Die im Ersten am Donnerstagabend präsentierte Folge hatte kaum nennenswerte Unterschiede zum bereits seit Jahren im NDR ausgestrahlten «Dalli Dalli»-Remake vorzuweisen.
Mit der einst monatlich von Hans Rosenthal präsentierten Spielshow
«Dalli, Dalli» hat das ZDF Anfang der 1970er-Jahre eine der größten Kultshows der deutschen Fernsehgeschichte geschaffen, die erst nach 153 Folgen in über 15 Jahren ein Ende fand. Nachdem der Sender Mitte der 1990er-Jahre mit Andreas Türck ein wochentags ausgestrahltes Remake in den Sand setzte, wanderte das Konzept lange ins Archiv - und wurde erst 2011 vom öffentlich-rechtlichen Konkurrenten NDR wieder angerührt. Die seither von Kai Pflaume präsentierte Show gefiel den Verantwortlichen des Senders so gut, dass sie nun unter dem Titel
«Das ist Spitze!» erstmals im Hauptprogramm von Das Erste gezeigt wurde. Inhaltlich änderte sich jedoch kaum etwas.
Insofern mutet es beinahe schon etwas dreist an, dass gleich zu Beginn der Ausstrahlung suggeriert wird, es handle sich hierbei um die erste Neuauflage seit dem Ende der Rosenthal-Moderation. Sucht man jedoch nach Unterschieden zur NDR-Version, wird man in den ersten Minuten noch am ehesten fündig. Den Nachfahren der Rosenthals wird hier eine kleine Bühne gegeben, sie dürfen das Publikum im Saal und an den Fernsehgeräten begrüßen und sagen den Moderator an. Als Pflaume die Bühne betritt, tauschen er und die Rosenthals noch ein paar Nettigkeiten aus und würdigen die Leistungen des Showschöpfers Hans Rosenthal in Form eines kleinen Einspielers. Die junge Debora nimmt anschließend neben Jan Hofer in der Jury Platz und das eigentliche Spiel beginnt.
Und hier enden dann auch schon die nennenswerten Unterschiede zu «Dalli Dalli», denn in gewohnter Form wechseln sich Schnellratespiele mit Aktionsspielen ab. Kultspiele wie
Dalli-Klick oder die
Tonleiter kommen weiterhin ebenso zum Einsatz wie das grundsätzliche Spielkonzept, zwei prominente Rateteams gegeneinander antreten zu lassen. Das alles sorgt für die gewohnt kurzweilige und amüsante Unterhaltung, da sich keines der Promi-Teams allzu ernst nimmt und auch Moderation sowie Jury offenkundig ihren Spaß haben. Um die Sendung auf rund zwei Stunden aufblähen zu können, duellieren sich gleich zweimal zwei Teams. Den Kurzweil nimmt dies zum Glück nicht aus der Sendung, eine echte Verbesserung gegenüber den einstündigen Ausstrahlungen stellt es jedoch auch nicht dar.
Mangelnden Ideenreichtum bei der Kreation neuer Spiele ist der Redaktion ebenfalls nicht vorzuwerfen: Die Kandidaten müssen unter anderem mit Wahlplakaten beklebte Säulen umknicken, um anschließend die Plakate schreddern zu können oder unterschiedlich große Cocktailgläser von einer Bar zu den Tischen tragen - indem sie diese mit dem Mund ansaugen. Während bei den actionreicheren Spielen also die Kreativität dominiert, setzt man bei Schnellraterunden und Quizspielen tendenziell eher auf altbewährte Spielkonzepte - was dem Spielspaß jedoch keinen Abbruch tut und insbesondere das ältere Publikum an die gute, alte Zeit zurück erinnern dürfte. Besonders unterhaltsam ist hier ein Spiel, in dem Florian Silbereisen und Matthias Opdenhövel einander Musiktitel und Interpreten respektive Filmtitel und Schauspieler nennen müssen - und völlig aneinander vorbeireden.
Unterm Strich setzt «Das ist Spitze!» quasi exakt das Erfolgsrezept des NDR-«Dalli Dalli» fort, was angesichts des sowohl hinsichtlich der Einschaltquoten als auch hinsichtlich der Qualität für stark befundenen Remakes auch völlig nachvollziehbar ist. Die Frage bleibt, aus welchem Grund man mit einem anderen Titel auf Sendung geht und in der Show auch die NDR-Neuauflage nicht zur Sprache bringt, obgleich sie offensichtlich für stark genug befunden wird, um sie fast vollständig zur Primetime im Ersten zu präsentieren. Möchte man einfach nur kurzweilige Unterhaltung am Abend genießen, sei einem diese für ARD-Verhältnisse erfreulich unverkrampfte Sendung allerdings wärmstens ans Herz gelegt. Denn «Dalli Dalli» funktioniert auch 42 Jahre nach der Erstausstrahlung noch problemlos - und wirkt weniger angestaubt als so vieles, was der Sender alternativ am Donnerstagabend anbietet.