Heftige Kritik hagelte es zuletzt von Seiten der Vereine der Basketball-Bundesliga in Richtung Sport1. Im Gespräch mit Quotenmeter.de nimmt Senderchef Schröder auch kein Blatt vor den Mund. Er sieht Luft nach oben in Sachen Reichweiten und wünscht sich, dass beide Seiten stolz auf die langjährige Partnerschaft sind.
Waffenruhe. Nach leichten bis mittelschweren Angriffen herrscht in Sachen neuer TV-Vertrag seitens der in der höchsten deutschen Klasse spielenden Basketball-Vereine in diesen Tagen Stillschweigen. Zahlreiche Clubs wollten sich auf Anfrage von Quotenmeter.de lieber erst einmal nicht zur aktuellen Situation äußern. Noch vor einigen Wochen war das anders – damals ganz vorne mit dabei: Marko Pesic, Geschäftsführer der Basketballabteilung des FC Bayern München. Er forderte neue Konzepte und eine Strukturreform. Auch ein Artikel in der
SZ schoss zuletzt scharf gegen BBL-Chef Jan Pommer.
In diesen Wochen wird ein neuer Fernsehvertrag ausgehandelt. Gesprochen wird wieder mit Sport1, Quotenmeter.de vorliegenden Infos zufolge aber auch mit anderen Anbietern. Was stört die Basketballszene am jetzigen Vertragspartner genau? Trotz langjähriger Partnerschaft gibt es derzeit wieder keinen festen Sendeplatz für BBL-Spiele. Gab es zu Beginn der Saison den Samstagabend um 20 Uhr als halbwegs verlässliches Angebot, laufen die Partien mittlerweile irgendwann. Dass man aktuell häufiger am späteren Sonntagnachmittag einem BBL-Spiel bei Sport1 begegnet scheint mehr Zufall zu sein als wirklicher Plan. Sport1-Geschäftsführer Olaf Schröder erklärte im Gespräch mit Quotenmeter.de: „In enger Abstimmung mit der Liga haben wir den Großteil unserer Beko-BBL-Übertragungen entweder am Samstag- oder Sonntag zur Prime-Time angesetzt. Ausnahmen waren beispielsweise drei TV-Spiele an bundesweiten Feiertagen, die erfahrungsgemäß zu den reichweitenstärksten Übertragungen der gesamten Saison zählen.“ Er schränkte jedoch ein, dass grundsätzlich auch andere Kriterien wichtig seien, etwa die Verfügbarkeit von Hallen oder Ansetzungen in europäischen Wettbewerben unter der Woche. Zudem seien die Kapazitäten bei Sport1 als Sender mit hohem Live-Sport-Anteil begrenzt.
Daher kommt es wohl auch, dass die Rahmenberichte mittlerweile diese Namen eigentlich nicht mehr verdienen. Auch das ist Teil der laut gewordenen Kritik seitens der Vereine. Schröder will davon nichts wissen. „Diese Kritik wurde bislang noch nie direkt an uns herangetragen“, sagt er. Die Liga muss sich hier allerdings auch selbst an die Nase fassen – trotz des Aushängsschilds FC Bayern gelang es zuletzt nämlich nicht, die Attraktivität der Liga deutlich zu erhöhen. Im Gespräch mit Quotenmeter.de erklärte Schröder, dass TV- und Produktionstandards grundsätzlich bei Vertragsabschluss miteinander abgestimmt werden. Der Anspruch seines Senders sei es aber, „bei entsprechenden Highlights über diese Standards hinauszugehen.“ Er verwies dabei auf die Übertragung der «BBL Top Four» Ende März. Mit knapp 30 Mitarbeitern aus Redaktion und Produktion vor Ort in zwei Tagen habe man an zwei Tagen insgesamt über sechs Stunden Live-Basketball fürs Free-TV realisiert.
Ohnehin: Die Schuld dafür allein Sport1 in die Schuhe zu schieben, wäre unfair. Es ist schon auch an der Liga selbst, für eine gewisse Attraktivität zu sorgen, die letztlich ein umfangreiches Rahmenprogramm rechtfertigt. Gut in Erinnerung dürfte auch noch ein kurzes Intermezzo von kabel eins sein, das einige Spiele am Sonntagmittag übertrug. Dabei sorgte ein Kommentar von Frank Buschmann mit Fußballer Bastian Schweinsteiger für mehr Schlagzeilen als die eigentliche Partie. Die Quoten bewegten sich bei schlechten rund drei Prozent in der Zielgruppe, sodass man bei ProSiebenSat.1 schnell wieder Abstand von den Korbjägern nahm. Genau das dürfte die Verhandlungen der BBL mit potentiellen neuen Partnern nicht gerade einfacher machen.
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Als Basketball-Plattform Nummer eins bieten wir
der Beko BBL gemeinsam mit unseren Partnern Turkish Airlines Euroleague und NBA
zudem ein aus internationalem Top-Basketball bestehendes mediales Umfeld. Vor
diesem Hintergrund hätten wir uns durchaus auch ein höheres Wachstum der Beko
BBL-Reichweiten gewünscht. Mit Blick auf die Playoffs im Mai und Juni ist da noch
Luft nach oben.
”
Sport1-Geschäftsführer Olaf Schröder
Denn auch Sport1 zeigt sich nicht vollständig zufrieden mit der derzeitigen Zuschauerresonanz: „Die Einschaltquoten der BBL-Übertragungen verzeichnen bei uns im Free-TV in den vergangenen Jahren zwar einen leichten Aufwärtstrend, dennoch liegt das Durchschnitts-Niveau nach wie vor unter unserem Sender-Marktanteil in der Kernzielgruppe: In der laufenden Saison 2013/14 haben wir derzeit mit den Reichweiten der Beko BBL-Übertragungen einen Durchschnitt von 120.000 Zuschauern ab drei Jahren, der Marktanteil in der Zielgruppe Männer 14 – 49 Jahre liegt bei 0,9 Prozent“, sagt Olaf Schröder. Er sehe aber auch die positiven Aspekte, betonte er und führte gestiegene Zuschauerresonanz vor Ort und bessere Produktionsbedingungen in den Hallen an. „Seitdem wir die Liga 2009 begleiten, hat sich auch Sport1 kontinuierlich weiter entwickelt“, erklärte er in Hinblick auf die Plattformen im Internet oder das Radio Sport1.FM. Als Basketball-Plattform Nummer eins biete Sport1 „zudem ein aus internationalem Top-Basketball bestehendes mediales Umfeld“, sagt er und zieht im nächsten Satz die Daumenschrauben für die Liga etwas an.
„Vor diesem Hintergrund hätten wir uns durchaus auch ein höheres Wachstum der Beko BBL-Reichweiten gewünscht. Mit Blick auf die Playoffs im Mai und Juni ist da noch Luft nach oben“, sagt Schröder. Ähnlich ergehe es dem Sender auch bei den Übertragungen der Euro League, die bislang in dieser Saison auf rund 110.000 Zuschauer ab drei Jahren im Schnitt kommt. „Hier gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass wir den Übertragungsumfang deutlich gesteigert haben und trotzdem die positive Entwicklung der vergangenen Spielzeiten fortsetzen: In der Saison 2012/13 lag die durchschnittliche Reichweite noch bei 90.000 Zuschauern, nach durchschnittlich 80.000 Zuschauern in der Saison 2011/12“, sagt der Sport1-Boss.
Wohin der Weg für die BBL nun genau geht, ist nicht auszumachen. Beide Seiten sollten stolz darauf sein, dass die Liga ein langjähriger Partner von Sport1 sei, findet Schröder. Gegenüber Quotenmeter.de will er sich aber trotzdem nicht ganz klar zu einer Fortführung der Zusammenarbeit bekennen. Man befinde sich miteinander im Austausch, wolle die Gespräche aber bilateral und nicht öffentlich führen. „Die Verlängerung des TV-Vertrags ist durchaus eine denkbare Option“, sagt er. Unbedingter Wille, an den Korbjägern dranzubleiben, klingt wohl anders.
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Die BBL ist ein langjähriger Partner von SPORT1, worauf beide Seiten
stolz sein sollten. Die Verlängerung des TV-Vertrags ist durchaus eine denkbare
Option.
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Sport1-Geschäftsführer Olaf Schröder
Aber hat die Liga überhaupt ernsthafte Alternativen zu Sport1? Bei ProSiebenSat.1 kämen wohl nur kleinere Sender wie ProSieben Maxx in Frage. Der Marke «ran» würde Basketball sicherlich gut zu Gesichte stehen, allerdings sind die schmerzhaften Erfahrungen mit der Sportart bei kabel eins wohl noch zu jung. Zumindest wäre nicht anzunehmen, dass sich der Status Quo der Liga dort verbessern würde. Als wirkliche Alternative steht dann eigentlich nur Sky im Raum. Dieser Weg wäre aber ein komplettes Abrücken der bisherigen Strategie, hatte die BBL vor einigen Jahren durchklingen lassen, dass das Desinteresse an der Sportart Basketball damit zu begründen sei, dass man Anfang des Jahrtausends für einige Jahre hinter der Bezahlschranke verschwand. Natürlich – inzwischen hat Sky eine andere Verbreitung, ist in mehr Haushalten präsent und könnte die BBL-Trommel auch via Sky Sport News rühren.
Argumente pro Sky gäbe es von der BBL sicherlich. Ob Sky allerdings wirklich Interesse an einem solchen Engagement hat, steht auf einem anderen Blatt. Der Sender reduzierte zuletzt sein Sportangebot eher als dass er es ausbaute. Gut möglich also, dass bei den derzeitigen Vertragsverhandlungen zwischen TV-Machern und Liga-Chefs wieder nur ein Anbieter sitzt, der noch halbwegs ernsthaftes Interesse hat. Und so bleibt festzuhalten: Es kann nicht jeder Sportart so gut gehen, wie dem deutschen Eishockey, als in fast auswegsloser Situation ein weißer Ritter namens Servus TV um die Ecke bog und die Liga derzeit auf höchstem Standard in die deutschen Wohnzimmer bringt.