Mit «Turn» wollte der amerikanische Sender AMC einen Nachfolger für «Breaking Bad» und dem scheidenden «Mad Men» platzieren, hat es aus Quoten- und Kritikersicht aber (noch) nicht geschafft. Quotenmeter.de blickt auf die Zahlen der jüngst beendeten ersten Staffel.
AMCs aktuelle und geplante Serien
- «Mad Men» (endet im Frühjahr 2015)
- «The Walking Dead» (gestartet 2010)
- «Hell on Wheels» (gestartet 2011)
- «Turn» (Zukunft nach beendeter erster Staffel noch ungewiss)
- «Halt and Catch Fire» (startete im Juni 2014)
- «Better Call Saul» (startet im November 2014)
Kein Sender hat in den vergangenen Jahren einen solchen Aufstieg erlebt wie AMC. Der Kanal schaffte es mit Serien wie «Breaking Bad», «The Walking Dead» und «Mad Men» in einer Liga zu spielen wie die Pay-TV-Größen HBO und Showtime. Die Geschichten um Walter White sind aber bereits zu Ende erzählt und auch «Mad Men» beendet im Frühjahr 2015 seine Fernsehpräsenz. Und neben «The Walking Dead» fehlt AMC derzeit der ebenbürtige Nachwuchs. «Hell on Wheels» fährt zwar seit drei Staffeln passable Zuschauerzahlen ein, doch Preise holt das von den Kritikern weniger beachtete Format nicht. Die neue Serie «Turn» sollte nun die Kehrtwende bringen, fand mit der jüngst beendeten ersten Staffel aber noch nicht den gewünschten Anklang.
«Turn» spielt zu Zeiten des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges um 1776 und erzählt die Geschichte des ersten US-Spionagerings, des sogenannten Culper Ring. Unter dem Kommando von George Washington gegründet, spionierten dessen Mitglieder die britischen Truppen aus, die jüngst Gebiete von New York für die britische Krone zurückerobert hatten. Die Hauptrolle spielt Jamie Bell (bekannt aus «Billy Elliot» und «Jumper»), der sich in der Serie vom Farmer zum Spion und somit zum vermeintlichen Helden des Formats entwickelt. Bereits vier Monate vor Sendestart begann AMC während des Midseason-Finals von «The Walking Dead» mit Trailern die Werbetrommel zu rühren.
Am 6. April 2014 flimmerte dann die erste Episode der zehn Folgen umfassenden ersten Staffel über die Bildschirme. Mit 2,12 Millionen Zuschauern lag man in einem überschaubaren, aber durchaus passablen Bereich. Die einstigen Hit-Serien «Mad Men» und «Breaking Bad» gingen einst mit deutlich weniger Zuschauern an den Start. Da dies aber zu einer Zeit geschah (2007 und 2008), in der AMC noch ein kleines Licht am Himmel der Qualitätsserien war, sind diese Werte nur bedingt vergleichbar. Fakt ist aber, dass «Turn» in direkter Konkurrenz zur HBO-Erfolgsserie «Game of Thrones» lief, womit der erreichte Auftaktwert durchaus als zufriedenstellend abgetan werden kann.
Die zweite Episode diente dann am 13. April als Einleitung für den ersten Teil der finalen «Mad Men»-Staffel, womit sich AMC am Sonntagabend hochkarätig und zuschauerstark aufstellen wollte. Dieser Plan ging aber nicht so recht auf. «Turn» gab erwartungsgemäß Zuschauer ab und landete mit der zweiten Ausgabe bei 1,87 Millionen Zusehern, ehe auch «Mad Men» mit 2,27 Millionen Fans deutlich unter den Werten der Vorgängerstaffel startete. Jamie Bell ließ auch in seiner dritten Folge als neuer Spion Federn und zählte am 20. April noch 1,40 Millionen Menschen. «Mad Men» verlor ebenfalls und befand sich mit 1,89 Millionen Zuschauern plötzlich auf einem Niveau, das man seit Staffel drei im Jahr 2009 eigentlich weitestgehend hinter sich gelassen hatte. Geboren war der neue AMC-Sonntag, der den Erwartungen aber nicht gerecht wurde.
Zudem fielen auch die Kritiken zum Neustart «Turn» eher durchwachsen aus. Man war sich zwar durchaus einig, dass die Serie Potential besitzt, dieses aber nicht vollends ausschöpft und man als Zuschauer eher einen dahin plätschernden Plot und eben keine denkwürdige Geschichtsstunde zu Gesicht bekommt. So tummelten sich auch die nachfolgenden Episoden in einem eher überschaubaren Bereich von 1,30 Millionen bis 1,39 Millionen Zuschauern. Zeitgleich beendete «Mad Men» Ende Mai vor weniger als zwei Millionen Fans den ersten Teil seiner finalen Staffel. Ab Anfang Juni war das neue Serien-Doppelpack aus «Turn» und «Mad Men» also schon wieder Geschichte und das historische Spionageformat ging fortan allein auf Zuschauerfang. Das sorgte mit der vorletzten Episode für einen Negativrekord. 1,17 Millionen Menschen sahen die neunte Ausgabe. Das Staffelfinale zeigte sich am 8. Juni dann wieder versöhnlicher und generierte 1,60 Millionen Amerikaner.
Nach insgesamt zehn Folgen sind sich Kritiker und Quote einig: Für die neue AMC-Serie besteht noch Luft nach oben. Ob diese allerdings die Chance bekommt sich erneut zu beweisen, ist derzeit noch unklar, da sich der Sender noch nicht zur Zukunft des Formats geäußert hat. Angesichts mangelnder Alternativen darf man aber hoffen, denn auch «Mad Men» ist bald Geschichte, das neue «Halt and Catch Fire» ist noch deutlich schwächer gestartet als «Turn» und ob die geplante Serie «Better Call Saul», die als Ableger von «Breaking Bad» die Vorgeschichte von Saul Goodman erzählt, ein Erfolg wird, ist nicht garantiert.