Am 31. Oktober 2013 kehrt Jan Böhmermann ins Fernsehen zurück. Wir sprachen mit dem Satiriker über seine Karriere.
Jan Böhmermann
Der Radiomoderator wurde am 23. Februar 1981 in Bremen geboren und wuchs in Bremen-Aumund auf. Er war Teil der «Harald Schmidt Show», moderierte «Roche & Böhmermann» und sprach bis Ende 2013 donnerstags mit den «LateLine»-Anrufern. Sonntags ist er mit Olli Schulz am Mikro zu hören, privat ist er mit Klaas Heufer-Umlauf gut befreundet. Herr Böhmermann, worum geht es in Ihrer neuen Sendung «Neo Magazin»?
Wir haben das «ZDF-Magazin» mit Gerhard Löwenthal genommen, komplett entkernt und so was wie Altbau-Sanierung gemacht - aber mit neo-Budget. Die Wasserhähne sind jetzt nicht von Grohe, sondern aus dem Baumarkt und wir verlegen keine Echtholz-Dielen, sondern Klick-Laminat. Wir möchten die Sendung gerne zu einem Wohnraum für aktive familienorientierte Mittdreißiger umbauen, eine erschwingliche Wohlfühl-Late-Night.
ZDFneo strahlt das «Neo Magazin» zeitgleich mit Ihrer Live-Sendung «Lateline» bei einsplus aus. Konnten Sie beim Sendeplatz nicht mitsprechen?
Doch, ich hab mir gewünscht, dass ich gegen mich selber sende. Endlich ernst zu nehmende Konkurrenz!
Apropos «Lateline»: Sie sind seit über drei Jahren bei den ARD-Hörfunkwellen. Ihre bisherigen anderen Projekte waren deutlich kürzer. Planen Sie den Ausstieg oder gefällt es Ihnen im Radio?
Mir gefällt es im Radio eindeutig sehr, sehr gut, wobei mein Ausstieg jederzeit kommen könnte. Jederzeit – aber vielleicht auch erst in zehn Jahren. Ich möchte unberechenbar bleiben um interessant zu wirken.
Sie fallen im Radio durch Ihre ironische und sarkastische Art auf. Wann haben Sie sich für Ihre Art der Comedy entschieden?
Das ist ja nichts, wofür man sich so entscheidet, sondern tatsächlich leider – das ist ein Hinweis an alle Psychoanalytiker da draußen – eine Mischung aus pathologischer Persönlichkeitsstörung und einer durch viele, viele mir zugefügte Wunden entstandene Kommunikations-Rhetorik-Struktur. Ich selber bin also unschuldig an mir. Kinder sind immer unschuldig. Die Gesellschaft ist schuld an mir.
Sie standen für zwei Staffeln von «Roche und Böhmermann» vor der Kamera. Doch das Projekt wurde zum Leidwesen von Fans und Kritikern nicht fortgeführt. Wieso hat man Charlotte Roches Part nicht einfach mit einer anderen Person, wie Olli Schulz, umbesetzt?
Ach, ich neige nicht dazu, irgendeinem Hype hinterher zu hängen. Das muss man auch mal realistisch sehen. Wenn wir die Sendung, mit wem auch immer, noch weiter gemacht hätten, hätten die Leute spätestens ein halbes Jahr später gesagt ‚So langsam wird’s aber langweilig‘ und ,Wo ist denn das Konzept?‘. Wir haben im vergangenen Sommer begonnen, das «Neo Magazin» zu entwickeln. In der Sommerpause von «Roche und Böhmermann» haben wir die Sendung zum ersten Mal vorgestellt. Die Einspielfilme, die Haltung und die humorigen Elemente, wie die Sendung anzuhalten oder die Kulisse abzubauen, das sind die Dinge die mir und meinem Team von der Bildundtonfabrik am meisten Spaß machen. Daraus wollten wir eine kompaktere Sendung machen, die das ausbaut, woran wir am meisten Freude hatten.
Auch so kleinere Späße wie jetzt «Glump» oder «Glümp»?
Ja zum Beispiel, genau. Also allein darüber könnt ich mich wochenlang darüber kaputtlachen zu Hause.
Zuletzt hörte man in den Medien, dass Sie sich mit Olli Schulz eine Late-Night-Show beim RBB wünschen. Was ist an diesen Gerüchten wahr?
Ich wünsche mir, bei jedem deutschen Sender eine regelmäßige Late-Night-Show zu moderieren.
Sie bestreiten zeitgleich zwei Radio-Shows und eine Fernsehsendung. Wo wollen Sie langfristig hin? Weiterhin anarchistischen Humor in der Digitalsparte betreiben oder auf die große Showbühne?
Ich möchte eigentlich nur, dass möglichst viele Leute das sehen, was ich mache. Das bedeutet aber nicht, dass ich zu großen Kompromissen bereit bin und ich kann auch nicht voraussetzen, dass die Leute zu großen Kompromissen bereit sind. Wenn es also noch ein paar Jahre dauert, bis wir uns soweit angenähert haben, dass mir das ZDF endlich «Wetten, dass..?» anvertraut, dann ist es halt so. Ich kann warten, ich bin erst 19.
Oder eben Nachfolger von Stefan Raab bei «TV Total»?
Nein, das überlass ich gerne Klaas und Joko, diesen beiden skrupellosen Kommerzschweinen. Die machen Stefan Raab doch schon seit Monaten die Hölle heiß.
Sie unterstellen völlig überspitzt Prominenten irgendwelche Sachen. Die meisten ihrer Zuhörer wissen, dass Sie das nicht ernst meinen. Hat Ihnen das schon mal ein Prominenter übel genommen?
Nein.
Obwohl sie mehrere Personality-Shows haben, verraten Sie wenig aus ihrem Privatleben. Wie schaffen Sie das? Oder anders gesagt: Warum geben Sie sich so bedeckt?
Naja, ich bin da jetzt nicht zwanghaft. Also dass ich Kinder habe zum Beispiel ist ja bekannt.
Das war‘s dann aber auch.
Ja genau, aber mehr muss ja auch nicht sein. Ich bin da leider auch sehr, sehr langweilig und relativ konservativ. Also bis auf diese zweiwöchentlichen fetten Sex-Partys, auf denen ich meiner großen Leidenschaft, dem passiven Analsex, fröne.
Sie sitzen wenn überhaupt nur in den Talkrunden bei Markus Lanz oder in den dritten Programmen. Haben Sie keine Lust auf Promi-Auftritte?
Nee, hab ich nicht, keine Lust.
Zu guter Letzt: Hand aufs Herz: Kommt wirklich ihr groß angekündigtes Werk «Beate Zschäpe – das Musical»?
Ja also, ich versuche seit Monaten auf Diddl-Briefpapier Beate Zschäpe per Post in Stadelheim zu erreichen, aber sie antwortet nicht. An dieser Stelle sei vielleicht mal über Quotenmeter.de gesagt: ‚Liebe Beate, just call me back. Meine Nummer ist 1-1-0.‘
Vielen herzlichen Dank und viel Erfolg!
«neo Magazin» ab 31. Oktober 2013 um 23.00 Uhr bei ZDFneo. Jan Böhmermann ab November wieder in der «LateLine» donnerstags um 23.04 Uhr bei DasDing, Bremen Vier, MDR Sputnik, N-Joy und im Internet sowie ab Mitte November bei einsplus. «Sanft und Sorgfältig» mit Oliver Marc Schulz und Jan Böhmermann jeden Sonntag um 16.00 Uhr bei radioeins und im Internet.