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Die Kritiker: «Stralsund: Freier Fall»

Zum letzten Mal ermittelt der jetzige «Tatort»-Kommissar Wotan Wilke Möhring in «Stralsund» im Zweiten; kein großer Verlust, meinen wir.

Inhalt


Hinter den Kulissen «Stralsund»

  • Buch: Martin Eigler und Sven Poser
  • Schnitt: Jörg Kader
  • Kamera: Christoph Chassée
  • Musik: Oliver Kranz
  • Regie: Martin Eigler
  • Produktion: Network Movie
Am Morgen nach einer feuchtfröhlichen Karaokeparty, auf der Polizeichef Meyer zusammen mit den Kollegen seinen Geburtstag gefeiert hat, schlägt eine Nachricht wie eine Bombe ein: Ein Kronzeuge, der vor dem Staatsanwalt aussagen wollte, ist auf dem Weg dorthin in einen Hinterhalt geraten und erschossen worden. Das Pikante: Die Informationen über die Wegstrecke und ihre Stationen waren streng geheim. Und sie kamen aus der Datenbank des Präsidiums. Es muss eine undichte Stelle im Apparat geben.

Die Ermittlungen führen die Kripo über die Gefängnis-Besucherliste des Kronzeugen zu dem Spielhallenbesitzer Godo. Im Verhör scheint aber auch für ihn die Nachricht des Todes seines Freundes eine Überraschung zu sein. Noch überraschter sind die Polizisten, als plötzlich ein Kommissar des LKA auftaucht, das Verhör abrupt beendet und den Fall zur Landessache erklärt. Dafür ist er den Kollegen eine Erklärung schuldig: Das LKA führt Godo Hartmann als Informanten. Über ihn ist man seit Jahren einem Drogenring unter der Führung eines Mannes, der nur als "Victor" bekannt ist, auf der Spur.

Benjamin Lietz gesteht seiner Freundin Nina Petersen, dass er Godo die Informationen zugespielt hat, um die Spielschulden seines Bruders zu tilgen. Niemals hätte Benjamin gedacht, dass er damit indirekt für einen Mord verantwortlich werden könnte. Nina traut ihren Ohren nicht und versucht Benjamin zu bewegen, sich zu stellen und reinen Tisch zu machen. Doch Benjamin bittet sie um Aufschub: Er hat es vermasselt, er will es wieder gut machen, und er glaubt, den bevorstehenden Sturm nur überstehen zu können, wenn er den Mordfall aufklärt. Nina lässt ihn gewähren. Das bleibt jedoch nicht ohne Folgen.

Darsteller


Wotan Wilke Möhring («Homevideo», «Tatort») als Benjamin Lietz
Katharina Wackernagel («Das Adlon») als Nina Petersen
Alexander Held («Die Päpstin») als Karl Hidde
Michael Rotschopf («Kriminaldauerdienst») als Gregor Meyer
Wanja Mues («GSG 9») als Max Morolf
Wolfram Koch («Im Netz») als Achim Lietz
Tim Wilde («Blutzbrüdaz») als Godo

Kritik


Zumindest quotentechnisch war die ZDF-Krimireihe «Stralsund» bis dato erfolgreich. Dass die Ermittler in der fünften Episode zugleich das letzte Mal ans Werk gehen würden, war allerdings bereits während der Produktion klar. In der Folge «Freier Fall» fällt zum Abschluss der Reihe zunächst die Inszenierung von Wotan Wilke Möhring ins Auge, dessen Rolle des Ermittlers Benjamin Lietz mit modernster Technik als Profiler in CSI-Manier dargestellt werden soll – dieser Versuch misslingt allerdings kläglich. Aber auch insgesamt wirkt die Figur unglaubwürdig, über weite Strecken bleibt unklar, ob Möhring die Rolle absichtlich so hölzern anlegt wie er sie spielt oder ob es ihm in diesem Fall nicht besser gelingt. In anderen Produktionen hat der 46-jährige Schauspieler aber schon stärkere Leistungen gezeigt.

Michael Rotschopf gelingt es unterdessen die Rolle des Gregor Meyer besser zu interpretieren, ihm macht hier allerdings das Drehbuch einen Strich durch die Rechnung. Seine Figur ist über weite Teile konfus geschrieben und schwankt wahllos zwischen sympathischem und überstrengem Chef. Rundum überzeugen kann lediglich Katharina Wackernagel die den emotionalen Konflikt zwischen Beruf und Partner mehr als glaubwürdig vermittelt. Ihr kauft man die Rolle über die komplette Spieldauer ab.

Auffällig sind dann ferner auch Bild und Atmosphäre. Ein wenig fehlte den Machern hier die Konsequenz. Denn obwohl nicht selten eine angenehm-szenische Stimmung erzeugt wird, zerstören häufig konfus wirkende Kamerafokussierungen und Schnitte dieses Plus und sind dem Zuschauererlebnis eher abträglich. Bei manch wackligen Bildern bleibt im Unklaren ob sie so beabsichtigt waren, sie wirken eher wie ein verzweifelter Versuch Authentizität zu erzeugen.

Erzählweise und die Geschwindigkeit sind dabei durchaus gelungen und sorgen dafür, dass man dem Geschehen gerne aufmerksam folgt. Ein wenig verhebt sich die Geschichte dann aber doch am großen emotionalen Konflikt und schafft es so nicht vollends den moralischen Zwiespalt darzustellen, der wohl intendiert war. Dem Plot hätte es zudem besser zu Gesicht gestanden, wenn man nach dem großen Showdown den Abspann hätte genießen dürfen - die vermeintlich erläuternde Schlussszene zeigt, dass die Produzenten ihren Zuschauern offenbar wenig eigenes Denkvermögen zutrauen. Hier wird jedes letzte Detail ausbuchstabiert, ohne große Interpretationsspielräume zu lassen.

Alles in allem wird es inhaltlich wohl niemandem weh tun künftig ohne «Stralsund» auskommen zu müssen. Das deutsche Fernsehen hat sicherlich schon schlechtere Krimis gesehen, ein Meilenstein ist die fünfte Ausgabe der Reihe aber auch nicht. Trotzdem ist wohl schon jetzt recht klar, dass das ZDF auch zwischen den Jahren noch einmal gute Zahlen mit «Stralsund» einfahren wird. Und so gibt es zumindest einen, der den Abschied von der Serie schade findet. Dem Zuschauer hingegen wird zumindest von dieser Folge nicht mehr im Kopf bleiben als eine schlechte Interpretation von Coldplays „Viva la Vida“ auf der Karaokeparty gleich zu Beginn des Films.

Das ZDF zeigt «Stralsund – Freier Fall» am Montag, den 30.Dezember um 20.15 Uhr.
29.12.2013 14:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/68121
Frederic Servatius  •  Quelle: Inhaltsangabe ZDF

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