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First Look: «The Crazy Ones»

Nur teilzeit-lustig ist die neue Comedy mit den Hollywood-Superstars: Robin Williams darf sich austoben, viel mehr passiert aber nicht. Unsere Kritik zum noch nicht ganz verrückten «The Crazy Ones».

«The Crazy Ones»-Staff

  • Schöpfer: David E. Kelley
  • Weitere Autoren: John R. Montgomery, Joe Port und Joe Wiseman.
  • Darsteller u.a.: Robin Williams, Sarah Michelle Gellar, James Wolk, Hamish Linklater, Amanda Setton, Jen Lilley.
  • Executive Producer: Bill D'Elia, Dean Lorey, Jason Winer, Mark Teitelbaum
  • Musik: Orr Rebhun, Erica Weis.
  • Produktionsstudio: 20th Century Fox
Das ist das ganze Problem an dieser neuen Serie «The Crazy Ones»: Sie ist einfach nicht witzig. Wir alle wollten die zwei sehen, diesen Robin Williams und diese Sarah Michelle Gellar, die uns als kongeniales Vater-Tochter-Duo so unterhalten, wie wir es von diesen großen Namen gewohnt sind. Die Prämisse war vielversprechend: Williams und Gellar spielen nicht nur Vater und Tochter, sie sind gleichzeitig Geschäftspartner – als Chefs einer Werbeagentur, die die Größten der Branche unter Vertrag hat. Er (Williams): Simon Roberts, der etwas verrückte Gründer des Unternehmens und geborene Verkäufer. Sie (Gellar): Sydney Roberts, die junge Juniorpartnerin, die dem Vater ihr Talent beweisen will.

Erfunden hat das alles David E. Kelley, renommierter Drehbuchautor, Produzent und Creator zahlreicher Krankenhaus- und Gerichtsserien wie «Chicago Hope», «Ally McBeal», zuletzt «Harry’s Law». Er ist ein weiterer großer Name bei «The Crazy Ones» – doch dass die Show Kelleys erste reine Comedy ist, sieht man (leider) nur überdeutlich.

In der ersten Folge kreieren die Robertsons eine neue Werbekampagne für McDonalds, mit Sängerin Kelly Clarkson als großer Marketingfigur. Wer nach dem Anschauen Hunger auf einen Burger bekommt, muss sich nicht wundern, so offensichtlich wurde das Fast-Food-Unternehmen in diesem Piloten beworben. Es ist prinzipiell nicht verwerflich, wenn echte Firmen für solche Auftritte bezahlen, schließlich machen echte Firmen auch die Serienwelt authentischer. Dann aber sollte es weniger penetrant sein als bei «The Crazy Ones» – und noch nicht einmal trägt es zur Komik bei: Wie viele Witze wären bei der Kombination Williams + Marketing + McDonalds möglich gewesen – stattdessen plätschert die Episode blödelnd dahin.

Es sind Witze von solcher Sorte, die «The Crazy Ones» anstrengend machen: „Dad, das ist etwas, was du deinem Geschäftspartner nicht antun solltest. Mein Name steht nun auch an dieser Tür“, sagt Sydney, nachdem ihr Vater das Meeting mit den Fast-Food-Riesen spontan umgekrempelt hat. „Wirklich?“, antwortet Simon spöttisch darauf. „Ich dachte, da steht mein Name, nur zweimal.“ Dass eine Angestellte, die diesen Dialog mitbekommt, daraufhin auch noch lacht, um den Möchtegern-Witz in diesem Moment zu unterstreichen, zeugt von der Inkompetenz der Drehbuchautoren. Zu allem Überdruss wird manch guter Joke noch dadurch zerstört, dass er zu oft wiederholt wird oder bis zur Schmerzgrenze ausgereizt. In Episode zwei beginnt Simon, Entenküken in seinem Büro großzuziehen. Und bringt seinen Angestellten ausführlich bei, wie sie die Kloake der Küken sauber halten – soll das ernsthaft lustig sein?

Die eigentliche Frage ist jedoch vielleicht: Braucht es überhaupt Witz in dem neuen CBS-Format? Reichen Robin Williams, Sarah Michelle Gellar, ein paar Gaststars und nette Geschichten nicht aus? Durchaus sympathisch ist die ganze Welt, die sich um das Vater-Tochter-Marketinggespann erzählen lässt. Imposante Bilder werden gezeigt, große Außenaufnahmen auf der Straße. Man lässt sich nicht lumpen. Und zum Schmunzeln regt diese Feelgood-Serie ja ebenfalls an, es ist harmlose Unterhaltung ohne Höhen und Tiefen.

Und wahrscheinlich würde man das alles gut finden, wären da nicht Williams und Gellar, die so viel mehr haben versprechen lassen. Die deutlich mehr können als das, was sie spielen. Die ihr Potenzial überhaupt nicht ausschöpfen: Sarah Michelle Gellar mimt die fast überflüssige Stichwortgeberin, das eindimensionale Korrektiv gegenüber ihrem durchgeknallten Vater. Sie ist diejenige, die mahnt und in Frage stellt – mehr aber nicht. Gefühlt hatte Gellar in den ersten zwei Folgen keine einzige Pointe. Dies mag auch kalkuliert sein, wenn ihre Figur Sydney später umso mehr durchstarten sollte, wenn sie ausbricht aus ihrem Käfig der trüb-toughen Businessfrau. Diese verkörpert Gellar immerhin glaubwürdig und vollends überzeugend. Aber auch hier gilt der Hintergedanke: So viel mehr wäre drin gewesen.

Dies gilt nur mit Abstrichen für Robin Williams, dessen Figur nicht ganz so trocken geschrieben wurde, zum Glück: Simon bringt die Würze des positiv-bekloppten Chefs hinein, er darf – ganz getreu dem Williams-Style – parodieren, imitieren, singen, Grimassen schneiden. Man bekommt den Comedian Robin Williams in gewohnt starker Form präsentiert, aber als Alleinunterhalter kann auch er nicht die Enttäuschung kaschieren: Sollte «The Crazy Ones» nicht gerade über die Kombination der Hollywood-Stars Williams und Gellar – sowie einigen Gaststars – funktionieren? Als größter Comedy-Neustart des Jahres, mit einem Duo, das sich die Pointen nur so zuwirft? Es spricht Bände, dass Williams am Ende der zweiten Folge seine besten Szenen hat – in den Outtakes.

Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch, denn «The Crazy Ones» ist bislang keine schlechte Serie, im Gegenteil. Aber sie lebt bisher von ihren Namen, nicht von ihrem Witz. Noch lässt sich das ändern.
12.10.2013 10:14 Uhr Kurz-URL: qmde.de/66689
Jan Schlüter

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Tags

Ally McBeal Chicago Hope Harry’s Law The Crazy Ones

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