US-Erfolgsproduzent Mark Burnett hat aus der Bibel eine Event-Serie gemacht und dem US-History-Channel damit Reichweitenrekorde beschert. Damit einher ging aber auch eine sehr kritische Auseinandersetzung, denn: Burnetts Werk sieht an Stellen nicht viel anders aus als Serienevents wie «Rome» und Co.
Inhalt:
Hinter den Kulissen «The Bible»
- Schöpfer: Mark Burnett, Roma Downey
- Produzenten: Mark Burnett, Roma Downey, Richard Bedser, Dirk Hoogstra, Julian P. Hobbs
- Musik: Hans Zimmer, Lorne Balfe, Lisa Gerrard
- Erzählt von: Keith David
- Produktion: Lightworkers Media
- Budget: Unter 22 Millionen US-Dollar
- 1. Staffel: 10 Folgen zu je etwa 44 Minuten
Von der Arche Noah bis zur Auferstehung Jesu - in der zehnstündigen Eventserie «Die Bibel» werden mit atemberaubenden Bildern die bekanntesten Geschichten aus dem Neuen und dem Alten Testament dargestellt.
Die Folgen im Einzelnen:
Folge 1, „Am Anfang“: Adam und Eva im Paradies, Noah baut im Auftrag Gottes eine Arche, Lot überlebt die Zerstörung Sodoms.
Folge 2, „Exodus“: In Ägypten arbeiten die Israeliten als Sklaven des Pharaos. Gott befiehlt Moses sie zu befreien – als dies nicht gelingt, schickt er zehn Plagen, darunter auch den Tod aller erstgeborenen Söhne.
Folge 3, „Das gelobte Land“ Josua nimmt die Stadt Jericho ein, wird jedoch bald schon bedroht. Um sich ihnen zu stellen, brauchen die Israeliten eine neue Art von Führer. Gott schickt ihnen Richter wie Samson: Er ist mit immenser Kraft gesegnet, wird jedoch auf die Probe gestellt, als eben diese Kraft ihm genommen wird durch die Hände seiner Geliebten Delila.
Folge 4, „Könige und Propheten: Samuel folgt Gott nicht, wie er sollte. David kämpft gegen Goliath. David schwängt dann die Frau eines guten Freundes, Gott bestraft ihn dafür, lässt seinen Sohn sterben.
Folge 5, „Babylon“ Das jüdische Königreich ist an den rücksichtslosen Anführer Nebukadnezar gefallen. Die Engel Gottes müssen die Juden vor dem Tyrannen beschützen.
Folge 6, „Hoffnung“ Jesus wird geboren, aus Angst vor dem neuen König der Juden lässt Herodes alle männlichen Säuglinge ermorden.
Folge 7, „Der Weg“ Die Populärität von Jesus ist immens, aber er will nicht König werden. Das Volk ist hin- und hergerissen zwischen altem Glauben und dem neuen Messias.
Folge 8, „Verrat“ Jesus reitet eine Woche vor dem Pessachfest auf einem Esel in Jerusalem ein – ein sicheres Zeichen, dass er der neue König ist. Er protestiert gegen die Geldwechsler vor dem Tempel. Judas verrät ihn, Jesus wird verhaftet und zum Tode verurteilt.
Folge 9, „Die Passion“ Petrus leugnet, dass er Jesus kennt. Judas erhängt sich. Das Volk darf über Jesus entscheiden – und es fordert seinen Tod. Jesus wird ans Kreuz genagelt und stirbt qualvoll.
Folge 10, „Frohe Botschaft“ Jesus steht von den Toten auf – nach einer Vision erfährt Paulus einen Sinneswandel und verfasst weite Teile des Neuen Testaments.
Darsteller:
Roma Downey als Maria
Diogo Morgano als Jesus
Sean Teale als Ramses
Greg Hicks als Pontius Pilatus
Peter Guiness als Nebukadnezar
David Rintoul als Noah
Raad Rawi als Jeremia
Kritik:
„Die Bibel“ als Event-Serie – da mussten schon 2013 Jahre seit der Geburt von Jesus Christus vergehen, bis da jemand drauf gekommen ist. Dieser jemand ist Mark Burnett, der in den vergangenen Jahren so ziemlich alles, was er anfasste zu Gold machte. Er wirkte mit an Hit-Formaten wie dem amerikanischen «The Voice», der Show «Shark Tank», an «Survivor». Das sich in viele Länder verkaufende «Are you Smarter than a Firth Grader» war da vielleicht schon das Format, das sich am kürzesten im US-TV hielt. Dieser Mark Burnett verfilmte also die Bibel als zehnteilige Event-Serie und bescherte dem ausstrahlenden History in Amerika damit die mit großem Abstand besten Zuschauerzahlen der Sender-Historie. Teilweise 14 Millionen Amerikaner schalteten ein und straften damit die Kritiker Lügen.
Denn vorab bekam die Event-Serie mit Roma Downey als Maria und Diogo Morgado als Jesus übrigens nicht wirklich populär besetzt, keine allzu guten Kritiken. Die Wahrheit über «The Bible» liegt irgendwo in der Mitte. Burnetts Aufgabe war es letztlich, den vielleicht etwas angestaubten Bibel-Stoff so zu präsentieren, dass er im Jahr 2013 größtmögliche Aufmerksamkeit generiert. Dabei musste er sich aber an die Fakten des Buches halten, konnte also nicht einfach allzu viel mit hinzudichten. Dass einige Engel Ninja-Fähigkeiten besitzen, ist da schon die vielleicht gröbste Ungenauigkeit.
Burnett entschied sich, die Serie ein bisschen nach erfolgreichen Historien-Serien wie «Rome» auszurichten. Das ist ein cleverer Gedanke. Ob man die Bibel wirklich so darstellen sollte – so emotional, so spektakulär, das muss jeder für sich entscheiden. Absolute Sachlichkeit sieht da wohl anders aus. Allgemeingültig kann gesagt werden. Den toll choreographierten Kampfszenen fehlt somit ein wenig der USP – Gedanken an Formate wie eben «Rome» kommen sofort auf. Über ein halbes Jahr hat das Team (400 Mann) in Marokko gedreht. Positiv ist in jedem Fall, dass sich man sich selbst an Schlüsselstellen des alten Testaments, etwa dem Kampf zwischen David und Goliath nicht zu lange aufhält. Der Kampf wird in weniger als zwei Minuten abgehandelt, aber eben großartig inszeniert. Neben der tollen Bildsprache beeindruckt dann auch der Score, geliefert von Hans Zimmer, einem der größten Filmkomponisten unserer Zeit.
In einem Interview sagte Burnett, er sei vor der Produktion vor einer gewaltigen Herausforderung gestanden. Er musste die zahlreichen Geschichten der beiden Testamente in zehn Stunden TV unterbringen. Zwei Möglichkeiten gab es für ihn: Entweder würde man dutzende Zusammenfassungen aussuchen oder lieber weniger Geschichten wählen, die dann ausführlich darstellen. Genau für die zweite Variante entschied er sich, weil er der Meinung war, so eine tiefere emotionale Bindung zu den Charakteren ermöglichen zu können. Natürlich aber ruft dies die Kritiker auf den Plan, denen einige biblische Stellen fehlen. Das aber ist letztlich nicht zu änder – Burnett hat hier die richtige Wahl getroffen.
In einem Punkt aber mögen all die Zweifler im Vorfeld recht gehabt haben. Mal vom Production Value und der Musik abgesehen, «The Bible» bringt nichts, was nicht vorher schon in anderen Bibel-Verfilmungen zu sehen war. Es kann gar nichts anderes bringen. Vielleicht hätte man in diesem Punkt Abhilfe verschaffen können, wenn man das Alte Testament schneller abgehandelt hätte. Letztlich ist aber auch hier Burnetts Entscheidung, die Verteilung fair vorzunehmen, nachvollziehbar: Fünf Folgen altes, fünf Folgen neues Testament.
Eine wirkliche Bereicherung der Doku-Fiction ist der Off-Sprecher, im deutschen übrigens auch perfekt gewählt. Er unterstreicht die Bilder – und das im Übrigen von der Häufigkeit sehr treffend – mit kurzen, prägnanten Sätzen im Dokumentar-Stil. Auch wenn «The Bible» das Rad keineswegs neu erfindet, an einigen Stellen sehr dick aufträgt, ist es aber doch ein Werk, das eines schafft. Das Buch der Bücher vielleicht auch denjenigen näher zu bringen, die sich für religiöse Stoffe eigentlich nicht interessieren. Dazu muss man vielleicht auch zu Methoden greifen, die strenge Christen hier bemängeln. Langweilig sind die gezeigten Folgen jedenfalls nicht.
VOX zeigt die zehnteilige Event-Serie «Die Bibel» an drei Abenden ab 20.15 Uhr – und zwar von Gründonnerstag bis Karsamstag.