Am Dienstagvorabend startet die zweite Staffel des «Heiter bis tödlich»-Krimis – obgleich das Interesse des Publikums an den ersten Ausstrahlungen äußerst gering war.
Inhalt
Hinter den Kulissen
- Regie: Wilhelm Engelhardt, Thomas Jahn
- Buch: Andreas Heckmann, Herbert Kugler, Christiane Bubner, Michel Birbæk, Lars Albaum, Lorenz Stassen
- Kamera: Frank Grunert, Thomas Jahn
- Schnitt: Claudia Fröhlich, Martina Krippendorf
- Produzentin: Susanne Wolfram
Lukas Hundt und Kristina Katzer werden zu einem ungewöhnlichen Fall gerufen: Ein Unbekannter Täter hat auf ein Paar geschossen, das Sex im Auto hatte. Die Frau ist sofort tot; der Mann überlebt: Florian Berger. Der Student hat einen exotischen Nebenjob: Als Treuetester arbeitet er für eine Agentur, die im Auftrag ihrer Klienten die moralische Standhaftigkeit der Partner auf die Probe stellt. Das Opfer Sabine Lang war die Ehefrau eines Kunden. Tatverdächtige gibt es zur Genüge. Hundt glaubt an einen betrogenen Ehemann als Täter.
Denn obwohl Sex für die Treuetester offiziell tabu ist, hatte Berger in seinem Job nicht nur mit Sabine Lang eine Affäre, sondern auch mit deren Freundin Annette Bischoff. Katzer dagegen vermutet, dass Drogendealer Franschick hinter der Sache steckt. Florian Berger hatte Schulden bei ihm und um endlich an sein Geld zu kommen, bedrohte der Dealer Catharina, die Freundin des Studenten. Doch dann wird ein zweites Mal auf Florian Berger geschossen und die Ehemänner von Sabine Lang und Annette Bischoff haben ein Alibi. Auch der Dealer Franschick scheidet als Täter aus.
Eine Sackgasse für Hundt und Katzer, die angesichts des Falles keine Gelegenheit auslassen, dem jeweils anderen ihre Einstellung zu Liebe und Treue vorzuwerfen. Privat versuchen Lukas Hundt und Kristina Katzer, sich mit ihrer Elternrolle zu arrangieren. Hundt, der endlich eine richtige Bleibe gefunden hat, richtet für Tochter Jule dort ein Zimmer ein. Jule freut sich über die ihren neugewonnenen „Zweitwohnsitz“ – ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter.
Darsteller
Isabell Gerschke («Polizeiruf 110») als Kristina Katzer
Oliver Franck als Lukas Hundt
Rita Feldmeier («Intimzone Schwiegereltern») als Elli Katzer
Anna Krajci als Jule Katzer
Sarah Alles («Rote Rosen») als Yvette Müller
Tobias Schenke («Harte Jungs») als Dr. Leo Sturm
Mathis Landwehr («Lasko – Die Faust Gottes») als Alexander Rick
Kritik
Durchschnittlich 6,4 Prozent des Gesamtpublikums verfolgten im vergangenen Herbst die erste Staffel von «Akte Ex» – nur knapp mehr als die Hälfte des üblichen Marktanteils des Ersten. Dass sich der öffentlich-rechtliche Sender dennoch entschied, weitere Folgen in Auftrag zu geben, kann als Entscheidung gegen die Allmacht der Einschaltquote gewertet werden – oder als Eingeständnis der Programmverantwortlichen, dass sich das Zuschauerdesinteresse am ARD-Vorabend sowieso nicht ändern lässt. Qualitativ wusste «Akte Ex» in der ersten Runde wenig zu überzeugen, wärmte das Format doch nur altbekannte Muster vorangegangener «Heiter bis tödlich»-Reihen auf.
Ein zusätzliches Manko der ersten acht Folgen war die fehlende Identifikation mit dem Handlungsort Weimar, der sich kulturell kaum niederschlug. Ist vielen anderen «Heiter bis tödlich»-Serien ein gewisser Charme aufgrund einer authentisch wirkenden Verortung kaum abzusprechen, erscheint die Entscheidung über den Dreh- und Angelpunkt von «Akte Ex» mit dem Wurf eines Dartpfeils auf die Deutschlandkarte gefallen zu sein. Ein intensiverer Bezug zur thüringischen Stadt der Dichter und Denker scheint indes auch mit Umsetzung der neuen Folgen nicht angedacht.
Wenn auch in der Grundidee nur mäßig innovativ, war das Zusammenspiel der Protagonisten Kristina Katzer und Lukas Hundt, dargestellt von Isabell Gerschke und Oliver Franck, in der ersten Folgen durchaus unterhaltsam. Mit dem Auftakt zur zweiten Staffel wirken die pausenlos ausgetragenen Konflikte zwischen beiden noch etwas unausgereift. Als Ursache dafür ist auch das neue Szenario auszumachen, in dem Hundt um seine zuvor verschwiegene Vaterschaft zu Katzers Tochter Jule weiß. Lobend anzumerken ist an dieser Stelle der Versuch der Autoren, die erzählte Geschichte tatsächlich weiterzuschreiben, anstatt einen Kriminalfall nach dem anderen in das immer gleiche Korsett zu schnüren. Man darf gespannt sein, ob die weiteren Folgen dieses Konzept fortführen – eine Entwicklung der Figurenkonstellation wäre in qualitativer Hinsicht sehr zu begrüßen.
Der erste Kriminalfall der zweiten Staffel versucht sich in Komplexität und macht nicht den Fehler, die durchaus absurden Umstände des Mordes als Freibrief zu verstehen, fortan seichte Komik mit Hang zur Polizeiarbeit zu servieren. Die Aufarbeitung erscheint durchaus schlüssig und wagt sogar, etwas Dramaturgie in den Vorabend zu bringen. Sehr ärgerlich sind hingegen Details, wie Katzers Ermahnung an Hundt, dass Gewalt in einem Verhör nichts zu suchen habe – und ihr anschließendes Einverständnis, den Verdächtigen mit Androhung derselben zum Reden zu bringen. Auch das zahlreiche Nebenrollen Katzer und Hundt zunächst nicht als Polizisten erkennen, taugt in seiner Kreativlosigkeit nur bedingt als Running-Gag.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass «Akte Ex» zumindest den Versuch unternimmt, sich erzählerisch zu steigern. Die ARD wäre wohl auch kaum bereit, eine weitere Staffel zu bezahlen, sollte das Interesse auf dem Niveau früherer Ausstrahlungen bleiben – oder gar sinken.
Das Erste strahlt ab Dienstag, den 5. November 2013, im wöchentlichen Rhythmus acht neue Folgen von «Akte Ex» auf dem gewohnten Sendeplatz um 18.50 Uhr aus.