In den vergangenen Tagen kam der Verdacht auf, bei der Produktion des Investigativ-Formats der «akte»-Macher sei nicht sauber gearbeitet worden. Deshalb bleibt die Sendung jetzt erstmal im Archiv. Was die Produktionsfirma dazu sagt...
Quoten-Quickie «Lange Undercover»
- Folge 1: 8,9%
- Folge 2: 8,2%
- Folge 3: 10,8%
- Folge 4: 8,7%
MA 14-49
Kein Wort hat Sat.1 darüber verloren, dass am Dienstag anstelle der eigentlich angesetzten fünften Folge der Sendung
«Lange Undercover» eine Ausgabe von «24 Stunden» ab 23.15 Uhr zu sehen war. Auf der Facebook-Präsenz war der Ärger darüber, dass die Episode, die sich mit dem Vertrieb von Tierpornos befassen wollte, kurzerhand nicht zu sehen war, spürbar. Dass der Münchner Privatsender schon fertig produzierte Folgen nun in der Schublade lässt, hat aber einen guten Grund. In den vergangenen Tagen wurde die Geschäftsführung mit Vorwürfen konfrontiert, bei der Produktion des Reporter-Formats sei massiv geschlampt worden. Öffentlich gemacht hat dies nun ein
Blogger aus Herford.
Eigentlich wollte der Sender mit dem Format auf den Erfolgs-Zug von RTL aufspringen, wo erst kürzlich mit dem Aufdecken von miserablen Zuständen bei der Kette Burger King ein echter Coup gelang. Nun aber könnte «Lange Undercover» das ohnehin schon angekratzte Info-Image des Bällchensenders noch weiter ramponieren. Quotenmeter.de liegen Informationen vor, die massive Vorwürfe gegen Reporter und Macher der Produktionsfirma META erheben. Einiges von dem, was in dem investigativen Format als „echt“ beschrieben wurde, sei eine „Fälschung“ gewesen, heißt es darin.
„
Ich geh’ für Dich ´ne Stufe weiter, als Du es so schon im Fernsehen gesehen hast…“
”
Daniel Lange über seine neue Sendung
Genannt wird unter anderem eine Episode, in der der Reporter nach Nigeria geflogen ist, um die Machenschaften der „Nigeria-Connection“ aufzudecken. In dem Film erklärt Lange, dass ihm die örtliche Polizei nicht von den Fersen weicht, weshalb abgemachte Treffen platzen würden. Später versucht er die Polizei abzuschütteln. Angeblich aber hätte das TV-Team die Sicherheitskräfte extra angeheuert. In einem Video-Interview zu Promo-Zwecken beschrieb Lange kürzlich seine Eindrücke aus Nigeria: „Die Situation dort war nicht ungefährlich. Nigeria ist eine Welt für sich – auf der einen Seite unglaublich reich, auf der anderen unheimlich arm. Es ist also grundsätzlich gefährlich, sich dort zu bewegen. 300 Tote gibt es jeden Tag durch Raubüberfälle.“ Auch die Gefahr entführt zu werden, sei groß. Bemängelt wird nicht die Anschaffung von Sicherheitspersonal, sondern die entsprechende Darstellung in dem TV-Beitrag.
Auch Sat.1 hat davon Kenntnis bekommen und das Format deshalb gecancelt. Gegenüber Quotenmeter.de sagt Sendersprecherin Diana Schardt: „Wir haben am Wochenende Hinweise auf eine mögliche Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht in einer «Lange Undercover»-Sendung erhalten und sofort reagiert, indem wir die restlichen zwei Sendungen von «Lange Undercover» aus dem Programm genommen und den Produzenten zur lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe aufgefordert haben.“ Diese solle sogar via eidesstattlicher Erklärung erfolgen. META-Chef Oli Weiberg räumt derweil auf Anfrage von Quotenmeter.de Fehler ein. "Leider ist META bei einer Episode der Produktion von «Lange Undercover» ein Fehler in der Zusammenfassung einer Situation in der Folge „Jagt die Schleppermafia“ unterlaufen." Nun arbeite man mit Hochdruck daran, "mögliche weitere Schwächen" zu identifizieren. Weiberg betont allerdings:
„Die ausgestrahlten Geschichten und Fälle bei «Lange Undercover» sind alle real. Diese wurden von dem Team sorgfältig recherchiert. Bei der Umsetzung der Folge Schleppermafia wurde eine Entscheidungen getroffen, bei denen die journalistische Sorgfaltspflicht und unseren eigenen hohen Standards nicht eingehalten wurden. Das darf und wird in Zukunft nicht mehr geschehen.“ Quotenmeter.de vorliegenden Informationen, dass META personelle Konsequenzen gezogen hat, dementiert der Firmenchef derweil: Es stimme nicht, dass Daniel Lange nicht mehr für die Redaktion arbeite.
Auswirkungen könnte der Skandal auf das Traditionsformat «Akte» haben, das der Münchner Sender seit fast 20 Jahren im Programm hat. Die Lange-Sendung wurde von Teilen der «Akte»-Redaktion betreut. "Grundsätzlich wendet META keine fragwürdigen Methoden an und legt an alle Projekte die gleichen hohen journalistischen Standards an. Bei der «Akte» – dafür steht Ulrich Meyer persönlich - sind die journalistischen Standards extrem hoch und werden immer wieder auf den Prüfstand gestellt.“
Dieser Artikel wurde um 13.40 Uhr durch Zitate von META aktualisiert.
Update Oktober 2014:Eine abschließende Untersuchung hat nach Quotenmeter.de-Infos ergeben, dass in der besagten Sendung eine Moderation nachgedreht wurde. Ansonsten sei das journalistische Vorgehen korrekt gewesen.