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Vom Zugpferd zum lahmen Gaul

«American Idol» ist längst nicht mehr der Zuschauermagnet unter den US-Castingshows und musste sich in der jüngst zu Ende gegangenen Staffel sogar der NBC-Konkurrenz «The Voice» geschlagen geben.

«American Idol» vs. «The Voice»

Erstmals in der «American Idol»-Quotengeschichte musste sich die Castingshow in ihrer 13. Runde der jüngst zu Ende gegangenen sechsten Staffel von «The Voice» bei NBC geschlagen geben. Beide Formate waren zwar auf dem selben Niveau mit jeweils etwas mehr als 15 Millionen Zuschauern in die neuste Season gestartet, doch gelang es «The Voice» im Staffelverlauf mehr Fans bei der Stange zu halten, sodass im Schnitt 12,36 Millionen Menschen einschalteten. «American Idol» generierte durchschnittlich allerdings „nur“ 9,78 Millionen Zuschauer.
Als sich FOX von der britischen Superstarsuche «Pop Idol» inspirieren ließ und im Sommer 2002 mit «American Idol» einen Ableger auf den Markt brachte, hätte wohl kaum einer gedacht, dass diese Sendung mal zur wohl erfolgreichsten Castingshow im amerikanischen Fernsehen wird. Über mehr als zehn Staffeln hinweg bescherte sie FOX Zuschauerzahlen, bei denen die Konkurrenz alt aussah. Quoten jenseits der 20 Millionenmarke wurden gemessen; nur selten platzierte man sich darunter. Auch die Hürde der 30 Millionen Zuschauer wurde regelmäßig angepeilt und zu Hochzeiten auch geknackt. Doch auch der hellste Stern am Himmel verliert irgendwann an Leuchtkraft, was «American Idol» während der jüngst zu Ende gegangenen 13. Staffel schmerzlich zu spüren bekam.

Anfang des Jahres begann FOX die Ausstrahlung der 13. Runde und hatte schon zum Staffelauftakt mit Verlusten zu kämpfen. 15,19 Millionen Menschen sahen die erste Ausgabe. Während man bei anderen Shows zugegebenermaßen in Jubel ausbrechen würde, liegt dieser Wert deutlich unter den Zuschauerzahlen vergangener Staffeln. Der Auftakt der 12. «American Idol»-Runde brachte es Anfang 2013 immerhin noch auf fast 18 Millionen Zuschauer und schon damals hatte man gemeckert, denn im Jahr 2012 durchbrach man mit 21,93 Millionen Fans noch deutlich die 20 Millionenmarke. Dieses Erfolgserlebnis blieb der aktuellen Season allerdings komplett verwehrt. Im Laufe der Castingphase musste die Sendung nach dem bereits „schwachen“ Start weitere Verluste verkraften. Der Casting-Tiefpunkt lag bei 11,42 Millionen Zuschauern und neun Prozent in der Zielgruppe. Das damit aber noch lange nicht das Staffeltief erreicht war, war zu dem Zeitpunkt noch niemandem klar.

Zunächst durfte sich «American Idol» Anfang Februar mit Beginn der nächsten Showphase auf einen Zuschaueranstieg freuen. Mit der Ausgabe „Hollywood or Home“ mussten sich die Teilnehmer ihr Ticket für einen Workshop in Hollywood noch in der Flughafenhalle verdienen. Wer scheiterte, durfte direkt umkehren und den Heimflug antreten. 13,43 Millionen Amerikaner ließen sich die Flughafen-Battles nicht entgehen. Auch in der Zielgruppe bewegte man sich mit elf Prozent wieder im zweistelligen Bereich. Bis Mitte Februar wurden die Teilnehmer dann auf 15 Jungs und 15 Mädels reduziert, ehe am 18. Februar die nächste Showphase startete. Mit dieser rutschte die aktuelle «American Idol»-Staffel dann erstmals in die Einstelligkeit. „Nur“ noch 9,73 Millionen Menschen blieben der Sendung erhalten. Mit der Vorstellung der Top 13 Kandidaten knackte die Castingshow zwar noch einmal die Zehn-Millionenmarke, doch mit dem Beginn der Liveshows sank das Interesse an dem Gesangswettbewerb. Nach und nach begann die Sendung sich selbst zu unterbieten.

FOX fuhr während der Livephase das bekannte Ausstrahlungsprinzip der vergangenen Jahre und verteilte die finalen Shows auf zwei Sendetage. Am ersten Abend performten die Liveshow-Kandidaten; am zweiten Abend wurden dann die Ergebnisse verkündet. Vor allem die „Ergebnis-Shows“ zogen den Schnitt der Castingshow nach unten. Mit 7,98 Millionen Zuschauern fuhr man Ende März beispielsweise die niedrigste Reichweite aller bisher gezeigten Staffeln ein. Einen Tag zuvor kam die Perfomance der Künstler immerhin noch auf 9,33 Millionen Zuseher. Weitere Negativrekorde folgten; und das immer bei der Verkündung der Ergebnisse. Am 3. April sahen 7,72 Millionen Menschen zu, eine Woche später fiel man auf 7,63 Millionen Zuschauer, ehe man sich am ersten Mai mit 7,03 Millionen Zusehern erneut unterbot. Die Zehn-Millionenmarke rückte damit in fast unerreichbare Dimensionen und in der Tat konnte diese nur noch einmal zum Finale geknackt werden.

Am 21. Mai beendete FOX die 13. Staffel und kürte vor 10,53 Millionen Zuschauern Caleb Johnson als Sieger. Damit verzeichnete «American Idol» die schwächste Reichweite für ein Finale. In der vergangenen Saison sahen den Staffelabschluss immerhin noch mehr als 14 Millionen Zuschauer. Nichtsdestotrotz sprach FOX der Castingshow bereits sein Vertrauen aus und verlängerte das Format um eine 14. Staffel. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Staffel mit einigen Änderungen aufwarten wird und muss, denn im Vergleich mit der «The Voice»-Konkurrenz bei NBC (siehe Infobox) wird dem einstigen Flaggschiff im Castingshow-Geschäft so langsam der Rang abgelaufen.
29.05.2014 09:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/70995
Marcel Roßmann

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Tags

American Idol Pop Idol The Voice

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