Kino- und TV-Produzent Jerry Bruckheimer hat neuerdings einen deutschen Fanclub.
Fanclubs gibt es nahezu wie Sand am Meer, und greift man tief in die Klischeekiste, so fördert man folgendes Bild zu Tage: Fanclubs widmen sich primär attraktiven Prominenten und bestehen aus jubelnden, kreischenden Personen, die kurz davor sind, zum Groupie zu werden. Ihrem Idol widmen sie nicht nur Zeit, sondern würden sich ihm auch körperlich hingeben, hätten sie die Gelegenheit. Selbstredend ist dieses Klischee aber weit hergeholt und tut den sich in Fanclubs organisierenden Menschen großes Urecht. Diese finden aus den verschiedensten Gründen in Fanclubs zueinander und verehren nicht bloß junge Sänger oder knackige Schauspieler. So existiert hierzulande neuerdings auch ein Fanclub, der sich ganz und gar dem Spitzenproduzenten Jerry Bruckheimer widmet.
Der geachtete Produzent von «Top Gun», «Armageddon» oder «Fluch der Karibik» geriet zuletzt aufgrund des US-Kinoflops «Lone Ranger» eher auf negative Weise in die Schlagzeilen diverser Filmportale. Dass die US-Verrisse des kostspieligen, von Gore Verbinski inszenierten Westerns mit Johnny Depp und Armie Hammer in den Hauptrollen ein kleines Rätsel für sich darstellen, wurde
in dieser Kolumne bereits thematisiert, und die negative US-Rezeption des Big-Budget-Streifens stellte auch die Initialzündung für die Gründung des Jerry-Bruckheimer-Fanclubs dar. Clubgründerin Jenny Brix sieht eine Reihe von hetzerischen Artikeln über die frühen Produktionsprobleme von «Lone Ranger» (unter anderem über Disneys Versuche, das Budget zu kürzen) als "Vorab-Verriss ohne Bezug auf Ursachen und Fakten", wodurch in den Staaten, und später auch in Deutschland, die gesamte Wahrnehmung des Films negativ eingefärbt wurde.
"Also habe ich da zuerst allein versucht, die Redaktionen dazu aufzufordern, dass sie alle Fakten nennen. Aber als Einzelkämpfer wird man kaum beachtet", erläutert die 1963 geborene Autorin und gelernte Wirtschaftskauffrau. So startete ihr Feldzug, organisiert für eine gerechtere Berichterstattung über Bruckheimer zu sorgen. "Und dann hatte ich noch auf einer Plattform gelesen, dass es weltweit keinen einzigen Bruckheimer-Fanclub geben soll. Als ich dann auch noch entdeckt habe, dass die Seite JBFans.com zum Verkauf steht und ein seit mehreren Jahren bestehendes amerikanisches Fan-Forum nicht einen einzigen Nutzer hat, war das Maß voll", sagt Brix über die Ursprünge des am 1. September gegründeten Clubs, den Brix mit mehr als einem Dutzend Gleichgesinnten aufbaute.
Brix' Interesse am Schaffen des "Mr. Blockbuster" genannten Erfolgsproduzenten reicht jedoch um einiges weiter zurück: Sie verfolgte mit «Flashdance», «Beverly Hills Cop» und «Top Gun» im Kino bereits die ersten großen Kassenschlager Bruckheimers, doch erst als sie mit einem befreundeten Filmkritiker «Bad Boys» und «Crimson Tide» in Pressevorführungen sah, erfuhr sie, dass hinter all diesen ihr zusagenden Filmen derselbe Produzent steckt. Fernsehserien wie «Cold Case» oder «Without a Trace» intensivierten die Begeisterung für Bruckheimer, ebenso wie die vielen Hintergrundinfos über seine Person und seinen Werdegang, die das Internet zu bieten hatte: "Sein Werdegang an sich ist bereits ein Phänomen. Erst Zahnarzt werden wollen, dann auf Psychologie und Mathe umschwenken, dann als Telefonist in einem Werbestudio anfangen und am Ende 'Mr. Blockbuster' werden … Und das mit dem Handicap einer Legasthenie … Das ist einfach nur bewundernswert", erläutert die Fanclubgründerin. "Von ganz unten nach ganz oben und das mit harter Arbeit ...", führt sie fort und urteilt: "Er hätte es doch schon lange nicht mehr nötig, sich den ganzen Auseinandersetzungen zu stellen, aber er macht unbeirrt weiter."
Zu den größten Favoriten des in Riesa lebenden Bruckheimer-Fans gehören zwar einige der üblichen Verdächtigen, etwa «Armageddon» und «Fluch der Karibik», allerdings ist sie auch von der "Bandbreite der Themen, die er anpackt" fasziniert und lobt, dass Bruckheimer sich in Produktionen wie «Gegen jede Regel» und «Spiel auf Sieg» an gesellschaftlich relevante Themen heranwagt.
Doch auch als Gründerin des ersten Bruckheimer-Fanclubs entdeckt Brix ebenso Schwächen an Jerry Bruckheimer. Sei es, dass er sich zu sehr selbst unter Druck setzt, um sich auf Biegen und Brechen selber zu übertreffen, oder er als Perfektionist bei seinen Serien trotzdem genehmigt, dass einige der Ensemblemitglieder in späteren Staffeln Regie führen, auch wenn sie den Dreh nicht völlig raus haben und deren Episoden unter extremen Zeitdruck entstehen.
Dass Disney und Jerry Bruckheimer 2014 ihren First-Look-Deal beenden und der Produzent somit nicht weiter einer der engsten Kooperationspartner des Unterhaltungsgiganten sein wird, sieht Brix derweil gelassen. Denn für Bruckheimer "könnte die Trennung eine große Chance bedeuten, weil er dadurch unabhängiger wird und sich den ewigen Gängeleien wie der Vorgabe des Regisseurs und den Beschränkungen der Budgets entziehen kann." Ein Wunschstudio, das künftig Bruckheimers Stammheimat darstellen könnte, hat sie unterdessen nicht: "Ich denke, dass ist davon abhängig, welche Produktionen er machen möchte. Nicht jeder Film eignet sich für jedes Portfolio. Jetzt kann er sich aussuchen, bei wem er denkt, dass er mit dem einzelnen Projekt am besten aufgehoben ist. Die enge Bindung an einen einzigen Partner hat er auch schon lange nicht mehr nötig."
Über mehr bekennende Fans dürfte sich Jerry Bruckheimer dagegen wohl kaum grämen. Insbesondere nicht, wenn sie sich für eine Besserung seines Rufs einsetzen. Ganz gleich, ob man nun den Tatendrang der 15 Gründungsmitglieder teilt, oder mit einer Mitgliedschaft sein Faible für Bruckheimer-Produktionen zum Ausdruck bringen möchte: Verstärkung für den Club wird von Brix willkommen geheißen. Jeder, der sich dem Fanclub anschließen möchte, kann sich an service@bruckheimer-fanclub.de wenden. Weitere Informationen finden sich auch auf http://bruckheimer-fanclub.de/. Darüber hinaus lädt der Fanclub auch zum regen Gedankenaustausch über den Produzenten, was im angeschlossenen Webforum www.bruckheimer-fanclub.forumprofi.de möglich ist.