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Der TV-Markt im September: ProSieben kommt RTL historisch nah

Seit Senderbestehen war ProSieben dem privaten Marktführer aus Köln noch nie so nahe wie in diesem Monat. Auch für Sat.1 lief es besser als zuletzt, während RTL II einige Federn ließ.

Die neue TV-Saison ist gestartet und kennt beim Gesamtpublikum zwei deutliche Gewinner: Das Erste und das ZDF stellten einmal mehr beinahe alle gesellschaftlich relevanten TV-Sendungen des Monats. Unter den 20 reichweitenstärksten Formaten des Septembers wurden 19 auf den beiden öffentlich-rechtlichen Kanälen ausgestrahlt, insbesondere mit politischen Inhalten zur Bundestagswahl, dem «Tatort» sowie dem Dauerbrenner Fußball konnte man punkten. RTL hatte mit «Die 2» immerhin einen großen Quotenhit im Repertoire, angesichts von 6,85 Millionen Zuschauern und 24,6 Prozent Marktanteil war man der Konkurrenz zumindest an einem Abend einmal weit voraus. Davon abgesehen hatte nur «Wer wird Millionär?» der mächtigen Konkurrenz noch ansatzweise etwas entgegen zu setzen.

Und auch wenn die Sender durchschnittlich das junge Publikum nur selten erreichen, stellten die Öffentlich-Rechtlichen mit den beiden WM-Qualifikationsspielen auch beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren die größten Quotenerfolge. Dahinter positionierte sich die Auftaktfolge von «Das Supertalent», das mit 27,3 Prozent bei 1,78 Millionen die erfolgreichste Sendung bei den jüngeren Konsumenten des gesamten Monats waren. ProSieben begeisterte mit dem Serienhit «Under the Dome» 2,24 Millionen Menschen und erzielte tolle 23,1 Prozent Marktanteil, Sat.1 machte mit der Auftaktfolge von «Promi Big Brother» auf sich aufmerksam, die auf 2,10 Millionen und 22,3 Prozent gelangte. Darüber hinaus kamen nur «Schlag den Raab» sowie die Blockbuster «Atemlos», «Ich bin Nummer Vier» und «Planet der Affen: Prevolution» im Abendprogramm auf mehr als 20 Prozent des jungen Publikums.

Alle Zuschauer (September 2013)


ALLE ZUSCHAUER (SEPTEMBER)
12,0
12,0
12,8
12,5
10,8
10,4
4,0
4,4
5,6
5,3
8,6
8,3
6,0
5,5
3,8
4,2
Marktanteile in %  |  September 2013 ggü. August 2013

Die Marktführung beim Gesamtpublikum ging auch diesmal wieder eindeutig an das ZDF, welches seine Vorherrschaft mit 12,8 statt 12,5 Prozent sogar noch leicht ausbauen konnte. Allerdings muss sich der öffentlich-rechtliche Mitbewerber Das Erste nicht grämen, welcher sich mit 12,0 Prozent exakt auf Höhe des Vormonatswerts hielt. Den Bronzerang erreichte ohne große Probleme RTL, das sich mit 10,8 Prozent gegenüber dem richtig schwachen August-Wert von 10,4 Prozent immerhin wieder leicht verbesserte. Ein Grund zum Jubel dürfte dies für die Chefetage allerdings kaum darstellen, denn vor Jahresfrist erreichte man noch 12,7 Prozent und führte das Senderranking mit über einem Prozentpunkt Vorsprung an. Zudem stellten die zuletzt verbuchten 10,4 Prozent einen neuen Tiefpunkt dar, seit 2004/05 lief es nie annähernd so schlecht.

Nach wie vor meilenweit von der anvisierten Zweistelligkeit entfernt ist Sat.1, das jedoch dank einiger Serien-Neustarts und «Promi Big Brother» immerhin wieder leichte Zugewinne für sich verbuchen konnte. Mit 8,6 Prozent stand man etwas besser da als zuletzt und erreichte immerhin den besten Wert seit April, wo 8,8 Prozent aller Konsumenten den Sender verfolgten. Sehr stark lief es für ProSieben, das sich mit 6,0 statt 5,5 Prozent nach einem ungewohnt schwachen August um einen halben Prozentpunkt steigerte. Somit macht man es VOX immer schwerer, hier mitzuhalten, obgleich man sich auch hier wieder über leicht stärkere 5,6 statt 5,3 Prozent freuen durfte. Von Januar bis April dieses Kalenderjahres war man jedoch den Münchenern noch kontinuierlich überlegen. Nach Monaten des Triumphs gab es bei RTL II diesmal eine gewisse Ernüchterung, mit 4,0 Prozent verlor man einiges gegenüber dem mit 4,4 Prozent beeindruckend starken August. Auch kabel eins konnte die 4,2 Prozent des Vormonats nicht halten und musste sich nun mit 3,8 Prozent zufrieden geben.

Alles in allem war der September ein erfolgreicher Monat für die acht großen Vollprogramme, denn mit 63,6 Prozent erreichten sie kumuliert den höchsten Wert seit Mai (64,1 Prozent). In den drei Sommermonaten interessierten sich nur 62,5 bis 62,8 Prozent für die Inhalte der großen Acht. Im direkten Jahresvergleich schaut es hingegen deutlich trüber aus, denn hier setzte sich ein seit Jahren andauernder Abwärtstrend fort: Im September 2012 sahen noch 64,7 Prozent aller Fernsehenden zu, 2011 waren es sogar noch 68,7 Prozent und 2010 noch stärkere 69,5 Prozent. Das immer breitere Senderspektrum macht demnach den etablierten Anstalten nach wie vor zu schaffen.


14- bis 49-Jährige (September 2013)


14- BIS 49-JÄHRIGE (SEPTEMBER)
7,0
6,3
6,4
6,3
13,2
13,3
6,7
7,4
7,6
7,3
9,7
9,2
12,0
11,2
5,5
6,0
Marktanteile in %  |  September 2013 ggü. August 2013

Nachdem sich RTL in den vergangenen beiden Monaten etwas Luft verschaffen konnte im Zielgruppen-Duell gegen ProSieben, müssen die Kölner nun wieder um ihre Vormachtstellung bangen: Mit gerade einmal 13,2 Prozent Marktanteil liegt man nur noch gut einen Prozentpunkt vor den Münchenern, die auf starke 12,0 Prozent zu verweisen hatten. Seit dem Sendestart im Jahr 1989 war die Differenz zwischen beiden Sendern noch nie so gering wie in diesem September. In diesem Fall ist die Aufholjagd jedoch in erster Linie der großen Stärke von ProSieben zuzuschreiben, die sich um 0,8 Prozentpunkte gegenüber den zuletzt erzielten 11,2 Prozent steigern konnten. Allerdings lief hier der August auch relativ schwach, denn im Juni und Juli wurden bereits ähnlich gute 12,0 und 12,1 Prozent verbucht. Geradezu dramatisch stellt sich der Bedeutungsverlust des größten deutschen Privatsenders im direkten Vergleich zum Vorjahreswert dar, wo RTL mit 16,1 Prozent noch über fünf Prozentpunkte vor ProSieben mit nur 10,7 Prozent lag.

Immerhin wieder auf dem richtigen Weg ist aktuell Sat.1, die mit 9,7 Prozent den besten Wert seit April generierten, wo 9,8 Prozent zu holen waren. In die Zweistelligkeit schaffte es der Sender zuletzt im November 2012 mit 10,1 Prozent. Den vierten Platz holte sich VOX zurück, das im August mit 7,3 Prozent minimal hinter RTL II mit 7,4 Prozent lag. Diesmal verbesserte man sich leicht auf 7,6 Prozent, während die sendergruppeninterne Konkurrenz auf 6,7 Prozent abstürzte. Ähnlich enttäuschend verlief der Monat für kabel eins, das sich zuletzt mühsam nach über einem Jahr wieder auf die Sechs-Prozentmarke vorkämpfte. Dieses Ziel ist nun angesichts von nur noch 5,5 Prozent wieder recht deutlich entfernt. Bei den Öffentlich-Rechtlichen konnte man zufrieden sein, insbesondere Das Erste erreichte mit 7,0 Prozent einen starken Wert und steigerte sich auf Platz fünf im Senderranking, nachdem es zuletzt nur für einen geteilten sechsten Platz reichte. Das ZDF kam auf 6,4 statt 6,3 Prozent und muss sich zumindest keine ernsthaften Sorgen machen.

Alles in allem verbesserten sich die acht größten Programmstationen des Landes auch hier wieder leicht auf 68,1 Prozent, während zuletzt drei Mal in Folge nur 67,0 bis 67,2 Prozent zu holen waren. Im Vergleich mit den Vorjahren ist allerdings auch beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren ein klarer Abwärtstrend nicht von der Hand zu weisen: Vor Jahresfrist sahen noch 68,7 Prozent zu, 2011 waren 73,0 Prozent möglich, 2010 gar noch 74,2 Prozent. Entsprechend gingen in nur drei Jahren etwa sechs Prozentpunkte verloren - kurioserweise entspricht dies auch beinahe dem Wert, den RTL in diesen drei Jahren abzugeben hatte. Im September 2010 sahen nämlich noch durchschnittlich 18,8 Prozent das Angebot des größten Privatsenders Deutschlands, inzwischen nur noch 13,2 Prozent.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
12,0
12,0
12,8
12,7
10,8
12,0
4,0
4,2
5,6
5,8
8,6
8,5
6,0
5,6
3,8
4,0
Marktanteile in %  |  Sep. 2013 ggü. Sep. 2012 – Mai 2013

Einen guten Saisonstart erwischten Das Erste und das ZDF, beide lagen in etwa auf dem Niveau der Vorsaison. Abgeschüttelt hat man die einzig nennenswerte private Konkurrenz, denn bei RTL ist man den zuvor erzielten 12,0 Prozent noch ein gutes Stück entfernt. Gar nicht allzu schlecht sieht es für Sat.1 aus, das derzeit die - allerdings sehr schwachen - 8,5 Prozent des Vorjahres derzeit bestätigen kann. Auf dem richtigen Weg scheint man bei ProSieben zu sein, die aktuell deutlich über die zuletzt erzielten 5,6 Prozent gelangen, während VOX noch etwas zulegen muss, möchte man in der Endabrechnung wieder einen ähnlich guten Wert einfahren wie zuletzt mit 5,8 Prozent. Für die beiden kleinsten Sender RTL II und kabel eins muss gelten, nicht weiter an Boden zu verlieren.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
7,0
6,5
6,4
6,6
13,2
15,4
6,7
6,7
7,6
7,9
9,7
9,6
12,0
11,1
5,5
5,5
Marktanteile in %  |  Sep. 2013 ggü. Sep. 2012 – Mai 2013

Seit Monaten schon herrscht bei RTL Quotentristesse, was sich in dieser Grafik sehr gut darstellet. Selbst den verhältnismäßig schwachen 15,4 Prozent der Saison 2012/13 ist man aktuell um mehr als zwei Prozentpunkte unterlegen - und es gibt kaum Anlass zur Hoffnung, dass sich allzu schnell eine deutliche Kehrtwende einleiten lässt. Dies freut in erster Linie ProSieben, das gut in die neue Saison gestartet ist und somit optimale Voraussetzungen hat, die leicht enttäuschenden 11,1 Prozent diesmal wieder zu überschreiten. Bei Sat.1 möchte man zurück in die Zweistelligkeit, immerhin von einem kompletten Fehlstart blieb der Sender verschont. Bei VOX muss man noch etwas zulegen, möchte man den Vorjahreswert halten, während bei RTL II und kabel eins aktuell noch keine Tendenz auszumachen ist. Das Erste kann auf einen guten Season-Start zurückblicken, in Mainz dürften die Reaktionen etwas verhaltener ausfallen.
01.10.2013 09:57 Uhr Kurz-URL: qmde.de/66475
Manuel Nunez Sanchez

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