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RTL und n-tv
RTL und n-tv stellten am Wahlabend eine gemeinsame Sendung auf die Beine und schickten ab 17.45 Uhr
«Tag der Entscheidung – Deutschland wählt» on Air. Produziert wurde das Format aus einem eigens hergerichteten Wahlstudio in der Sendezentrale in Köln-Deutz. Die federführende Rolle übernahm hierbei Peter Kloeppel , der durch die rund zweistündige Sendung führte. Christoph Teuner von n-tv rutschte hingegen in den Hintergrund und löste Kloeppel nur selten bei Moderationen ab.
Das war nicht weiter schlimm, schließlich führte Kloeppel den Zuschauer auch alleine souverän durch den Abend. Ihm und seinem Team gelang es, Wahlergebnisse anschaulich und verständlich darzustellen und den einen oder anderen Sachverhalt zu erklären. Auch nach außen hin waren die Kölner gut aufgestellt: Auf jeder der großen fünf Wahlpartys der Parteien befand sich ein RTL-Reporter, der sich jederzeit zuschalten ließ und der entsprechende O-Töne von Politikern einfing.
Als Kritik muss an dieser Stelle angeführt werden, dass die gesendeten Statements – aus zeitlichen Gründen – teilweise sehr kurz ausfielen. So hatte man zeitweise den Eindruck, RTL wollte auf jeder Wahlparty gleichzeitig sein, um nichts zu verpassen. Dies stellte sich aber als keine besonders gute Idee heraus, schließlich bekamen somit viele Beiträge nicht den Zeitraum, den sie gebraucht hätte. Überflüssig war zudem, dass die Kölner versuchten ihre 18.45-Uhr-Nachrichten in die Sendung einzupflegen. Das nahm den Fluss aus dem ohnehin zu kurzen Format, in dem die Hessenwahl im Übrigen völlig unterging und nur wenige Male am Rande erwähnt wurde.
Sehr gut funktionierte bei RTL indes die Verbindung zwischen virtuellen und realen Elementen. Den Kölnern gelang es, sich mit virtuellen Darstellungen vor fein hergerichteten realer Studiokulisse von den übrigen Sendern abzugrenzen. Das wirkte wirklich schick. Nicht gelungen ist RTL hingegen die Einbindung der Zuschauer über RTL Inside. Bis auf einen kurzen Einschub kurz vor Ende der Sendung wurde das Angebot in die Wahlsendung nahezu gar nicht aufgenommen. Ob die interaktive Einbindung für sich nötig ist, kann diskutiert werden. Gelungen ist sie jedenfalls nicht.
Alles in allem ging die Live-Sendung ohne größere Pannen über die Bühne und wusste den interessierten Bürger gut zu informieren. Für tiefgründige Analysen lieferte die Wahlsendung zwar nicht ausreichend Zeit, die grundlegenden Informationen bekam der RTL-Zuschauer aber sehr verständlich vermittelt.
N24
Gegenüber RTL hatte die private Konkurrenz von N24 einen entscheidenden Vorteil: Die Senderverantwortlichen räumten den Wahlen nicht nur zwei, sondern ganze vier Stunden Zeit ein. Während RTL also viele Informationen in verhältnismäßig wenig Zeit zu packen hatte, begann die Wahlsendung bei N24 schon eine Stunde vor Veröffentlichung der ersten Umfrageergebnisse – mit rückblickenden Analysen zum Wahlkampf. Dabei trennte N24 anders als RTL, wo Peter Kloeppel der Mann für alles war, Prognosen und Analysen durch ausreichend Personal klar voneinander.
Dem langen Zeitfester sei Dank bekam auch der N24-Zuschauern bekannte Michel Friedman reichlich Zeit, die politischen Ereignisse zu bewerten und pointiert einzuordnen. Das war ein signifikanter Unterschied zu RTL, das in erster Linie präsentierte und weniger kommentierte. Überhaupt arbeitete N24 im Gegensatz zu RTL auch mit Politikkennern von außerhalb – beispielsweise mit Hans Ulrich Jörges vom „stern“. Eine Sicht von außerhalb auf die politischen Ereignisse war an vielen Stellen nicht uninteressant.
Zudem ließ sich der Nachrichtensender für die einzelnen Themenblöcke mehr Zeit und hatte es generell nicht so eilig wie RTL. Aber auch Politikerstatements, die bei RTL teils nur stark geschnitten zu sehen waren, zeigte N24 in vollständiger Länge. Hier waren tiefergreifende Analysen möglich, die den Zuschauer über das erforderliche Maß hinaus informierten.
Deutlich besser als bei RTL funktionierte bei N24 zudem die interaktive Einbindung. Der kleine Nachrichtensender versuchte im Laufe der Sendung immer wieder die neusten Trends im Internet zur Wahl abzubilden. Zudem schaute man auf die sozialen Netzwerke und die Aktivitäten der Spitzenpolitiker in selbigen. Sicherlich: Zwingend notwendig war das nicht. Im Gegensatz zu RTL kann aber von einer gelungenen Einbindung des Webs gesprochen werden.
Fazit
Bei RTL bekam der Zuschauer in kurzer Zeit relativ viele Informationen vermittelt, die an einigen Stellen hätten besser eingeordnet werden können. Die Darstellung der Ergebnisse im Studio ist hingegen sehr gut gelungen. Bei N24 hatte man es hingegen nicht eilig, womit die Möglichkeit bestand, den Zuschauern mehr Hintergrundwissen zu vermitteln und die politischen Ergebnisse einzuordnen. Die Nase vorn in Sachen Informationskompetenz hatte summa summarum N24 bei den Privatsendern. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen unterschieden sich die Angebote dagegen nur unzureichend voneinander: Das Erste und das ZDF setzten auf die bewährten Moderatoren und präsentierten ein größtenteils erwartbar gewöhnliches TV-Programm zur Wahl. Kritisch ist bei beiden Sendern anzumerken, dass unabhängige Stimmen nach den Prognosen und Hochrechnungen etwas zu kurz kamen; fast ausschließlich hatten Politiker das Wort. Die Informationsvermittlung kam in dieser Zeit größtenteils Schönenborn und Koll zu, welche die Zahlen statistisch interpretierten. Nach der «Berliner Runde» um 21 Uhr änderte sich die Berichterstattung, insgesamt aber blieb man beim konventionellen Programm. Dies heißt auch: Crossmediale Berichterstattung, ein Trend bei vorangegangenen Wahlen, fand kaum statt; die meinungsstarken und –hungrigen Internetuser blieben diesmal unter sich. Die bessere Wahl war hier N24. Insgesamt machten alle Sender einen ordentlichen bis guten Job. Die absolute Mehrheit – das wohl beliebteste Stichwort dieses Wahlabends – hätte bei dieser Bundestagswahl jedoch kein Sender erreichen können.