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Die Kritiker: «King & Maxwell»

In den USA war nach zehn Episoden Schluss. Hat die nun bei VOX startende Krimiserie mit «Femme Fatale»-Hauptdarstellerin Rebecca Romijn ein besseres Schicksal verdient?

Cast und Crew

Vor der Kamera:

Jon Tenney (« Brothers & Sisters») als Sean King, Rebecca Romijn («Femme Fatale») als Michelle Maxwell, Ryan Hurst («Sons of Anarchy») als Edgar Roy, Micheal O'Keefe («Brothers & Sisters») als Frank Rigby und Chris Butler («Good Wife») als Darius Carter

Hinter der Kamera:
Idee: Shane Brennan, basierend auf den Büchern von David Baldacci; Ausführende Produzenten: Shane Brennan und Grant Anderson; Produzentin: Karen Spiegel; Musik: Erik Colvin; Casting: Susan Bluestein & Jason Kennedy
Die US-Sender TNT und USA Network füllen einen beachtlichen Anteil ihrer Primetime mit leichter Crime-Kost. Im Zentrum stehen zumeist zwei gegensätzliche, stets zusammen arbeitende Ermittler, die sich in freundschaftlich gemeinten Wortgefechten üben und mit großer Freude an ihr Tagwerk gehen. Die Fälle wirken anfangs gerne knifflig, doch sobald das Duo die richtige Spur entdeckt hat, geht die Tätersuche rasant voran. Eine ominöse, dramatische Hintergrundgeschichte darf selten fehlen, aber dieser wird kaum Bedeutung beigemessen – der Spaß soll ja im Vordergrund bleiben. Bei einigen Serien gelingt dies, weshalb sie kurzweilige Fernsehunterhaltung darstellen, andere hingegen sind aus qualitativer Sicht eher Lückenbüßer.

Als deutsche Spielstätte einiger dieser Serien hat sich VOX etabliert, wo unter anderem «Rizzoli & Isles», «Criminal Intent – Verbrecher im Visier», «Farily Legal», «Burn Notice» und «Major Crimes» die Crime-Sparte des Senders repräsentieren. Und so, wie diese Formate für ihre Originalsender teils einen Gewinn darstellen und teilweise als Enttäuschung verbucht werden müssen, variiert auch bei VOX der Quotenerfolg der leichtfüßigen Krimikost. «Rizzoli & Isles» etwa schlägt regelmäßig das Programm des größeren Konkurrenten ProSieben, unterdessen bringt der US-Flop «Fairly Legal» bloß miese Werte klar unter Senderschnitt ein (mehr dazu).

Die Zeichen für den jüngsten VOX-Serienzuwachs deuten darauf, dass der Privatsender eher ein neues «Fairly Legal» vom Stapel laufen lässt, statt einen neuen Volltreffer wie «Rizzoli & Isles» in petto zu haben. «King & Maxwell» fuhr, ganz wie «Fairly Legal», in den USA nur schwache Zuschauerzahlen ein, weswegen die Reihe vorzeitig eingestellt wurde und auch die Pressestimmen waren in beiden Fällen bestenfalls lauwarm. Wie aber VOX einst mit «Close to Home» (bis zu 13,1 Prozent in der Zielgruppe) zeigte und öfters mit erfolgreichen Wiederholungen von «Life» unter Beweis stellt: Was in den Vereinigten Staaten scheitert, kann bei angemessener Qualität hierzulande dennoch respektable Quoten generieren. Ab Donnerstagmorgen wird sich zeigen, ob VOX mit «King & Maxwell» einen weiteren US-Flop zu einem Quotenrenner verwandeln konnte – aber wie sehr hätte es diese Serie verdient?

Zumindest vor Originalität sprüht die auf einer Buchreihe von David Baldacci basierende Reihe nicht gerade, selbst an Genremaßstäben gemessen: Die weibliche Hälfte des titelgebenden Duos, Michelle Maxwell, ist eine toughe, durchtrainierte und leicht zu nervende Chaotin. Ihr Kollege Sean King bevorzugt es, zu reden, statt zu handeln und setzt daher im Gegensatz zu Maxwell in Ermittlungen auf Verwirrungstaktiken, statt auf handfeste Argumente. Beide arbeiteten einst beim Secret Service, doch aufgrund tödlicher Fehler müssen sie sich nun als Privatdetektive verdingen. Sie mögen sich, dennoch liegen sie sich unentwegt in den Haaren. Weiter reichen die Charakterisierungen nicht und wenn sich King und Maxwell in der Pilotfolge im Prolog darüber zanken, wie die obligatorische „Sie haben das Recht zu schweigen ...“-Verhaftungsformel korrekt lautet, liegt der Verdacht nahe, dass dieses Format als Parodie gedacht ist. Schließlich gehören solche Dialogscherze eher in die «Police Academy»-Reihe statt in eine Serie über erfahrenes Personal. Allerdings bleiben weitere parodistisch wirkende Elemente aus. «King & Maxwell» versteht sich nicht als ironischer Genrekommentar, der mit narrativen Klischees und vertrottelten Ermittler-Stereotypen spielt, sondern als nüchtern-alltägliche Crime-Comedy.

Die mangelnde Originalität ist daher nicht das Hauptproblem von «King & Maxwell». Viel schwerwiegender ist, dass diese Serie, anders als etwa «Rizzoli & Isles», keine eigene Identität findet und daher teils unfreiwillig komisch endet, wenn ausgediente Klischees sowie bewährte Archetypen wahllos aneinandergereiht werden. Dass die Hauptfiguren es nicht so mit Standardprozeduren haben, wäre noch plausibel, hätten sie andere Stärken. Der Gag, dass sie einem Verdächtigen seine Rechte nicht korrekt aufsagen können, verliert sich aber, wenn die gemeinsame Hintergrundstory dieser Figuren ist, das sie zudem im Einsatz wichtige Politiker verloren haben. Die Gehässigkeit, mit der King und Maxwell einander mitunter angehen, verliert derweil an Pepp, wenn Maxwell in der Wohnung ihres Kollegen duscht und dabei die Tür einen Spalt weit auf lässt – und dies nicht, weil sie ihn testen oder verführen will, sondern schlicht, weil die Serienmacher der Pilotfolge eine kleine Dosis Sexappeal verleihen wollen. Und so bodenständig sich King und Maxwell geben, wie simpel zudem die Narrative sein mag, so wenig fügt sich der abstruse Fall der ersten Folge, dessen Auflösung auf fast schon futuristische Computertricks und Satellitentechnologien zurückgreift, in diesen Rahmen.

Was «King & Maxwell» indes massig zu bieten hat, ist Charisma. Die Hauptdarsteller Rebecca Romijn und Jon Tenney spielen ihre Rollen mit großer Freude und auch wenn die Chemie zwischen ihnen erst in späteren Episoden stimmt, zeigen Romijn und Tenney von den ersten Minuten an Stärken, die sich ergänzen: Tenney spielt seinen tricksenden Ermittler locker-lässig herunter, derweil gibt Romijn mit strengen Blicken und rauer Gestik eine ungeschliffene, kantige Performance ab. Beide Darbietungen sind dennoch natürlich und nicht übertrieben, womit das Duo einige der Schwächen, die die zentralen Rollen auf dem Papier haben, abzufedern versteht. Darüber hinaus ist die zehn Episoden umfassende Serie des «Navy CIS»-Schöpfers Shane Brennan zügig erzählt und kompetent inszeniert. Die gelegentlichen Action-Einsprengsler reichen zwar nicht an das heran, was actionorientiertere Serien zu bieten haben, unter den komödiantisch angelegten Krimiserien hat «King & Maxwell» dennoch recht große Schauwerte zu bieten – wie etwa die den Piloten eröffnende Autoverfolgungsjagd.

Für zehn kurzweilige, aber auch schale, Fernsehstunden reicht «King & Maxwell» allemal, insbesondere für Fans des Maincasts. Dass TNT das Format bei einer durchschnittlichen Reichweite von 3,5 Millionen US-Zuschauern einstellte, überrascht jedoch genauso wenig wie diese geringe Zugkraft der Serie. Sie vertreibt erfolgreich Zeit, doch ihr fehlt es an einem heraus stechenden Merkmal, das zum Einschalten einlädt.

«King & Maxwell» ist ab dem 14. Mai immer mittwochs um 20.15 Uhr bei VOX zu sehen.
13.05.2014 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/70683
Sidney Schering

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