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Nach «The Mentalist»: Welchen etablierten Serien droht noch die Absetzung?

Mit «The Mentalist» verabschiedet sich vermutlich eine altgediente US-Serie, die auch in Deutschland viele Fans hat. Welche anderen Top-Serien könnten eingestellt werden? Ein Blick auf «Hannibal», «Community» und Co.

Über das Schicksal von «The Mentalist»…


Hinter den Kulissen von «The Mentalist»

  • Genre: Crime, Drama, Mystery
  • Serienschöpfer: Bruno Heller
  • Darsteller: Simon Baker, Robin Tunney, Tim Kang uvm.
  • Staffeln: 6
  • Produktionsstudios: Warner Bros. Television & Primrose Hill Productions
  • Episodenlänge: ca. 45 Minuten
  • Nominiert für einen Golden Globe (2010) und einen Primetime Emmy (2009)
Es war ein Paukenschlag aus den Vereinigten Staaten, der eigentlich kaum Fragen offen ließ: Ende vergangener Woche verlängerte CBS gleich 18 seiner Serien für eine weitere Staffel, eine Art verfrühte Upfronts im März also. Unter den Bestellungen befinden sich vor allem etablierte Formate wie «Two and a Half Men» oder «CSI», jedoch auch zwei Freshmen, die aktuell noch in der ersten Staffel laufen: die beiden Comedys «Mom» und «The Millers». Ein alteingesessener Ermittler befand sich aber nicht auf CBS‘ grüner Liste: Simon Baker mit seinem Format «The Mentalist».

Es ist das erste Mal, dass sich die Crime-Serie nicht unter den frühen Verlängerungen von CBS befindet. Und es ist die einzige ältere CBS-Serie, der die Absetzung droht. Ein gänzliches Aus für «The Mentalist» bedeutet dies allerdings noch nicht: Erstens kann CBS bis zu den Upfronts im Mai noch die Option für eine weitere Staffel ziehen – bis dahin werden die Einschaltquoten eine wichtige Rolle über die Zukunft der Serie spielen. Zweitens ist dem Produktionsstudio Warner Bros. viel an neuen Folgen gelegen; «The Mentalist» gilt als einträgliche Marke, die durch Syndication-Verträge (die Ausstrahlungsrechte an Wiederholungen) und gute Auslandsverkäufe viel Geld in die Kassen spült.

Auch in Deutschland hat Simon Baker als Mentalist Patrick Jane viele Fans, er geht derzeit auf dem beliebten Sonntags-Sendeplatz bei Sat.1 auf Verbrecherjagd. Dort holt er Zielgruppen-Quoten weit über dem Senderschnitt, «The Mentalist» ist eine der erfolgreichsten US-Serien – auch noch nach sechs Staffeln. Bald aber könne Schluss sein mit frischer Ware, denn in den Vereinigten Staaten sind die Zahlen deutlich gesunken. Mit knapp zwölf Millionen Zuschauern hatte die fünfte Staffel bereits klar unter den vorherigen Werten gelegen, die sechste Runde erreicht derzeit nicht einmal mehr zehn Millionen – wohlgemerkt auf dem gleichen Sendplatz wie seit 2012. Die Fakten sprechen gegen «The Mentalist», auch weil das Programm beim jungen Publikum versagt: Oft schauen nur noch vier Prozent der 18- bis 49-Jährigen zu, am vergangenen Sonntag belegte man damit den letzten Platz im Senderranking hinter ABC («Revenge») und NBC («Crisis»).

Für eine etablierte Serie, die vor allem aufgrund höherer Darstellergagen mehr Geld verschlingt als neue Formate, sind diese Zahlen eigentlich ein Todesurteil. Dennoch gibt es Hoffnung: Die Produktionsfirma Warner Bros. und CBS sind wirtschaftlich eng verflochten, zudem liefert Warner zahlreiche Comedy-Hits wie «The Big Bang Theory» an das Network. CBS will es sich mit dem Hit-Lieferanten nicht verscherzen – es wird also auf das Verhandlungsgeschick und die Zugeständnisse seitens Warner Bros. TV ankommen, wenn «The Mentalist» gerettet werden soll. Ende? Offen.

Welche anderen Serien sind absetzungsgefährdet?


US-Upfronts 2014

Bei den Upfronts geben die großen US-Sender ihre Programmpläne für die kommende Saison bekannt.
11. Mai NBC
12. Mai FOX
13. Mai ABC
14. Mai CBS
15. Mai The CW
Neben «The Mentalist» müssen weitere – zumindest halbwegs – etablierte TV-Serien vor der Absetzung zittern. Ältester Vertreter auf der roten Liste ist die NBC-Comedy «Community», jener Serie, deren fünf bisherige Staffeln eigentlich ein Fehler der Geschichte sind. Auf jedem anderen Network hätte sie keine ganze Staffel überlebt, wie auch einige andere (hochgelobte) Comedys bei NBC. Durch die anhaltenden Quotenprobleme des Networks und einige glückliche Zufälle schaffte es «Community» dennoch bis hierhin, und mit 97 Episoden sogar in die Syndication, die lukrative Vermarktungsrechte für Wiederholungen ermöglicht. Damit aber ist ein starkes Argument für eine weitere Staffel jetzt vom Tisch: Durch die bereits erfolgten Syndication-Deals hat «Community» sozusagen seine Pflicht erfüllt, neue Episoden sind nur noch Kür für das Network, das vielleicht seine Fans zufrieden stellen will. Doch bereits in diesem Jahr hatte NBC den Finger leicht gesenkt; nur noch 13 neue Folgen wurden für die Midseason bestellt. 2013 war «Community» das quotenschwächste Format der vier großen Networks, das verlängert wurde – in der Quotentabelle stand man auf Platz 123. Was also spricht überhaupt noch für die Serie? Immerhin bewegen sich die aktuellen Zahlen auf dem Niveau des Vorjahres, zudem würde NBC die verbliebenen Fans mit einer letzten Staffel zufrieden stellen: Seit einigen Jahren kämpft man nach dem Motto „Six seasons and a film“ für «Community».

Bei NBC sind drei weitere Serien absetzungsgefährdet. «Parenthood», das in Deutschland bei VOX gezeigt wird, hat in den USA noch knapp vier Millionen Zuschauer und verlor damit gegenüber dem Vorjahr rund ein Fünftel. Dies sind erschreckende Verluste für eine Serie, die sich bereits in der fünften Staffel befindet. Im Vergleich stehen die Chancen für eine weitere Staffel dennoch recht gut: Die Serie wird in-house bei Universal produziert und würde mit einer weiteren Season die Marke von 100 Episoden überschreiten, die den Verkauf der lukrativen Wiederholungsrechte ermöglicht. Außerdem muss NBC auch einige seiner schwächer laufenden Serien verlängern, um nicht zu viel Risiko mit Neustarts zu gehen.

Dies wäre auch das einzige Argument pro «Hannibal», das NBC bereits 2013 überraschend verlängert hatte. Damals waren auch die positiven Kritiken ein Pluspunkt, doch die extrem schwachen Quoten haben sich auch in Staffel zwei bisher nicht verbessert. Da allerdings erst drei Folgen gezeigt wurden, wird NBC hier wohl bis zum Mai mit einer Entscheidung abwarten. Letztlich hängt eine Verlängerung auch an der Frage, wie gut die Qualität der Piloten und der neuen NBC-Serien ist und wie viel frische Ware man im Herbst on air schicken will.

Ebenfalls nur geringe Chancen hat das NBC-Drama «Revolution», das 2012 extrem erfolgreich gestartet war. Mittlerweile sehen weniger als fünf Millionen in den USA die Serie, in der Zielgruppe hat man gegenüber der ersten Staffel fast die Hälfte der Zuschauerschaft verloren. Allerdings fährt man immer noch Zahlen ein, die generell über jenen der meisten anderen NBC-Serien liegen – demgegenüber steht ein sehr hohes Budget für die aufwändige Produktion. Vermutlich endet das Format also nach Staffel zwei, noch bevor es in Deutschland startet. Hierzulande soll RTL Nitro die Ausstrahlung übernehmen.

Fans von Tim Allen müssen noch ein wenig zittern; seine ABC-Sitcom «Last Man Standing» präsentiert sich im dritten Jahr leicht quotenschwächer als bei der vorherigen Staffel. Für eine Freitagsserie sind die Zahlen aber weiterhin gut bis ordentlich, außerdem nähert sich die Comedy der Syndication-Grenze. Deutlich gefährdeter ist ABCs «Suburgatory», das bereits in diesem Jahr mit nur einer halben Staffel zurückkehrte und einige Darsteller kickte. Anders als «Last Man Standing» hat die Comedy einen beliebten Sendeplatz am Mittwoch nach «The Middle» – und derzeit trotzdem schwächere Zuschauerzahlen als Tim Allen. Für «Suburgatory» sprechen jedoch vergleichsweise gute Zielgruppen-Werte. Der Serie könnte zudem helfen, dass fast alle Comedy-Neustarts von ABC versagt haben und bereits abgesetzt wurden oder kurz davor stehen – Konkurrenz ist von dieser Seite nicht zu befürchten. ProSieben kann also durchaus noch darauf hoffen, auch im nächsten Jahr frisches Material von «Suburgatory» zu erhalten.

Ein ähnlich großes Fragezeichen steht auch hinter «Nashville», der Musical-Drama-Serie von ABC. Auch hier haben sich die Quoten leicht gegenüber dem Vorjahr verschlechtert; vom jungen Publikum ging rund ein Fünftel verloren. Das Network wird sich wohl mit einer Entscheidung Zeit lassen und die Zuschauerzahlen beobachten; viel hängt auch von der Anzahl der Neustarts ab, die ABC im Herbst starten will. Ein mögliches Argument für «Nashville» sind Merchandising-Einnahmen, die beispielsweise durch Musikverkäufe zustande kommen. Ob diese ausschlaggebend für eine weitere Staffel sein können, wird sich im Mai bei den Upfronts zeigen. In Deutschland zeigt der FOX Channel das Format.

Abseits all der unklaren Schicksale oben genannter Serien gibt es ein Format, das so gut wie sicher einer Absetzung bevorsteht: «Beauty and the Beast», das in Deutschland jüngst bei kabel eins startete. Die Quoten der zweiten Staffel sind in den USA vernichtend, das Network The CW hat die Ausstrahlung bereits ausgesetzt und will die restlichen Folgen im Sommer „versenden“. Schauspielerin Kristin Kreuk wird sich also einen neuen Job suchen müssen.

Noch unsicher ist dagegen die Zukunft von «Hart of Dixie», das in seiner aktuellen dritten Staffel nur noch rund eine Million Zuschauer hat. Die in Deutschland bei sixx gezeigte Serie wird in den USA ab kommender Woche auf einem neuen Sendeplatz am Freitagabend getestet, wo sie sich nun beweisen muss. Ihr Schicksal hängt aber auch von der internen Konkurrenz ab: The CW hat bereits fünf Serien verlängert, darunter zwei Freshmen («Reign», «The Originals»). Somit bleibt eigentlich nur ein freier Sendeplatz für eine etablierte Serie – diesen könnte sowohl «The Tomorrow People» einnehmen als auch «The 100», das erst in dieser Woche gestartet ist. Auch hier wird das Network die verbleibenden Wochen zur Beobachtung nutzen und wohl erst spät beschließen, welches Format es in den Herbst schafft.

Endgültige Entscheidungen über das Schicksal aller Serien gibt es spätestens Mitte Mai, wenn die Networks bei den alljährlichen Upfronts ihr Programm für die TV-Season 2014/15 bekannt geben.
22.03.2014 11:23 Uhr Kurz-URL: qmde.de/69697
Jan Schlüter

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