Im Duell der Live-Shows zwischen RTL und ProSieben hatten am Samstagabend die Münchener die Nase vorn. Wirklich überzeugen konnte aber keiner der Sender.
„
Demokratie heißt, die Wahl haben. Diktatur heißt, vor die Wahl gestellt sein.
”
Jeannine Luczak (Literatin)
Am Abend vor den lang erwarteten Bundestagswahlen versuchten ProSieben und RTL mit bestimmten Shows noch einmal junge Zuschauer anzusprechen. Während RTL das Live-Event
«Wie tickt Deutschland?» mit Steffen Hallaschka auf Sendung schickte, probierte sich ProSieben ein weiteres Mal an der
«TV total Bundestagswahl» mit Stefan Raab. Als qualitativer Gewinner ging hierbei ganz eindeutig ProSieben aus dem Rennen, das einen guten Polit-Talk auf die Beine stellte. RTL wurde seinem Anspruch, zu verraten wie die Deutschen über „gesellschaftlich relevante Themen" denken, hingegen nicht gerecht und enttäuschte mit seinem Format.
Das erkannten wohl auch die Zuschauer und straften RTL bitterböse ab: Nur 1,90 Millionen Zuschauer schalteten die dreistündige Show ab 20.15 Uhr ein. Der daraus resultierende Marktanteil belief sich auf desaströse 6,9 Prozent. Nur leicht besser funktionierte das Format in der Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Interessenten, aus der 0,91 Millionen angesprochen werden konnten. In Folge dessen belief sich der Marktanteil in dieser Zuschauergruppe auf eindeutig unterdurchschnittliche 9,1 Prozent. Besonders bitter: Sogar Das Erste lag in der jungen Zuschauergruppe mit «Verstehen Sie Spaß?» und 10,3 Prozent leicht in Front.
Besser schlug sich ProSieben, das 1,11 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer und solide 11,4 Prozent bei den Umworbenen zu holen wusste. Wirklich zufrieden sein werden die Münchener aber sich auch nicht. Denn als Stefan Raab 2009 zur «TV total Bundestagswahl» aufgerufen hatte, sahen deutlich bessere 2,20 Millionen Zuschauer und 15,2 Prozent der Umworbenen zu. Die Ergebnisse vom Samstag sind dagegen eine echte Enttäuschung. Insgesamt holte Raab mit seinem Live-Event übrigens 1,64 Millionen Zuschauer und 6,1 Prozent des Gesamtpublikums vor die Fernseher und somit etwas weniger als RTL.
Kaum anders verteilten sich die Kräfteverhältnisse am späten Abend, als RTL die dritte Folge der
«Bülent Ceylan Show» auf Sendung schickte. Noch 1,49 Millionen Zuschauer blieben für den Comedian nach 23 Uhr auf und bescherten RTL mit 10,6 Prozent einen Staffeltiefswert in der Zielgruppe. Die letzten beiden Folgen hatten 10,9 Prozent und 13 Prozent erreicht. Nicht mal mit einer Wiederholung von
«Der Schakal» bei ProSieben konnte die Erstausstrahlung bei RTL mithalten. Der Thriller erreichte bei den Münchenern bis tief in die Nacht immerhin 0,78 Millionen Zuschauer und 11,2 Prozent in der Zielgruppe.
© AGF in Zusammenarbeit mit der GfK/TV Scope/media control. Zuschauer ab 3 Jahren und 14-49 Jahre (Vorläufige Daten), BRD gesamt/ Fernsehpanel D+EU Millionen und Marktanteile in %.