Für «Yps - Die Sendung» wurde er für einen Grimme-Preis nominiert, derzeit präsentiert er «I like the 90s» bei RTL und mit «Was wäre wenn?» hat er schon das nächste Projekt im Köcher. Im Exklusiv-Interview mit Quotenmeter.de erneuerte Jan Köppen die Forderung nach mehr Mut im Fernsehen.
Zur Person: Jan Köppen
Der 1983 geborene Giessener begann zwei Studengänge, tauchte in diese aber nicht mit kompletter Leidenschaft ein. Stattdessen ging Jan Köppen 2005 zum Sender VIVA - mit einem Praktikum dort startet seine Fernsehkarriere. Bisher moderierte er also die Chart Shows wie die «TOP100», «Neu», «Liederladen Top20» und Festivalberichte vom «Splash» oder den «Hip Hop Open». Hinzu kommt die tägliche Show «Viva Live». Seit August 2013 ist Jan bei ZDFneo mit dem Reise-Wissenschaftsmagazin «Abgefahren» zu sehen. Für RTL macht er «Yps», «I like the 90s» und das schon fertig produzierte «Was wäre wenn?», das aber noch auf einen Platz im Prorgamm wartet. Herr Köppen, Sie sind einer der TV-Aufsteiger. Als Praktikant starteten Sie ins Fernsehgeschäft und hielten sich anfangs bei kleineren Sendern und in Spartenprogrammen auf, nun sind Sie im RTL-Hauptprogramm angekommen. Wie bewerten Sie persönlich Ihren Aufstieg und was sehen Sie als Gründe dessen?
Zunächst freue ich mich natürlich sehr, dass die Situation so ist wie im Moment. Dass sie so ist, hat eine Menge Gründe, auch viele, die ich nur bedingt beeinflussen kann. Es hat auf der einen Seite, wie so oft in der Branche, mit dem richtigen Zeitpunkt, Ort und vor allem der richtigen Sendung zu tun. In meinem Fall ist es «Yps - Die Sendung» bei RTL Nitro, die ich als Haupt-Auslöser für diesen von Ihnen genannten „Aufstieg“ nennen würde, ohne dabei vorangegangene Projekte außer Acht zu lassen. Aber «Yps - die Sendung» kam sofort gut an und wurde für einen Grimme-Preis nominiert. Dadurch habe ich viel Aufmerksamkeit bekommen und das Interesse wurde größer. Auf der anderen Seite hat es auch mit einer gewissen Ruhe und Geduld zu tun, die ich mir über die letzten Jahre angeeignet habe, weil ich Fernsehen nicht machen will, nur um im Fernsehen zu sein. Auch bei anderen Projekten und vor allem durch meine Zeit bei Viva habe ich viele Erfahrungen gesammelt, die mich persönlich weitergebracht haben und mir jetzt eine Basis geben. Unterm Strich hoffe ich, dass mir das Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Leuten zu sein, noch eine Weile erhalten bleibt und beim Rest gebe ich mein Bestes.
Ihr neues Format «I Like The 90s» lief bei RTL gleich toll an und ist vor allem bei jungen Zuschauern beliebt. Wie erklären Sie sich das Interesse der Fernsehenden an der Sendung am Jahrzehnt, das ein Großteil der Bevölkerung als schrill bezeichnete und von dem heutzutage weit weniger Menschen schwärmen als von den 70ern oder 80ern?
Vielleicht weil wir im perfekten zeitlichen Abstand zu diesem Jahrzehnt leben. Weil viele von uns noch nah genug dran sind, um sich zu erinnern, die Jüngeren aber weit genug weg, um ein „Aha Erlebnis“ zu haben. Die, die dabei waren, sagen: „Ach du Scheisse - stimmt, so war’s!“ Die, die nicht dabei waren sagen: „Ach du Scheisse!“
Ihr Kollege Jan Böhmermann hat mit einem Mix einiger bekannter Hits aus den 90ern eine Hommage an die Neunziger geschaffen. Wie sehr liegen Ihnen denn die Neunziger am Herzen undenkbar welche Relikte aus dieser Zeit sind Ihrer Ansicht nach am Kultigsten – kurz gesagt: Inwiefern eignen Sie sich als Moderator eines solchen Formats?
Erst einmal großen Respekt an Jens Böhnernann und sein ganzes Team. Die haben da ein Meisterwerk hingelegt und die 90er perfekt in Bild und Ton zusammengefasst. Und auch wenn ich zu Beginn der Neunziger noch relativ jung war, habe ich sie sehr intensiv miterlebt und kann mich noch an Vieles erinnern. Egal, ob das der Fußballweltmeister-Titel 1990 ist, bei dem ich noch heute vor meinem inneren Auge Andreas Brehme den Elfmeter schießen sehe. Oder der Kult um Fila Daunen Jacken, Buffalos, Gameboys, Rollerblades, «RTL Samstag Nacht», OneTouch Easys, Internet, Vengaboys und Hyper, Hyper. Heißt nicht, dass ich all das persönlich ausgelebt habe
(lacht) aber ich war dabei. Demnach eigne ich mich auf jeden Fall dafür, eine solche Sendung zu präsentieren. Mein Anspruch ist ja auch nicht der Guido Knopp von RTL zu sein.
Apropos Jan Böhmermann: Zusammen mit ihm, Palina Rojinski und Katrin Bauerfeind sind Sie Teil des Ensembles der bald anlaufenden Comedy-Sendung «Was wäre wenn?». Worum geht es?
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Ein anarchisches und gewagtes Comedy Format mit einem Top Team. Von Pipi Kacka bis Politik. Alles dabei.
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Jan Köppen über seine neue Sendung «Was wäre wenn?»
Der Name ist Programm. «Was wäre wenn?» man zum Beispiel einen Tag mit Hitler Bart durch die Stadt läuft oder sich in einem Interview nicht so verhält wie es das Gegenüber erwartet. Wir alle treten in verschiedenen Konstellationen oder in Rollen auf und erzeugen Situationen, die durchaus sehr unangenehm sein können. Ein anarchisches und gewagtes Comedy Format mit einem Top Team. Von Pipi Kacka bis Politik. Alles dabei.
Es wirkt zunächst als wäre „Was wäre wenn?“ nicht die typische RTL-Sendung. Zuletzt forderten Sie auch öffentlich mehr Mut seitens der Sender ein, ihr Programm nicht bloß nach den typischen TV-Konventionen zu gestalten. Inwiefern wird diese Forderung in Formaten wie «I Like The 90s» oder «Was wäre wenn?» umgesetzt?
Wie im richtigen Leben kann man es auch im Fernsehen nicht allen recht machen. Das wiederum versucht Fernsehen sehr oft. Aber Everybody’s Darling sein zu wollen, funktioniert nicht und ist nicht glaubwürdig. Und das ist auch gut so. Daher auch meine Forderung, mutiger zu sein und öfter mit Konventionen zu brechen. Platz für Neues und Innovatives machen. Nicht als Ziel haben Erwartungen zu erfüllen, sondern neue Erwartungen schaffen. Dann wird es auch nicht langweilig. Wenn dann am Ende jemand die Energie aufbringt negative Kritik zu äußern, hat er sich wenigstens mit der Sache beschäftigt und das ist mehr wert als egal zu sein.
«Was wäre wenn?» ist eine untypische Sendung, die mutiger daherkommt als vieles andere und aus diesem Grund für mich extrem spannend. «I like the 90s» ist im Gegensatz dazu natürlich eine ganz andere Art von Fernsehen. Unterhaltend, informativ und für das breite Publikum gemacht. Aber auch darauf habe ich Lust und möchte mich dem nicht verschließen, denn der Inhalt stimmt.
Das Konzept von «Was wäre wenn?» klingt vielversprechend und nach einer anarchischen Sendung mit viel humorigen Blödeleien. So könnte man auch das «Neo Magazin» auf ZDFneo und «Circus Halligalli» umschreiben, die zuletzt beide einen Grimme-Preis einheimsten. Gute Aussichten also auf einen Erfolg von «Was wäre wenn?»? Welches Potential hat die Sendung Ihrer Meinung nach?
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Ein paar Einspieler werden es meines Wissens nach aus rechtlichen Gründen wahrscheinlich nicht in die Sendung schaffen.
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Jan Köppen über die neue RTL-Sendung «Was wäre wenn?», für die er mit Palina Rojinski, Jan Böhmermann und Katrin Bauerfeind vor der Kamera stand
Das Format ist super, weil es sich etwas traut und Grenzen überschreitet. Es gab viele Situation, bei denen wir selber nicht wussten, was am Ende rauskommt, weil es oft ein Spiel mit dem Feuer war. Fliegen wir auf? Rastet jemand aus? Werden wir verklagt? Immer eine Gradwanderung. Ein paar Einspieler werden es meines Wissens nach aus rechtlichen Gründen wahrscheinlich nicht in die Sendung schaffen. Das alles führt aber auch dazu, dass es eine spannende Zeit war, wir hatten viel Spaß beim Dreh, das Team war super und die Inhalte stimmen. Und dann ist mir auch die Quote egal. Denn die sagt ja nicht immer etwas über die Qualität aus.
Bild: RTL Nitro / Tobias Vollmer
"Everybody’s Darling sein zu wollen, funktioniert nicht und ist nicht glaubwürdig. Und das ist auch gut so. Daher auch meine Forderung, mutiger zu sein und öfter mit Konventionen zu brechen." - Jan Köppen
Der Pilot vom von Ihnen moderierten «YPS – Die Sendung» gewann ebenfalls fast den Grimme-Preis. Was hat das Format anderen Wissensmagazinen ihrer Ansicht nach voraus?
Ich glaube, dass der Zuschauer immer dann skeptisch und abweisend reagiert, wenn Fernsehen zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger um die Ecke kommt und so versucht etwas zu vermitteln. Der Zuschauer wird sowieso zu oft unterschätzt und wenn dann noch jemand im Fernsehen sagt „Hör mal zu Freundchen, so funktioniert die Welt!“ - schaltet er schneller ab als interessiert dran zu bleiben. Das ist doch wie bei Lehrern. Da kann einer kommen, der extrem viel Wissen an den Tag legt, das Handwerk perfekt beherrscht aber alles ohne Lust und wenig menschlich runter rattert - da hat doch kein Schüler Bock drauf. Und dann kommt einer, der auf Augenhöhe und mit Spaß bei der Sache ist, das Ganze nicht so ernst nimmt und Interesse an seiner Umgebung zeigt - da hatte ich als Schüler auch viel mehr Lust auf Sachen, zu denen ich erst keinen Zugang hatte.
Und so sollte für mich auch Fernsehen entstehen. Mit Spaß, auf Augenhöhe und nicht zu viel Ernst. Ich denke, dass RTL Nitro und Endemol Beyond mit «Yps - Die Sendung» die richtige Mischung aus Unterhaltung und Wissensvermittlung in Verbindung mit speziellen Themen gefunden haben. Am Ende kann der Zuschauer entscheiden, ob er etwas aus der Sendung mitnimmt oder sich einfach nur unterhalten lässt.
Es scheint ja mittlerweile so, als habe jeder der großen Privatkanäle seine eigene Wissenssendung. Sie waren bei VIVA als VJ tätig, legen in Clubs auf und veröffentlichten bereits einen eigenen Song – ihre musikalische Seite lebten Sie also bereits oft aus. Würden Sie sich wünschen auch künftig in ihren TV-Formaten ihren Hang zur Musik weiter zu Tage zu fördern?
Auf jeden Fall. Ich komme vom Musikfernsehen, Musik hat mich privat und beruflich schon immer begleitet und durch Musik finden die Menschen immer einen Zugang zu Themen. Deshalb möchte ich in Zukunft sehr gerne musikalische Elemente und meine Lust daran in Formaten vorantreiben. In Teilen konnte ich das bei «Abgefahren» auf ZDFneo oder «Yps - Die Sendung» auch schon tun. Ich habe für eine der Folgen von Yps einen 80er Song geschrieben und wir haben im Rahmen der Sendung ein Video dazu gedreht. Das sollte man sich auf gar keinen Fall anschauen
(lacht).
Mit «I Like The 90s» und «Was wäre wenn?» haben Sie in nächster Zeit erst einmal ordentlich zu tun. Gibt es schon Pläne für neue Projekte danach oder Ziele, die Sie in der Fernsehlandschaft unbedingt noch erreichen möchten sowie Formate, die Sie gerne moderieren würden?
Ich stehe gerade noch relativ am Anfang und habe im Moment einfach nur Lust auf die spannenden Projekte, die noch anstehen und all das, was eventuell noch kommt. Ich fühle mich sehr wohl mit den Formten, die ich aktuell mache und natürlich gibt es andere Formate, die ich interessant finde. Aber DAS eine Format, das ich gerne moderieren würde, gibt es nicht. Das kann sich ja aber noch ändern
(lacht)!
Das hoffen wir. Viel Glück mit «I like the 90s» und «Was wäre wenn?» und Danke für das Interview, Jan Köppen.