollte man sich hier bei den Verlagen also vielleicht mehr Gedanken zu einer möglichen Strategie machen.
Wie kann man dem eigenen Angebot ein Gesicht geben?