Ist die neue ZDF-Vorabendserie «Die Familiendetektivin» sehenswert oder nur ein Lückenbüßer?
Inhalt
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Ich mag Serien so sehr, weil man bei dieser Erzählweise über einen längeren Zeitraum einer Geschichte folgen kann und einem dadurch auch die Hauptfiguren näher kommen. Man kann mit ihnen im übertragenen Sinne auch ein Stück weit leben.
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Hauptdarstellerin Elena Uhlig im Gespräch mit Quotenmeter.de
Für die alleinerziehende Mutter Julie Berg stehen nach dem Tod ihres Onkels allerhand Veränderungen an: Da sie das gemütliche Haus ihres Onkels erbt und dringend mehr Platz sowie einen Tapetenwechsel benötigt, zieht sie in das Gemäuer ein, welches zugleich den Standort von Theos Detektei für Familienfälle darstellt. Eigentlich sollte der Umzug Julie endlich Gelegenheit bieten, sich wieder mit ihrer pubertierenden, launigen Tochter Frizzie auszusprechen und ein neues Leben in der Provinz zu beginnen. Doch Frizzie und ihr Bruder Jakob sind mit dem Landleben nur wenig zufrieden, was Julie in ihrer Gunst nur weiter sinken lässt. Zu allem Überfluss wendet sich zudem ein verzweifelter, alleinerziehender Vater an sie: Er glaubt irrtümlicherweise, dass Julie die Detektei ihres Onkels weiterführt und bittet sie, seine spurlos verschwundene 12-jährige Tochter Laura wieder ausfindig zu machen.
Julie nimmt den Fall zunächst voller Pflichtbewusstsein und Hilfsbereitschaft an, aber bald darauf deutet sich an, dass Laura Opfer einer Entführung wurde, weshalb sie die Ermittlungen einstellt und stattdessen die Polizei kontaktiert, die Hauptkommissar Conrad Haas auf die Suche nach Laura schickt. Unerwarteterweise kann Julie jedoch nicht abschalten und denkt ungebrochen weiter über den Fall nach, weswegen sie die Ermittlungen auf eigene Faust fortsetzt. Währenddessen muss sie sich mit Theos Ex, der Globetrotterin Maria, rumschlagen, die behauptet, die rechtmäßige Erbin von Theos Haus zu sein und ihren anstrengenden, fidelen neuen Lover Robert im Schlepptau hat ...
Darsteller
Elena Uhlig («Mit Herz und Handschellen») als Julie Berg
Nils Wagener («Einer wie Bruno») als Jakob
Leonie Brill («Forsthaus Falkenau») als Frizzi Berg
Heikko Deutschmann («Tiere bis unters Dach») als Conrad Haas
Olaf Krätke («Um Himmels Willen») als Thomas Huber
Rita Russek («Wilsberg») als Maria Birkenkamp
Joshua van Dalsum als Oskar Berg
Mirco Reseg («Secherpack») als Robert
Kritik
Wenn deutsche Krimiserien sich ausnahmsweise nicht bierernst nehmen, dann geraten sie zumeist zu trivialen und langweiligen Formaten. Dies beweisen unter anderem die meisten der «Heiter bis tödlich»-Serien, die Das Erste am Vorabend ausstrahlt. Dass ein Krimiformat auch ohne ernste Mordfälle auskommen kann und fähig ist, trotz einer locker-leichten Erzählweise sowohl spannend zu bleiben als auch dramatische Sequenzen zu tragen, stellt dafür nun das ZDF unter Beweis: Auf dem Sendeplatz, der jahrelang «Hallo Robbie!» und «Unser Charly» gehörte, startet am Samstagabend mit «Die Familiendetektivin» nämlich eine familientaugliche Serie, die gut konstruierte Kriminalfälle mit nachfühlbaren zwischenmenschlichen Dramen vereint. Was genauso gut ein schwermütiges Format hätte werden können, wird dagegen von Regie und Darstellern selbstbewusst-leichtgängig erzählt. So entsteht eine vergnügliche, zugleich menschliche Serie – ideal für den Vorabend geeignet und dabei dank der runden Charaktere auch ein kleiner Hoffnungsschimmer in Zeiten, in denen Vorabendserien vor allem bei den privaten Sendern immer simpler werden.
Die Pilotfolge lebt etwas sehr vom Zufall, um die Prämisse des Formats in Gang zu bringen, aber sobald die von Elena Uhlig charmant und mit unaufdringlicher Charakterstärke gespielte Julie Berg in ihrem neuen Beruf als Familiendetektivin angekommen ist, sind die Storys rund: Mit großem Mutterinstinkt sowie einiger Ermittlererfahrung, die sie in ihrer Ausbildung zur Polizistin sammelte, nimmt sich Julie Berg diversen Problemfällen an. Manche Mandanten wollen, dass in ihrer Familienvergangenheit nach Geheimnissen gestöbert wird, andere suchen verschollene Familienmitglieder oder wollen, dass durch detektivische Beobachtungsgabe Streitigkeiten gelöst werden. In diesen Ermittlungen halten sich Spurensuche und zwischenmenschliches Vermitteln die Waage, wodurch «Die Familiendetektivin» im großen Angebot an Krimiserien positiv heraussticht.
Zudem erhalten die Darsteller daher regelmäßig die Gelegenheit, eine große Breite an Gefühlen zu zeigen, denn der Clash zwischen Arbeits- und Familienleben gehört zu den großen Triebfedern dieser Serie. Intensive, lebensnahe Zwists zwischen Julie Berg und ihrer pubertierenden Tochter sind in dem Format an der Tagesordnung, genauso wie ruhige, glaubwürdige Versuche der Friedensschließung. Beides spielt sich in «Die Familiendetektivin» häufig als Gegengewicht zur Entwicklung des Krimiplots ab, wodurch die schauspielerischen Fähigkeiten des Ensembles betont werden – was in dieser Häufigkeit zuweilen aber dann doch etwas gekünstelt wirkt, denn selbst wenn im echten Leben relevante Dinge gerne Mal zum denkbar ungünstigsten Augenblick geschehen, so ist dies nicht durchgehend der Fall.
Lobenswert ist dafür das komplexe, liberale Verhältnis der Serie zu einem heilen Familienbild: Während viele Einsätze der Titelfigur dazu führen, eine klassische Familienkonstellation zu bewahren, zeigt Familie Berg mit jeder neuen Episode des Formats mehr und mehr, dass Patchwork-Familien genauso harmonisch sowie erfüllend sein können.
Zwischendurch geraten die familienzentrischen Dialogszenen allerdings etwas zu ausführlich, weshalb mitunter die anfangs unterschwellig ausgedrückten Emotionen der Figuren schlussendlich doch explizit ausgesprochen werden. Dies wiederum der Serie einen Hauch ihrer Cleverness. Dessen ungeachtet ist «Die Familiendetektivin» eine sehenswerte neue Vorabendserie, die gerne in eine zweite Staffel gehen darf.
«Die Familiendetektivin» ist ab Samstag, dem 11. Januar, wöchentlich um 19.25 Uhr im ZDF zu sehen.