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Die Kritiker: «Jeder Tag zählt»

An schwere Dramakost wagt sich das ZDF in seinem Fernsehfilm der Woche. Und findet dabei einen überraschend guten Umgang mit dem Thema.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Buch: Ruth Toma (Nach dem Roman „Am seidenen Faden“)
  • Regie: Gabriela Zerhau
  • Musik: Fabian Römer
  • Kamera: Holly Fink
  • Schnitt: Anke Berthold
  • Buchvorlage: Jutta Mehler
  • Produktion: Wüste Film
Lilli wird immer dünner. Das Kind muss wohl magersüchtig sein, sagt sich Emma, ihre Mutter. Falsch geraten, es ist noch schlimmer: Die 14-jährige Lilli hat Leukämie. Ihre Chancen zu überleben stehen gerade mal bei 40%. Das sagt zumindest Ali, ihr Leidensgenosse, der mit seinen zwölf Jahren schon ein Fachmann geworden ist. Die Therapie ist hart, der Ausgang ungewiss. Zur Behandlung machen sich Lilli und Emma auf den Weg ins ferne München.

Lilli geht es bei aller Krankheit meistens besser als ihrer Mutter, die auch damit zu kämpfen hat, das Lilli in den Behandlungspausen bei ihrem Vater wohnen will, zu dem Emmas Verhältnis sehr angespannt ist. Zusammen mit Waldi und zwei Söhnen wohnt Vater Gerd aber in Kliniknähe. Emma überwindet sich nur mit Mühe und dem Kind zuliebe phasenweise dort zu Leben.

Darsteller


Katharina Böhm («Russisch Roulette») als Emma Sand
Lilian Prent als Lilli Sand
Bernhard Schir («Ein Sommer in Portugal») als Gerd Sand
Bettina Mittendorfer («Eine ganz heiße Nummer») als Waldi Hanfstängl-Sand
Samy Abdel-Fattah als Ali
Saskia Vester («KDD- Kriminaldauerdienst») als Paula
Max Schmidt als Karl Lehner

Kritik


Es ist stets ein schmaler Grat, wenn sich Filme ernsten Themen wie einer 14-Jährigen mit Leukämie-Erkrankung widmen. Mit etwas bayerischem Muff und lockerer Musik beginnt der ZDF-Fernsehfilm der Woche. Scheinbar bewusst wird hier mit den Erwartungen der Zuschauer gespielt – wer das sieht, der rechnet mit einem seichten Filmchen in dem die größten Probleme sind was Mutti abends kochen soll. Glücklicherweise ändert sich das bald. Recht schnell nimmt die Handlung von «Jeder Tag zählt» fahrt auf, wenngleich die Familienverhältnisse zu Beginn recht verwirrend sind weil eine wirkliche Vorstellung der Charaktere ausbleibt. Aber ebenfalls anders als man es erwartet wird die Geschichte auch kein rührseliges Drama – zumindest nicht über die volle Laufzeit.

Tatsächlich gelingt es den Autoren immer wieder zwischendurch einige lockere Szenen einzubringen. Denn obwohl im Mittelpunkt der Familie natürlich die schlimme Erkrankung der Tochter steht, gibt es doch Momente, in denen sie in den Hintergrund tritt. Gelacht werden darf sogar auch manchmal, zum Beispiel, als der Vater von Lilli denkt, ihr behandelnder Arzt hieße Barney Geröllheimer. Auch wird nicht vergessen, dass die anderen Kinder der Familie ihre eigenen Sorgen haben, die bei solcherlei Problemen naheliegenderweise schnell in Vergessenheit geraten. Mit der von Katharina Böhm gespielten Mutter der Erkrankten tut sich der Zuschauer dennoch schwer ein positives Verhältnis aufzubauen. Das ist aber sicherlich beabsichtigt, nimmt die Figur Emma Sand ihre Sorgen doch oft wichtiger und Probleme schwerer als die Filmtochter, die meist recht souverän damit umgeht. Schwierig ist es aber insofern, als die Figur somit viel zu vorhersehbar ist und sich mit ihren Egoismen genau an den Stellen ins Zentrum drängt, wo man es vorab vermuten würde.

So wird die Geschichte von einem Kind erzählt, das stärker ist als seine Eltern und versucht sich selbst nicht allzu wichtig zu nehmen. Dass die Stimmung wie bereits angesprochen doch so manches Mal recht locker bleibt ist auch der Musik zu verdanken, die an vielen Stellen positiv zum Sehgenuss beiträgt. Wenn sie dann aber versucht Dramatik und Intensität zu erzeugen wirkt sie eher schädlich und bringt genau den Kitsch, denn man bei solchen Themen vermeiden sollte.

Positiv zu verbuchen ist es sicherlich, dass die Autoren darauf verzichten, eine sich zu Beginn ankündigende Romanze tatsächlich fortzuschreiben. Das kommt relativ unerwartet, hilft dem Plot aber umso mehr. Nicht zuletzt dadurch wird es phasenweise so schonungslos und ehrlich, wie es die Produktion beabsichtigt. Vor allem aber gelungen sind die schnellen Sprünge zwischen ruhiger Gelassenheit und dramatischer Anspannung. Dies geschieht häufig binnen weniger Momente.

Allein das Ende ist nicht wirklich zufriedenstellend, die Erzählung wirkt in sich nicht vollständig stimmig – da hilft es auch wenig, dass die Handlung auf wahren Begebenheiten basiert. Im Großen und Ganzen gelingt es aber überraschend oft Erwartung und Klischee beiseite zu lassen und ein schwieriges Thema gut anzufassen. Das dabei nicht jedes kleinste Detail stimmt ist verschmerzbar. Klar ist auch, dass der Film das Rad nicht neu erfindet, innovativ ist die Produktion zumindest nicht. Einschaltpflicht besteht also nicht, aber wer den Programmslot kennt, der weiß ebenso, dass das ZDF schon deutlich schlechtere Werke als Fernsehfilm der Woche versendet hat.

«Jeder Tag zählt» ist am Montag, 17.März um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
17.03.2014 10:17 Uhr Kurz-URL: qmde.de/69591
Frederic Servatius

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Tags

Ein Sommer in Portugal Eine ganz heiße Nummer Jeder Tag zählt KDD- Kriminaldauerdienst Russisch Roulette

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