«Wetten, dass..?» wurde über ein Jahr lang herumgereicht wie ein Eimer Erbrochenes. Die Letterman-Nachfolge war dagegen binnen einer Woche in trockenen Tüchern. Das zeigt: Hinter den Kulissen muss es zügig gehen.
Ich weiß, ich weiß.
Eigentlich will ich ja nichts mehr hören. Aber ich muss nun doch in diesem Text, ganz kurz nur, versprochen, über «Wetten, dass..?» sprechen.
Erinnern Sie sich noch, wie lange es gedauert hat, bis man einen neuen Moderator präsentierte, nachdem Thomas Gottschalk seinen Abgang angekündigt hatte?
Über ein Jahr lang. Dreizehn Monate des Spekulierens zogen ins Land, in denen eine der größten Fernsehshows Europas herumgereicht wurde wie ein Eimer Erbrochenes. Das zehrte an den Nerven.
Und nun einmal zum Vergleich: Wie viel Zeit verging von David Lettermans Ankündigung, im nächsten Jahr von seiner «Late Show» bei CBS abzutreten, bis man Stephen Colbert als Nachfolger vorstellen konnte?
Eine Woche.
Obwohl sich die Medien in Übersee (und teilweise auch in Deutschland) redlich bemüht haben: In dieser kurzen Zeit kann kein gesamter Saustall durchs Dorf getrieben werden. Da kursierten mal kurz eine Handvoll Namen, doch CBS konnte den leeren Hypes mit der raschen Krönung von Colbert zügig das Wasser abdrehen.
Die leidige Diskussion, ob «Wetten, dass..?» mit einem anderen Moderator als Thomas Gottschalk überhaupt funktionieren könne, die Markus Lanz' Start entschieden erschwert hat, hatte aus der dreizehn Monate langen Unentschlossenheit der Senderverantwortlichen üppigen Nährboden erhalten. Bei der Berichterstattung über die «Late Show» mögen nun zwar auch einige Stimmen zu vernehmen sein, die die aktuellen Entwicklungen skeptisch und Colbert als unangemessenen Nachfolger sehen – doch es entsteht keine Endzeitstimmung, kein Untergangsflair, wie wenn ein potentieller Host nach dem anderen aus den Gesprächen aussteigt, weil er es sich nicht antun will, in die breit ausgetretenen Showmasterfußstapfen des übergroßen Vorgängers zu treten, um dann,
God forbid auch noch eine eigene Stimme entwickeln zu müssen.
Ob Colbert ein würdiger Nachfolger von Letterman sein wird? Ob seine zukünftige Show bei CBS nach dem Anfangshype Talk of the Town bleiben wird? Ob er in der Quotenaufholjagd gegen Kimmel und Fallon reelle Chancen hat? Das steht völlig in den Sternen.
Doch die schnelle und kompetente Reaktion von CBS zeigt, wie ein Sender durch einen zügig konzipierten und ausgeführten Masterplan sowie geschickte Kommunikation (oder eben: überhaupt Kommunikation) die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen kann, auch wenn die Fackelübergabe einer Mammutaufgabe gleicht – und dabei nicht von vornherein das Gefühl vermittelt, die Moderation der Sendung sei eine Zumutung statt einer Ehre.