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Die Kritiker: «Tatort: Zirkuskind»

Mit der 900. «Tatort»-Episode bekommen Krimifans im Ersten solide Standardware zu sehen.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie: Till Endemann
  • Drehbuch: Harald Göckeritz
  • Kamera: Andreas Schäfauer
  • Szenenbild: Florian Haarmann
  • Kostümbild: Stephanie Kühne
  • Schnitt: Saskia Metten
So hätten sich die Ludwigshafener Ermittler Lena Odenthal und Mario Kopper ihren Besuch beim Familienzirkus Burani wohl nicht erträumt: Ihnen winkt keine ruhige Zirkusvorstellung, stattdessen müssen sie sich am frühen Morgen mit einem Mordfall in der Manege beschäftigen. Zirkusmitarbeiter Pit wurde offenkundig erschlagen und sämtliche Indizien deuten darauf hin, dass er in Folge eines heftigen Streits mit einem Unbekannten das Leben verlor. Doch nachdem Kopper den Verdächtigen ausfindig gemacht hat, stößt das Ermittlerduo auf eine alternative Spur: Pit hatte aufgrund von Geldmangel mit illegalen Geschäften zu tun, die ihm über den Kopf wuchsen – und eventuell auch eben jenen kosteten. Während die Kommissare ihrer Arbeit nachgehen, braut sich rund um die Matriarchin Louisana ein großer Streit mit Familie und Belegschaft zusammen, weil die Zirkuschefin herzlich wenig um Pit trauert und zudem biestig darum kämpft, ihre Tochter davon abzuhalten, das Unternehmen zu verlassen …

Darsteller


Ulrike Folkerts («Restrisiko») als Hauptkommissarin Lena Odenthal
Andreas Hoppe («Transit») als Kriminalkommissar Mario Kopper
Peter Espeloer («Tatort») als Peter Becker
Annalena Schmidt («Tatort») als Edith Keller
Liv Lisa Fries («Add a Friend») als Feli
Steffi Kühnert («Der Turm») als Louisiana
Hanno Koffler («Freier Fall») als Robbi

Kritik


Derzeit befindet sich der «Tatort» in einer Phase des Umbruchs: Mit Wotan Wilke Möhring und Til Schweiger starteten 2013 gleich zwei neue Hamburger Kommissare durch, außerdem feierten Christian Ulmen und Nora Tschirner als komödiantisches Ermittler-Duo ihre Premiere und erst Ende Januar 2014 wurde beschlossen, dass Thomalla und Wuttke den Leipzig-«Tatort» verlassen müssen. Dessen ungeachtet strahlt die ARD-Krimireihe weiterhin Konstanz aus: Am Sonntagabend flimmert (nach offizieller Zählung) immerhin die 900. Episode über die deutschen Mattscheiben, die mit Lena Odenthal zudem die dienstälteste noch aktive «Tatort»-Kommissarin im Mittelpunkt stehen hat. Großen Jubiläumsrummel gibt es aber (trotz Zirkus-Setting) für Odenthal nicht durchzustehen – ihr 59. Einsatz verzichtet gänzlich auf neue Impulse und sogar auf eine dichte Atmosphäre. Stattdessen präsentiert sich „Zirkuskind“ als gut gespielte, solide strukturierte «Tatort»-Standardware.

Zu den Stützpfeilern des zweiten Zirkus-«Tatort»-Falls innerhalb von zwei Monaten zählen die jungen Schauspieltalente Liv Lisa Fries und Hanno Koffler, die in ihren Rollen gleichermaßen Stolz ihre Zirkustätigkeiten zu Tage legen, wie auch Gelegenheit bekommen, ruhigere Momente mit zarter Melancholie zu füllen. Darüber hinaus stimmt die Chemie zwischen Fries und Koffler, weswegen ihre gemeinsamen Szenen besonders kurzweilig geraten sind. Außerdem weiß Steffi Kühnert als Leiterin des Familienzirkus zu überzeugen: Zwar ist ihre herrische Figur etwas einseitig geschrieben, jedoch bemüht sich die Mimin redlich, der Rolle zwischen den Zeilen zusätzliche Dimensionen abzugewinnen.

Der zentrale Kriminalfall aus der Feder des regelmäßigen «Tatort»-Drehbuchautors Harald Göckeritz ist oberer Durchschnitt: Die clever hinausgezögerte Auflösung wird sehr nachvollziehbar vollzogen und moralisch eindeutig untermauert, womit der Fall vom Zuschauer bei Beginn des Abspanns zu den Akten gelegt werden kann. Das ist nicht besonders ambitioniert, doch da das Netz aus Familienproblemen, krimineller Energien und Artistenstolz, das Göckeritz spinnt, einen hohen Spannungsbogen ermöglicht, ist trotzdem für gute Krimiunterhaltung gesorgt.

Folkerts und Hoppe wiederum agieren auf einem völlig soliden Niveau, bekommen allerdings schlicht zu wenig mehrschichtiges Material, um ihren altbekannten Figuren spannende Facetten abgewinnen zu können. Da auch die Inszenierung durch Till Endemann unauffällig ist und, anders als beim vor wenigen Wochen zum ersten Mal gezeigten «Tatort – Schwindelfrei», den Zirkus nur als austauschbare Kulisse nutzt, reicht es schlussendlich nicht für einen wirklich guten, denkwürdigen Neunzigminüter. Doch da „normale“ «Tatort»-Folgen langsam immer seltener werden, dürfte diese unauffällige, grundsolide Folge trotzdem ihre Anhänger finden.

«Tatort: Zirkuskind» ist am Sonntag, den 16. Februar, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
14.02.2014 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/69026
Sidney Schering

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