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Die Kritiker: «American Horror Story: Coven»

Hexen, Voodoo und Okkultismus: Die dritte Staffel der gefeierten Serie wagt sich in ganz neue Gefilde.

Inhalt:


Hinter den Kulissen von Folge 1

  • Schöpfer und Autoren: Ryan Murphy und Brad Falchuk
  • Regisseur: Alfonso Gomez-Rejon
  • Produzenten: Joe Incaprera, Alexis Martin Woodall
  • Kamera: Michael Goi
  • Musik: James S. Levine
Internet Movie Database
Im New Orleans der Gegenwart, 300 Jahre nach den Hexenprozessen von Salem, kehrt die mächtige, jedoch psychisch labile Hexenmeisterin Fiona (Jessica Lange) zurück in ihren Heimatort. wo sich die Hexen, die die Prozesse einst überlebten, immer neuen Angriffen ausgesetzt sehen. Sie setzt es sich zum Ziel, den geheimen Hexenzirkel, bestehend aus talentierten Nachwuchshexen, vor fremden Mächten zu beschützen. Dabei weckt sie nicht nur die Geister der Vergangenheit und trifft auf verstörte Seelen, sondern muss ihren Schützlingen vor allem beibringen, dass man mit Tod und Verderben nicht spielt.

Darsteller:


Sarah Paulson («12 Years a Slave») ist Cordelia Foxx
Taissa Farmiga («The Bling Ring») ist Zoe Benson
Frances Conroy («How I Met Your Mother») ist Myrtle Snow
Evan Peters («Kick-Ass») ist Kyle Spencer
Lily Rabe («All Beauty Must Die») ist Misty Day
Emma Roberts («Scream 4») ist Madison Montgomery
Jessica Lange («Big Fish») ist Fiona Goode
Kathy Bates («Misery») ist Madame Delphine LaLaurie
Angela Bassett («Olympus Has Fallen») ist Marie Laveau
und viele andere

Kritik:


5,5 Millionen Zuschauer waren Ende Oktober dabei, als sich die dritte Staffel der erfolgreichen Horrorserie «American Horror Story» in den USA zurückmeldete. Nach «Murder House» und «Asylum» fährt nun also auch «Coven» auf derselben Erfolgsspur wie seine beiden Vorgänger: Im Vergleich zur Auftaktfolge der zweiten Season steigerte sich das Interesse des Publikums gar um knapp 50 Prozent. Doch anders als bei vielen anderen Serien lässt sich jede Staffel von «American Horror Story» am besten für sich allein stehend betrachten. Immerhin formten die Serienschöpfer Ryan Murphy und Brad Falchuk («Glee») auch in Season drei ganz neue Charaktere und entließen sie in eine gänzlich andere Umgebung, als in die der bereits innerhalb der ersten beiden Staffeln abgeschlossenen Geschichten. Die Darsteller hingegen sind zum Großteil altbekannt. Erhielten mit «Misery»-Schreckgestalt Kathy Bates jedoch auch prominenten Zuwachs.

Erneut muss sich die stetig wachsende Fangemeinde einem völlig fremden Umfeld hingeben. Stand in Staffel eins das Mörderhaus der Familie Harmon im Mittelpunkt, tauschte man diese Kulisse nach den zwölf spannenden Folgen der ersten Season gegen die finstere Irrenanstalt Briarcliff Manor aus und setzte seinen Schwerpunkt in «Asylum» weniger auf Grusel denn auf pures Grauen, Ekel und Geisteskrankheit. Mit «Coven» wagt man sich jetzt auf gänzlich neues Terrain und setzt erstmals auf vermehrt okkulte Thematiken vor geschichtlich nicht unwichtigem Hintergrund. Immerhin gab es die der Serie als Basis dienenden Prozesse von Salem wirklich. Und auch die Themen Hexerei und Voodoo bedienen sich einer für die Serie recht bodenständigen Prämisse.

Um die realen Hintergründe von «Coven» besonders in den ersten Episoden hervorzuheben, entschieden sich die Macher dafür, einen Teil der Handlung in Rückblenden zu erzählen und einige Figuren auf diese Art und Weise einzuführen. Dadurch lässt sich «Coven» anfangs optisch in zwei Hälften teilen. Für die Rückblenden kleideten die Macher ihre Serie in Bilder, die wie eine Mischung aus fiebrigem Historydrama und sterilem Kostümfilm daherkommen. Vor allem Kathy Bates zieht im Staffelauftakt alle schauspielerischen Register und damit jede Szenerie auf sich. In einem ruhigen Grundton, jedoch auch mit allerhand Gewaltspitzen ausgestattet, hält Kameramann Michael Goi («Web Therapy») in den rauen Momenten voll drauf und macht sich die ruhelose Szenerie zunutze, um die Close-Ups der schmerzverzerrten Gesichter und die schockierenden Handlungen der Hauptfiguren umso eindringlicher einzufangen. Vor allem die eingangs erwähnte Kathy Bates erweist sich in diesen hitzigen Momenten als Idealbesetzung für ihre Rolle der unbarmherzigen Hausherrin, die für ihr Wohlbefinden über Leichen geht und mit aller Brutalität die Klassenunterschiede zwischen ihr und ihren Mitmenschen deutlich macht. Ihr Ausführen okkulter Riten macht sie schließlich zu einer nicht einzuschätzenden Gefahr und zu einer Form von Antagonist, der auf den ersten Blick dennoch wenig greifbar scheint. Zu rar gesät sind in den Auftaktfolgen noch ihre grandiosen Auftritte und zu schleichend klärt sich erst nach und nach ihre Herkunft mitsamt Gesinnung.

Nach einer in diesem Stil angelegten Eröffnungssequenz folgt schließlich ein Sprung in die Gegenwart. Von nun an zeigt sich «American Horror Story: Coven» in einem wenig kreativen US-Serien-Einheitslook. Im Mittelpunkt steht jetzt Taissa Farmiga, die bereits in Staffel eins zu sehen war und auch in «Coven» erneut zu den schwächeren Vertretern in der Schauspielerriege gehört. Ihre Rolle entspricht in etwa der einer weiblichen Harry Potter – einer Hexe, die im Teenageralter von ihrer Herkunft erfährt und schließlich auf eine Zauberschule geschickt wird. Im Zusammenhang mit der stets um Innovation und Kreativität bemühten Serie «American Horror Story» mutet dieser Gedanke reichlich einfallslos sein. Und tatsächlich: Die Einführung in die Szenerie gerät langweilig. Der Abschnitt, der Farmigas Figur dabei beobachtet, wie selbige von ihrem Hintergrund erfährt, zur Schule reist und sich dort in dem Gebäude umschaut, wirkt dröge und wie ein müder Aufguss von bereits Gesehenem. Erst ab dem Moment, in welchem die weiteren Figuren vorgestellt werden, kommt Leben in die Hexenbude.

Vor allem das Wiedersehen mit Jamie Brewer wird gewiss viele «American Horror Story»-Fans erfreuen. Die Darstellerin mit Down Syndrom, die in Season eins bereits einen Charakter mit derselben Behinderung verkörperte, mimt in «Coven» eine Figur, die ohne den Gendefekt ausgestattet ist. Brewer stellt eindrucksvoll ihr Schauspieltalent unter Beweis und überzeugt voll und ganz in ihrer kleinen aber feinen Nebenrolle. An ihrer Seite spielt «Scream 4»-Queen Emma Roberts einen verwöhnten Teeniestar, der man diese Rolle jederzeit abkauft. Vor allem in den hitzigen Wortgefechten unter den jungen Damen stehen Roberts die astrein geschriebenen Dialoge gut zu Gesicht. Des Weiteren sei Gabourey Sidibe («Precious – Das Leben ist kostbar») hervorzuheben. Die füllige Darstellerin präsentiert sich mit einem großen Selbstbewusstsein ausgestattet und hat mit der Figur einer lebenden Voodoo-Puppe einige interessante Facetten in petto. Natürlich ist auch Jessica Lange wieder mit von der Partie, genauso wie Evan Peters, Lily Rabe und Sarah Paulson. Sie alle haben in den ersten Episoden von «Coven» noch nicht die Gelegenheit, sich besonders in den Vordergrund zu spielen. Paulson überzeugt als sympathische Lehrerin, Jessica Lange bleibt als Oberhexe anfangs noch ungewohnt unauffällig und Evan Peters fällt eine Rolle zu, über die man am besten gar keine Worte verlieren sollte, um die Vorfreude durch Spoiler nicht zu trüben.

Im Gegensatz zu «Murder House» und «Asylum» hat «Coven» nicht das Glück, seine Zuschauer direkt ab der ersten Folge in seinen Bann zu ziehen. Während vor allem „Asylum“ sofort offenbarte, dass das stete Aufwerfen neuer Fragen und die ungenaue Darstellung der Ereignisse zum Suspense-Aufbau gehören, zeigt sich „Coven“ nicht zur Genüge ausbalanciert, um beim Zuschauer Ähnliches hervorzurufen. Die angerissenen Plotlines haben nicht die Intensität wie die der ersten beiden Staffeln. Zudem erweist sich die hohe Menge an immer neuen Figuren schnell als anstrengend. Auch die Versuche, einzelne Storypassagen mit hoher Schockfrequenz zu inszenieren (Stichwort: Frankensteins Monster), verlaufen aufgrund der scheinbar halbherzig entworfenen Skriptgrundlage eher im Sande. Das ist schade. Denn so besteht die Gefahr, dass sich das Publikum vom schwachen Staffelauftakt schnell dazu verleiten lässt, nicht konsequent auf die weiteren Folgen zu warten.

Ab Episode vier geht nämlich endlich der notwendige Ruck durch «Coven». Nicht nur, dass die Figuren von nun an ihr notwendiges Profil gewinnen, auch auf Seiten der Story fährt man von nun an nicht mehr derart mehrgleisig, dass es wie zu Beginn unübersichtlich und unentschlossen wirkt. Inszenatorisch erscheint die Serie ab jetzt wieder „wie aus einem Guss“ und Voodoo, Hexerei und Okkultismus vermischen sich zu einer spannenden sowie teilweise surrealistischen Storygrundlage. Wo man eingangs zu sehr damit beschäftigt war, die jeweilige Szenerie dem jeweiligen Nebenplot zuzuordnen, verschmelzen diese nun zu einem großen Ganzen. Geschuldet ist dies nicht zuletzt auch Jessica Lange, die ihre anspruchsvolle, steten Gefühlsschwankungen unterworfene Figur erneut mit Bravour verkörpert. Manchmal braucht es eben ein paar Anläufe mehr, um erneut zu der Hochform zurückzufinden, mit welcher Lange schon die ersten beiden Staffeln enorm bereicherte.

Fazit: «American Horror Story: Coven» beginnt mit der besten Vorspannsequenz aller Zeiten – und lässt das Publikum während der ersten drei Episoden noch enttäuscht zurück. Es scheint, als hätten die Schöpfer zu viel Stoff gehabt, um diesen übersichtlich in den einzelnen Folgen unterzubringen. Ist der Schock über diesen vermeintlichen Qualitätsabfall jedoch erst mal verdaut, erhebt sich «Coven» ein zweites Mal. Ab Folge vier geht es merklich aufwärts!

«American Horror Story: Coven» ist ab dem 20. November, jeden Mittwoch um 21:50 Uhr beim Pay-TV-Sender Fox zu sehen.
19.11.2013 08:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/67335
Antje Wessels

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