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Der Fernsehfriedhof: Fehlpässe

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 271: Die Sport-Blödelshow eines späteren Dschungel-Kandidaten, die genauso geklaut und unwitzig wie erfolglos war.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Sport-Comedy voller Nicht-Sportler.

«Dritte Halbzeit» wurde am 28. Oktober 1999 bei RTL geboren und stellte einen weiteren Versuch dar, die in Deutschland beliebten Themen Sport und Comedy miteinander zu verbinden. In der Vergangenheit gab es diesbezüglich bereits mit den Sat.1-Sendungen «ran fun» und dem «McSchmidt-Studio» erste Ansätze, die jedoch kaum vom Publikum angenommen wurden. Die treibende Kraft hinter dem neuen Anlauf war der frühere, langjährige Programmdirektor von RTL Marc Conrad, der mit seiner Firma Typhoon AG mittlerweile als Fernsehproduzent tätig war. Dank seiner guten Beziehungen gelang es ihm, kurz nach der Firmengründung innerhalb weniger Tage neben der neuen Show mit den «Freitag Nacht News» ein weiteres witziges Format sowie mit «Mein Morgen» ein tägliches Magazin bei seinem ehemaligen Arbeitgeber unterzubringen.

Ein wichtiger Partner für ihn war damals der Moderator Hugo Egon Balder, der hinter den Kulissen auch für den Comedy-Kult «RTL Samstag Nacht» verantwortlich war. Die beiden Köpfe entwickelten zusammen das Konzept für die neue komische Sportreihe, in der ein fester Moderator mit wechselnden Gästen an einem großen Tisch witzige Vorfälle diskutieren und sketchartige Dialoge aufführen sollte. Die Parallelen zum damals sehr beliebten komischen Wochenrückblick «7 Tage, 7 Köpfe» waren allerdings allzu auffällig, denn im Grunde unterschied sich die neue Produktion abgesehen von ihrer Reduktion auf reine Sportthemen kaum von der inoffiziellen Vorlage.

Die Rolle von Jochen Busse übernahm Björn-Hergen Schimpf, der nun die passenden Stichworte für die Beiträge seiner Gäste liefern musste. Schimpf gehörte zuvor zur ersten Generation von RTL-Moderatoren und zum Team der legendären Nachrichten «7 vor 7». Außerdem präsentierte er das Reise-Quiz «Ein Tag wie kein anderer» und steckte hinter der Puppe Karlchen, die jahrelang bissige Kommentare zum Zeitgeschehen darbot. Bei seinem neuen Engagement erhielt er in jeder Ausgabe Unterstützung durch Ulknudel und ebenfalls RTL-Urgestein Hella von Sinnen sowie vom Schauspieler Willi Thomczyk («Die Camper»). Während die Verpflichtung von Thomczyk angesichts einiger zu jener Zeit bekannten Werbespots für einen Sportartikelhersteller, in denen er als pöbelnder Fußballfan auftrat, noch verständlich war, erschloss es sich nicht, wieso ausgerechnet Hella von Sinnen eine tragende Rolle in einer Sportsendung erhielt.

Die restlichen vier Plätze des Panels wurden mit wechselnden Gästen wie Jimmy Hartwig oder Guildo Horn besetzt, die mal mehr, aber meist weniger mit Sport zu tun hatten. Ein Schwerpunkt lag zwar oft im Fußball, doch wurden auch andere Sportarten thematisiert. Als besonderes Highlight vergab Schimpf regelmäßig besondere Anerkennung für die Berücksichtigung von Randsportarten.

Ob das Scheitern des Ergebnisses letztlich am geklaut wirkenden Konzept, der Besetzung der einzelnen Ausgaben oder schlicht den meist unlustigen und bemühten Gags lag, ist rückwirkend schwer zu beurteilen. Fest steht nur, dass das 45minütige Format am Donnerstagabend um 23.15 Uhr von den Zuschauern von Beginn an überhaupt nicht angenommen wurde. Die Sehbeteiligungen waren derart schwach, dass der Kanal die Absetzung nach rund zwei Wochen beschloss.

«Dritte Halbzeit» wurde am 18. November 1999 beerdigt und erreichte ein Alter von drei Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Björn-Hergen Schimpf, der nur wenige Monate später mit dem Remake von «Was bin ich?» noch einen jahrelangen Erfolg verbuchen konnte. Nach dessen Einstellung blieben neue Verträge jedoch aus, weswegen er im Jahr 2008 als Teilnehmer von «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» ins Dschungel-Camp zog. Produzent Hugo Egon Balder gelang es mit «Genial daneben» ab 2003 beim Konkurrenten Sat.1 schließlich doch noch eine Panelvariante zu etablieren, die sich inhaltlich jedoch stark unterschied. Zu ihr gehörte Hella von Sinnen ebenfalls zur festen Besetzung. Übrigens, den Aufbau und die Grundidee von «Dritte Halbzeit» nahmen später die Programme «The Big Kick» und «Nachgetreten!» im Rahmen von Fußballwelt- und Europameisterschaften fast identisch noch einmal auf.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann dem letzten großen Erfolg von Björn Hergen-Schimpf, in der auch die spätere Dschungel-Kandidatin Tanja Schumann mitwirkte.
16.01.2014 11:03 Uhr Kurz-URL: qmde.de/68496
Christian Richter

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