Jan Josef Liefers, Sido, Joachim Fuchsberger und Co. rocken die Bühne.
Inhalt
Hinter den Kulissen
- Regie: Wolfgang Murnberger
- Drehbuch: Uli Brée
- Musik: Stefan Bernheimer
- Kamera: Peter von Haller
- Schnitt: Alarich Lenz & Benedikt Rubey
Der charismatische, coole Musiker und Sänger Rocco erobert seit einiger Zeit gemeinsam mit einer freundlichen Rentnertruppe die Musikschuppen der Bundesrepublik. Doch so langsam verlieren die aufregenden Bühnenauftritte und die Fröhlichkeit des Hitsongs "Life is Live" die vitalisierende Wirkung, die sie einst auf die älteren Mitglieder der Band hatten. Für "Rocco & die Herzschrittmacher" bedeutet dies: Keine Zugaben mehr! Denn nach dem letzten Song schläft die gesamte Gruppe (bis auf Rocco, selbstredend) in einen tiefen Erholungsschlaf. Als eines der Bandmitglieder sogar einen Schwächeanfall erleidet, beschließen die musikalisch begabten Rentner, ihre Tournee abzubrechen.
Rocco bedauert diese Entscheidung zwar sehr, zum Wohle seiner Freunde legt er dennoch kein Veto ein. Und so heißt es für Roccos Bandkollegen: Zurück in die Seniorenresidenz. Dort hat mittlerweile Roccos Lebensgefährtin Marina das Sagen, die als Nachfolgerin der herrischen Frau Glück alles komplett anders machen will. Doch dadurch sorgt sie zweifelsohne für zu viel des Guten: Die Senioren werden wie Kindergartenkinder behandelt und durch übertriebene Vorsorge in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Für Revoluzzer wie Roccos Weggefährten der reinste Albtraum. Und dann ist da noch der verschlossene Dieter, der die Stimmung im Heim ebenfalls nicht gerade aufbessert ...
Darsteller
Jan Josef Liefers («Tatort») als Rochus 'Rocco' Siwak
Ursula Strauss («Schnell ermittelt») als Schwester Marina
Joachim Fuchsberger («11 Uhr 20») als Degenhard Schagowetz
Bibiane Zeller («Oben ohne») als Sissi Hopf
Lisa Kreuzer («Die Bergretter») als Sandra
Hans-Michael Rehberg («Pfarrer Braun») als Herr Klüger
Dieter Hallervorden («Sein letztes Rennen») als Dieter
Kritik
Nur wenige Tage nach der Ausstrahlung von
«Zurück ins Leben» wird im Ersten ein weiteres Mal auf filmische Weise das Dasein kritisiert, das Senioren in Altersheimen fristen müssen. War besagter Roadmovie ein Geschenk der ARD zum 75. Geburtstag der Hauptdarstellerin Christiane Hörbiger, handelt es sich bei «Die Spätzünder 2 - Der Himmel soll warten» um die Fortsetzung eines Überraschungserfolgs von 2010: «Die Spätzünder» lockte bei der Erstausstrahlung 8,11 Millionen Menschen an die Bildschirme und generierte somit starke 23,2 Prozent Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen brachte es der Film mit 1,74 Millionen Interessenten auf klar überdurchschnittliche 11,9 Prozent. Zudem gewann die Rentner-Musikkomödie den 3sat-Publikumspreis für den Fernsehfilm des Jahres.
Eine Fortsetzung erschien angesichts dieses Erfolgs angebracht, aber wie will man eine "Rentnerband kämpft sich nach oben"-Story weitererzählen? Regisseur Wolfgang Murnberger und Autor Uli Brée haben sich dazu entschieden, dieses Mal den Fokus weniger auf die Musik zu legen und die Seniorenrevolution innerhalb des Altenheims stattfinden zu lassen. Dort entsteht mit dem Wettstreit der rüstigen Rentner mit der wohlmeinenden, die Bedürfnisse der Senioren trotzdem nicht wahrnehmenden, Heimeitung eine charismatische Handlung. Diese weist zwar keine nennenswerte Dramaturgie auf, überzeugt aber mit einer sympathischen Mischung aus ironisch ausgespielten Klischees, kurzweilig-plakativer Sozialkritik und von Regie wie Darstellern ehrlich vermittelter Rührseligkeit.
Dass die geistig fitten Senioren aus «Die Spätzünder 2» ihr Unverständnis dafür, wie mit Alten in unserer Gesellschaft umgegangen wird, anhand von Sätzen à la "Warum baut keiner auf unserem Wissen, auf unseren Erfahrungen und auf den Fehlern von den Alten auf?" oder "Warum räumt man uns ab, anstatt von uns zu lernen?" ausdrücken, soll nicht weiter stören. Gewiss, die Botschaft des Films tragen sie dadurch unvermittelt heraus, und das könnte diese gutherzige Komödie zu reinem Renterkitsch verkommen lassen. Doch die Altdarsteller bringen ihre Merksprüche angenehm undramatisch rüber, zudem lenkt die Regie keine besondere Aufmerksamkeit auf sie, sondern lässt sie unkommentiert in den Dialogen stehen. Dadurch wirkt diese durchaus wichtige Sozialkritik natürlicher und somit auch profunder als etwa in «Zurück ins Leben», wo diese Themen zunächst lautstark angerissen, dann aber wieder bei Seite gelegt werden.
Obwohl sich ein Großteil des Films damit befasst, wie die Senioren kopfschüttelnd ihre Bevormundung über sich ergehen lassen und dann Stück für Stück ihre Freiheit erkämpfen (was Murnberger mit einem liebenswerten, ruhigen Humor erzählt, dem ein Hauch Melancholie angewohnt), ist «Die Spätzünder 2» kein Problemfilm. Dafür geht Murnberger zu bewusst damit um, dass es die Figuren aus seinem Film noch immer besser haben, als viele reale Rentner und dass es sich bei seiner Komödie um eine leicht skurrile Form von Eskapismus handelt. Aber die herzlicheren Momente, die zwischen Hippie-Klischees und Musikcomedy-Sequenzen eingepflegt sind, wirken nicht etwa fehl am Platz, sondern helfen, «Die Spätzünder 2» vor einem Schicksal als schrullige ARD-TV-Komödie ohne Mehrwert zu bewahren. Nicht zu letzt dank der engagierten Performances von Dieter Hallervorden als störrischer, trauriger Einzelgänger und Joachim Fuchsberger als fideler Anführer der "Herzschrittmacher".
«Die Spätzünder 2 - Der Himmel soll warten» ist am Mittwoch, den 23. Oktober, ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.