Das mit dem Grimmepreis prämierte Format «Walulis sieht fern» flimmert wieder über die Mattscheiben. Quotenmeter.de sah die Staffelpremiere.
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Philipp Walulis erklärt gegenüber der SZ, wie er seine TV-Kritik vermittelt.
Deutsche Fernsehkonsumenten haben es nicht leicht, wenn sie sich einen Eindruck von der Qualität des hiesigen Programms machen möchten. Es gibt wesentlich mehr Sender als der Tag Stunden hat und der rituelle Konsum von Quotenmeter.de-Artikeln allein kann einem auch nicht jeglichen Aspekt der TV-Welt vorführen. Doch glücklicherweise gibt es ja passionierte Fernsehende, die im TV eben dieses Medium auseinander pflücken und kommentieren. Wie etwa die regelmäßig informative Beiträge erstellende «Zapp»-Redaktion oder Oliver Kalkofe, den zynischen Kämpfer für den guten TV-Geschmack. So ziemlich in der Mitte zwischen diesen beiden Punkten des Spektrums für Fernsehbeobachter befindet sich Phillipp Walulis.
Seit 2011 kommentiert dieser in «Walulis sieht fern» die Höhen und vor allem auch die Tiefen des televisionären Angebots. In Anlehnung an «Kalkofes Mattscheibe» besteht sein Format aus exemplarischen Ausschnitten, kritischen Monologen und Sketchen, in denen er die Probleme der gezeigten Sendungen auf die Spitze treibt. Walulis ist allerdings längst nicht so verbittert und böse wie Kalkofe, sondern lockerer und zugleich auch informativer, da er in seinen Monologen nicht mit Superlativen der Abscheu um sich schmeißt, sondern mit kleinen Zahlen und Fakten.
Seit dem 17. September zeigt EinsPlus die dritte Staffel dieses viel gelobten, jedoch längst noch nicht den verdienten Ruhm genießenden Formats. In der ersten Episode der dritten Runde gibt es nach einem spitzfindigen Fakespot für eine „Kenn dein Talkshow-Limit“-Kampagne eine kurzweilige Analyse des ProSieben-Trashs «Beauty & the Nerd» zu bewundern. In dieser verteilt Walulis verdiente Seitenhiebe auf das Nerdbild, das ProSieben hegt, die überdramatische Moderation und kleine Manipulationen des Spielablaufs. Rasch zieht Walulis auch Parallelen zwischen diesem und zwei anderen ProSieben-Formaten – «Germany's Next Topmodel» und «Das Model und der Freak».
Freaky ist laut Walulis auch die Fußballberichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ohne belehrend zu klingen führt der Grimmepreisträger vor, wie die Fußballthematik über die Jahrzehnte aufgebauscht wurde und wie albern sowie klischeebelastet Liveübertragungen sein können. Dies gelingt Walulis durch eine Mischung aus knackiger Faktenaneinanderreihung und pointenreichen Parodien, in denen er vorführt, wie leicht man den Fußallübertragungen jegliche Relevanz absprechen würde, wenn sie einen anderen Sport thematisierten.
Zu guter Letzt werden in der Staffelpremiere noch die aufwändigen Morgenprogramme von ARD, ZDF und Sat.1 durch den Kakao gezogen, wobei Walulis seinen Fans und etwaigen Neuankömmlingen auch wieder vorführt, dass er, anders als Kalkofe im «Kalkofes Mattscheibe»-Modus, zu ambivalenten Urteilen fähig ist. Natürlich belächelt Walulis die üblichen Aspekte des Frühstücksfernsehens: Überengagierte Moderatoren, bunte Themenwahl und Promi-Wahn. Besonderen Nachhall hat zudem eine von ihm zitierte Studie, laut der das Fernsehen morgens nur für einen Bruchteil der Bevölkerung Relevanz hat – wodurch sich die Frage stellt, weshalb ARD und ZDF eine Horde an Moderatoren nutzt, wenn sich dieser Exzess doch kaum lohnt. Allerdings macht Walulis auch klar: Wäre das Frühstücksprogramm nicht so, wie man es seit jeher kennt, so würde es nicht funktionieren. Wer will kurz nach dem Aufstehen schon Leuten zuschauen, die Morgenmuffel sind?
«Walulis sieht fern» jedenfalls lief in der Staffelpremiere zu Höchstform auf, und das, obwohl die Themenwahl auf dem Papier recht harmlos wirkt. Jeder, der gerne fernsieht, sollte sich die informativ-vergnüglichen TV-Kommentare daher am besten selbst anschauen, um sich von dieser Sendung zu überzeugen. Und dies immer dienstags um 20.15 Uhr auf EinsPlus. Wiederholungen laufen am späten Dienstagabend, am Mittwoch im Tagesprogramm oder jederzeit bei YouTube und der ARD-Mediathek.