Fernsehen über das Internet schauen? Filme aus dem Netz leihen? Die Werbung ist leider in Deutschland weiter als der Netzausbau.
Deutschland soll beim Thema Netzausbau zulegen. Laut Plänen der Bundesregierung soll bis 2018 flächendeckend eine Versorgung mit 50 Mbit/s Downstream verfügbar gemacht werden. Dabei ist diese Zahl heute wohl eher ein frommer Wunsch und die Bundesregierung wünschte sich vor einigen Jahren auch viel mehr Elektroautos auf unseren Straßen.
Dabei verspricht der Zeitgeist eine ganz andere Welt. Dienste wie Netflix sollen bald in Deutschland starten. Fernsehen über Antenne? Schnee von gestern. Vielmehr soll man sich doch heute schon Programm über das Internet streamen. Filme ausleihen, die Mediatheken besuchen und nebenher seine Meinung zum «Dschungelcamp» twittern. Natürlich gleichzeitig noch Fotos vom letzten Urlaub ins Netz laden und der Sohn ein paar Zimmer weiter ein Online-Multiplayer-Spiel zocken. Nur welchen DSL-Zugang soll diese Welt haben?
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In vielen Gebieten unseres Landes ist nicht einmal DSL 16.000 verfügbar. In Dörfern und städtischen Randgebieten muss man schon mit DSL 6000 zufrieden sein. Selbst in Gewerbegebieten ist nicht selten nur DSL 2000 verfügbar. Hängen wir nun noch einen Router an diese Anschlüsse und mehrere Teilnehmer, so kann der Fernseher einpacken. Er streamt dann bestenfalls noch ruckeligen Pixelbrei. Entertainment sieht anders aus. Bestenfalls im Zentrum von Großstädten sind Glasfaser und 50Mbit/s mitunter verfügbar. Hier muss man aber Glück mit seiner Wohnung und dem Vermieter haben.
Die Alternative? Ein Kabelanschluss mit Triple-Internet und Festnetz. Nur liegt in jeder Wohnung Kabel? Deutschland ist vielmehr ein Land der hässlichen Sat-Schüsseln geworden. Dazu kommen dann noch neue Trends wie 4k-TV. Woher soll ich aber als Kunde diese immensen Datenstreams ranschaffen? Da kaufe ich mir einen brandneuen, ultrascharfen Fernseher und kann ihn bestenfalls mit BluRays füttern. Es scheitert ganz am Ende immer beim Modem. Selbst ein simples Skype-Telefonat ruckelt ja schon gern.
Stattdessen wirbt man munter für SmartTVs und Entertain in den Zeitungen mit Hollywood-Schauspielern. Ob die Mama von Christoph Waltz wohl daheim DSL 50.000 hat? Da habe ich nicht nachgedacht. Die wohnt bestimmt in Wien und da sieht die Versorgungslage hoffentlich besser aus.
02.02.2014 17:35 Uhr
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Rob Vegas