Ein junges Ehepaar gerät in einem mysteriösen Haus in die Fänge bösartiger Gestalten und die junge Rosemary soll Satans Sohn gebären. Der Stoff ist bekannt. Seine Adaption von NBC: grässlich.
Hinter den Kulissen
- Produktion: City Entertainment, KippSter Entertainment und Lionsgate Television
- Drehbuch: Scott Abbott und James Wong
- basierend auf den Romanen "Rosemary's Baby" und "Son of Rosemary" von Ira Levin (bereits 1968 verfilmt von Roman Polanski)
- Regie: Agnieszka Holland
- Darsteller: Zoe Saldana, Patrick J. Adams, Jason Isaacs und Carole Bouquet
Adaptionen erfolgreicher Kinostoffe liegen im amerikanischen Fernsehen gerade voll im Trend. Bei NBC lief es kürzlich für die Sitcom «About a Boy» immerhin gut genug,
um weiterzumachen, während FXs «Fargo»
auch die Kritiker restlos begeistern konnte.
Doch während «About a Boy» und «Fargo» die fiktionale Welt ihres dramaturgischen Settings in ihrer jeweiligen Fernsehadaption konsequent weiterspinnen, anstatt sie nur nach einigen Jahren in einem anderen Medium noch einmal neu durchzuexerzieren, lieferte «Rosemary's Baby», das NBC in einer Eventprogrammierung an zwei Abenden à zwei Stunden Laufzeit zeigte, in dieser Hinsicht nur das absolut Nötigste: einen Remake, bei dem sich lediglich Zeit und Ort verändert haben: Statt im New York City der späten 60er Jahre, wo Polanskis Kinofilm angesiedelt war, spielte die Serie im Paris von heute.
Das führt zu einigen recht offensichtlichen Problemen, die einen bei Kenntnis des Stoffs schon von vornherein etwas mulmig werden ließen. In Zeiten von Google Images und Wikipedia muss die Glaubwürdigkeit deutlich mehr strapaziert werden, wenn bei Rosemary und ihrem dubiosen Gatten Guy der Groschen erst sehr spät fällt, mit wem sie es da zu tun haben, als damals 1968, wo man sich noch durch schwer lesbare Folianten wühlen musste, um dem alten Teufelskult auf die Spur zu kommen.
Geradezu sauer stößt es aber auf, wenn man sieht, wie die Rosemary anno 2014 (Zoe Saldana) noch genauso devot, unterwürfig und naiv daherkommt wie ihr Counterpart anno 1968, wie sie hoffnungslos unter der Fuchtel ihres umtriebigen Mannes steht (im Vergleich zu John Cassevetes, der die Figur im Originalfilm vielschichtig-ambivalent anlegte, hier von einem hoffnungslos überforderten Patrick J. Adams gespielt) – und wie schlecht diese Rolle ihrer Darstellerin Saldana steht, die in anderen Filmen bereits ansprechende, starke Frauenrollen verkörpern durfte, hier aber das dümmliche Hascherl geben muss, das auf sich gestellt kaum lebensfähig, sondern ausnahmslos abhängig von dubiosen bis bösartigen Gestalten ist. Polanskis Publikum der späten 60er Jahre waren solche Rollenklischees zumindest nicht völlig fremd und wurden von einer breiten Masse (leider) im Alltag immer noch gelebt. 2014 ist das dagegen ein beinharter Anachronismus, den die Autoren Scott Abbott und James Wong nie in einem Minimum an Glaubwürdigkeit auflösen können.
Auch ästhetisch bleibt die selbsternannte Event-Serie zu sehr im Versuch verhaftet, Polanskis Ästhetik von vor über vier Jahrzehnten nachzubauen, anstatt eigene Motive oder Ideen zu entwickeln, die über eine Begaffung von
Blood and Gore hinausgehen würden. Der Zweiteiler lässt sich leichtfertig auf einen Vergleich ein, den er nur verlieren kann. Polanski ist ein Meister darin, Orten eine bedrückende Mystik zu verleihen – der Appartmentkomplex, in dem «Rosemary's Baby» zum größten Teil spielt, ist neben der Wohnanlage in seinem wahrscheinlich noch fesselnderen Film «Der Mieter» dafür gewissermaßen das Paradebeispiel. Und wo Polanski 1968 über zwei Stunden lang eine hohe Grundspannung entwickeln konnte, verheddert sich die TV-Adaption im gezwungenen Auf-und-Ab-Gehampel, ohne jemals eine wirklich bedrückende Stimmung etablieren zu können. Stattdessen zeigt man Pathos ohne Sinn und Zweck und viele ausladend inszenierte Szenen mit wenig bis nichts dahinter. Selbst die besten Momente sind ein Dreck gegen das, was Polanski mit diesem Stoff geleistet hat.