Benno Fürmann und Ulrike C. Tscharre: große Namen für eine Degetoproduktion. Kann die hochkarätige Besetzung über die ubiquitären dramaturgischen Schwächen hinwegtäuschen?
Hinter den Kulissen
- Produktion: Hager Moss Film
- Drehbuch: Georg Heinzen
- Regie: Jan Růžička
- Kamera: Gunnar Fuss
- Produzenten: Kirsten Hager und Anja Föringer
Inhalt
Für Frank Schuster läuft alles wie am Schnürchen. Er hat eine tolle Frau, Veronika, und zwei wundervolle Kinder, Janina und Leonie, denen er dank eines bestens bezahlten Führungspostens ein Leben in Wohlstand bieten kann. Frank geht in seinem Beruf voll auf, und er genießt das Gefühl, dass im Büro ohne ihn nichts funktioniert. Er versucht zwar, ein guter Ehemann und Vater zu sein, dennoch übersieht er, dass vor allem Veronika sich hoffnungslos vernachlässigt fühlt - sogar der romantisch geplante Hochzeitstag wird in letzter Sekunde von einem Geschäftstermin torpediert.
Erst als Frank einen schweren Autounfall nur knapp überlebt, kommt er zur Besinnung. Der Workaholic realisiert, dass es so nicht weitergehen kann. Kurz entschlossen hängt er seinen Job an den Nagel und will fortan nur noch für seine Familie da sein. Leider gestaltet sich das häusliche Miteinander weit weniger idyllisch als gedacht: Frank, als Top-Manager daran gewöhnt, andere Menschen zu führen, mischt sich in alles ein und bringt den eingespielten Alltag seiner Lieben gehörig durcheinander. Wäre er im Büro vielleicht doch besser aufgehoben? Auch als er durch eine Fehlinvestition seine gesamten Ersparnisse verliert, will er nicht in sein altes Leben zurück, im Gegenteil: „Weniger ist mehr" lautet stattdessen die Devise. Der noble Geländewagen wird verkauft und von der Luxusvilla am See zieht die Familie in ein nicht mehr ganz taufrisches Reihenhäuschen. Vor allem der verwöhnten Teenagerin Janina macht dieser „soziale Abstieg" schwer zu schaffen: Wie steht sie denn nun bei ihren Freunden da?
Frank merkt zwar, dass ein Dasein als Hausmann für ihn keine dauerhafte Lösung ist, aber eine neue berufliche Perspektive hat er nicht in Sicht. Um die Finanzlage etwas zu entspannen, nimmt Veronika schließlich einen Job als Immobilienmaklerin an. Damit aber spitzen sich die Probleme erst recht zu, denn Frank reagiert nicht nur auf den Erfolg seiner Frau eifersüchtig, sondern auch auf deren gut aussehenden Chef.
Darsteller
Benno Fürmann («Merry Christmas») als Frank Schuster
Ulrike C. Tscharre («Lösegeld») als Veronika Schuster
Janina Fautz («Allein gegen die Zeit») als Janina Schuster
Lara Sophie Rottmann («Add a Friend») als Leonie Schuster
Stefan Merki («Obendrüber da schneit es») als Hans
Philipp Moog («Die Insider») als Roger
Benedikt Hösl («Die Perlmutterfarbe») als Viktor
Kritik
Ein Workaholic, der ausbricht und seine Familie damit in den sozialen Abstieg befördert. Die Degeto will mal wieder wachrütteln.
Wovon man in «Weniger ist mehr» nun genau wachrütteln will? Das weiß man bei der Degeto vermutlich selbst nicht. Man muss sich wie immer mit Plattitüden und suggestiv-altbackenen Motiven begnügen: Wenn der hart arbeitende Vater eine Rose vom Theaterboden aufhebt, nachdem er das Stück seiner Tochter verpasst hat. Wenn es ihn mit seinem Wagen in Zeitlupe auf der Autobahn überschlägt, als er übermüdet nach Hause rast. Wenn er, im Arbeiterviertel gelandet, mit dem miefigen Nachbarn in dessen miefiger Bude Bier trinkt. Der Loser von nebenan ist natürlich auch nur so geendet, weil er den Führungsjob hingeschmissen hat. Plumper kann man die Story nicht mehr brechen.
Doch wir sind bei der Degeto. Da ist es nicht nur völlig normal, dass sich erwartbare Handlungsabfolgen stumpfsinnig aneinander reihen und die Charakterentwicklungen ohne Überraschungen auskommen. Das ist hier so gewollt. Dass man in «Weniger ist mehr» einmal ohne bornierte Dreieckskonstellation auskommt, sortiert den Film schon ins obere Drittel.
Einzig der Cast kann hier, im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten, die das angestaubte Drehbuch zulässt, glänzen. Benno Fürmann rückt mit großer Spielfreude zurecht, was man am Set noch zurechtrücken kann, während Ulrike C. Tscharre nach ihrer genialen Performance in «Lösegeld» im Degetofach völlig enttäuscht. Nicht, weil sie von dieser einfach strukturierten Rolle überfordert wäre, sondern weil man ihr in jeder Minute ansieht, dass sie so viel mehr kann. Dass sie das hier nicht zeigen darf, ist auch für den Zuschauer frustrierend.
Das Erste zeigt «Weniger ist mehr» am Freitag, den 4. Oktober um 20.15 Uhr.