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Die Rückkehr des Quiz-Onkels

Viel Haue bekam die Premiere von «Quizduell» im Ersten - und einer glänzte und wurde anschließend zurecht mit Lob bedacht: Moderator Jörg Pilawa. Dass gerade er in einer Extrem-Situation in einem Quizformat zur Bestform aufläuft, kommt jedoch nicht von ungefähr.

Wenn von zehn oder 20 Fragen ein Aha-Effekt dabei ist, dann haben wir vielleicht mehr erreicht als mancher Lehrer. Aber es soll Spaß machen und Ehrgeiz wecken, sich über diese blanke Frage hinaus mit einem Thema zu beschäftigen.
Jörg Pilawa auf die Frage, ob Quiz-Shows klüger machen
Vor ziemlich genau vier Jahren wurde der Wechsel von Moderator Jörg Pilawa zum ZDF bekannt. Zuvor hatte er für die ARD fast ein Jahrzehnt lang am täglichen Vorabend «Das Quiz mit Jörg Pilawa» präsentiert. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung gab er damals als Begründung für seine Umorientierung an: „Ich stand jetzt, mit 44 Jahren, vor der Entscheidung: Mache ich das noch einmal drei Jahre weiter und anschließend noch mal drei Jahre, dann wäre ich 50 und würde in die Annalen der deutschen Fernsehgeschichte endgültig als der Quiz-Onkel eingehen.“ Mit diesen Worten lieferte er ein Zitat, mit dem er noch ewig konfrontiert werden wird, gerade weil er diese Ankündigung nie umsetzen konnte oder wollte.

Denn eines muss wohl im Bezug auf Pilawa festgehalten werden. Wenn es im deutschen Fernsehen je einen Quiz-Onkel gegeben hat, ist es zweifelsfrei er. Schließlich hatte er in den rund 20 Jahren, in denen er regelmäßig als Moderator in Erscheinung getreten ist, abseits dieses Genres nur wenige andere Tätigkeiten. In kaum einer anderen TV-Biographie dürfte das Wort „Quiz“ so oft auftauchen wie in seiner.

Dieser Weg zeichnete sich bereits früh ab, denn einer seiner ersten Aufgaben bestand darin, das Sat.1-Format «Hast Du Worte!?» zu leiten, in dem sich prominente Kandidaten gegenseitig Begriffe erklären mussten. Es folgte die kurzlebige Primetime-Produktion «Wahr oder unwahr?», in der (meist die selben) prominenten Kandidaten nun die Echtheit von Einspielfilmen einschätzen mussten. Bei beiden Programmen handelte es sich zwar noch eher um Gameshows, aber die Richtung seiner Karriere ließ sich schon erahnen.

Die endgültige Festlegung seines Werdegangs erfolgte zur Jahrtausendwende als in Deutschland der Quiz-Boom einsetzte und er für Sat.1 die tägliche Sendung «Die Quiz Show» - teilweise für zwei Ausgaben pro Abend - übernahm. Dort tauchte erstmals das Wort „Quiz“ in einem seiner Titel auf. Ein Umstand, der Pilawa in den nachfolgenden Jahren stetig begleiten sollte. Dies galt ebenso als er nach anderthalb Jahren ins öffentlich-rechtliche Fernsehen wechselte und im Ersten anstatt der «Quiz Show» nun durch «Das Quiz mit Jörg Pilawa» führte. Beide Formate verfügten nicht nur über phonetische Ähnlichkeiten, sondern glichen sich auch im Spielprinzip, Optik und Sendeplatz stark. Schließlich wurde ebenfalls sein „neues“ Konzept im täglichen Vorabendprogramm ausgestrahlt.

Bis zum Jahr 2010 blieb Pilawa diesem treu, das er auch selbst produzierte. Daneben moderierte er jedoch mit «Star Quiz», «Pilawas großes Geschichts-Quiz», «Pilawas große Weltreise - Das ultimative Sommerquiz» sowie «Frag’ doch mal die Maus» noch diverse Primetime-Events, die ihm wenig Flexibilität und Vielseitigkeit abverlangten. Dazu kamen außerdem diverse «Test»-Programme wie «PISA – Der Ländertest», «Der große Partnerschaftstest», «Der große Erziehungstest» und «Kennen Sie Deutschland» die ebenfalls darauf basierten, dass Pilawa einer Gruppe von Menschen Fragen vorlas.

Es folgte schließlich jener oben erwähnte Wechsel zum ZDF, mit dem er die Hoffnung verband, sich abseits dieser Programmfarbe engagieren zu können. Eine Art Late-Night-Show war damals beispielsweise im Gespräch, doch umgesetzt wurde diese nie. Stattdessen kamen zu seinem Portfolio mit «Rette die Million», «Deutschlands Superhirn», «Der neue deutsche Bildungstest» und «Der Super-Champion» fast ausschließlich weitere Quiz-Varianten hinzu. Mit der Sendung «Die Quizshow mit Jörg Pilawa» war darunter sogar ein Titel, der seine vorherigen Vorabenderfolge von Sat.1 und ARD zumindest namentlich zusammenführte. («Die Quiz Show» + «Das Quiz mit Jörg Pilawa» = «Die Quizshow mit Jörg Pilawa») Angesichts dieser Redundanz ist es zweifelhaft, dass Pilawa selbst noch den Überblick über seine unzähligen Quiz-Fassungen behalten konnte.

Und aktuell? Jörg Pilawa ist zur ARD zurückgekehrt und dort seit Anfang der Woche als Gastgeber vom «Quizduell» zu sehen - also einer weiteren Show, die den Begriff „Quiz“ im Namen trägt. Damit ist er gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, denn «Die Quiz Show» von Sat.1 wurde damals ebenso täglich live hergestellt und versuchte, die heimischen Zuschauer in ganz Deutschland mit in den Ablauf einzubinden - damals allerdings als Joker und nicht als Gegner. Eine animierte, blau gefärbte Deutschlandkarte gab es aber auch seinerzeit schon. Nur eins gab es zu Sat.1-Zeiten nie: Eine derart große Panne wie beim Debüt des «Quizduell» am Montag im Ersten. Pilawa meisterte die Sendung souverän, bekam dafür viel Lob. Kaum ein anderer Quizmaster - mit Ausnahme von Günther Jauch vielleicht - hätte das in ähnlicher Form hinbekommen.

Müsste man Jörg Pilawa nun eine Beurteilung ausstellen, käme man wohl kaum um Worte wie „konsequent“, „geradlinig“, „treu“, „kontinuierlich“ und „fokussiert“ herum. Selbst wenn die vorangegangenen Beschreibungen etwas hämisch klingen mögen, ist eine solche Beständigkeit überhaupt nicht zu bemängeln. Schon deswegen nicht, weil sich hinter all jenen Formaten zuweilen simple, aber niemals völlig niveaulose, bedenkliche oder gar menschenverachtende Ideen verborgen haben. Zudem ist Deutschland von einer hochspezialisierten Gesellschaft geprägt, in der die Einwohner für spezielle Arbeiten ausgebildet werden und diese als Experten ausführen. Jörg Pilawas besondere Fähigkeit ist es offenbar, Quizfragen in verschiedenster Form vorzutragen. Warum auch nicht? Schlecht machen tut er dies nicht. Und verwerflich ist dies schon gar nicht. Einem gelernten Bäcker würde wohl niemand vorhalten, dass er sein Leben lang lediglich Brote gebacken hat. Pilawa hat seine Nische gefunden und diese mittlerweile selbst akzeptiert. Damit liefert er eine wichtige Konstanz und Verlässlichkeit für das deutsche Fernsehen, von denen es immer weniger zu geben scheint. Darüber hinaus musste er sich nie um eine schwache Auftragslage oder gar eine Unterbeschäftigung sorgen. Dieser starken Präsenz verdankt er es letztlich, dass er selbst Gegenstand mehrerer Fragen der Quizduell-App geworden ist. Insofern hat sich der Kreis längst geschlossen.
14.05.2014 07:28 Uhr Kurz-URL: qmde.de/70694
Christian Richter

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