Edgar Wright beendet seine beliebte Cornetto-Trilogie. Doch hat das Finale dieser Filmreihe es überhaupt verdient, als Cornetto-Film verstanden zu werden?
Vergangenen Donnerstag startete in Deutschland die Komödie «The World's End» in den Kinos. Regisseur Edgar Wright beendet mit diesem Film über fünf Freunde, die sich an einer Sauftour versuchen und dabei von einer das Schicksal der ganzen Welt in Frage stellenden Bedrohung heimgesucht werden, seine semi-offizielle Cornetto-Trilogie. Ich habe mir das Finale dieser ungewöhnlichen Filmreihe am Wochenende freudestrahlend in einem Triple Feature angesehen und auch viele Male herzlich gelacht. Allerdings verließ ich den Saal zu später Nachtstunde auch mit einigen den Filmgenuss bremsenden Gedanken. Denn ähnlich meiner Kollegin, die den Film
hier bei Quotenmeter.de vorab besprechen durfte, entdeckte ich auch einige kleinere Mängel in «The World's End», die ich in «Hot Fuzz» nicht sah. Eins führte zum Anderen und so geriet ich ins Grübeln: Ist «The World's End» ein stimmiger Abschluss der Trilogie oder einfach nur eine Komödie der Cornetto-Trilogie-Macher, die mal eben zum finalen Teil der Reihe ernannt wurde?
Hier meine innere Diskussion:
«The World's End» fügt sich gut in eine Reihe mit den ersten beiden Teilen der Cornetto-Trilogie, weil erneut die zentralen Köpfe von «Shaun of the Dead» und «Hot Fuzz» am Film mitwirkten. Edgar Wright führte Regie und erarbeitete gemeinsam mit Hauptdarsteller Simon Pegg das Drehbuch. Nick Frost spielt drei Mal den besten Freund des Protagonisten, Martin Freeman, Bill Nighy, Rafe Spall und Julia Deakin übernehmen Nebenrollen.
«The World's End» fügt sich schlecht neben die ersten beiden Teilen der Cornetto-Trilogie, weil das parodistische Element der ersten Cornetto-Filme in «The World's End» untergeht. War «Shaun of the Dead» eine findige Zombie-Hommage mit humorigen Seitenhieben und «Hot Fuzz» eine geniale Parodie auf Buddy-Cop-Actionfilme (und insbesondere auf den Stil von Michael Bay), so ist «The World's End» eine Kumpel-Saufkomödie, die sich mit einem Sci-Fi-Invasionsfilm kreuzt. Die parodistischen Elemente aber beschränken sich allein darauf, wie ganz zum Schluss gegen die Bedrohung gekämpft wird und auch den Tonfall des Epilogs kann man als Parodie verstehen. Daher wirken «Shaun of the Dead» und «Hot Fuzz» aus dieser Perspektive betrachtet wie aus einem Guss, woher die rückgreifende Formierung beider Filme als Teil einer Reihe verständlich ist, während «The World's End» eher als künstlich hinzugestellter, erzwungener dritter Part erscheint.
«The World's End» fügt sich gut in eine Reihe mit den ersten beiden Teilen der Cornetto-Trilogie, weil auch in diesem Film der von Simon Pegg verkörperte Protagonist einer stark übertriebenen äußeren Bedrohung gegenübersteht, die ein Zerrbild seiner inneren Probleme darstellt. In «Shaun of the Dead» schlafwandelt er initativlos durch sein - wie ein Zombie. Doch dann geschieht eine echte Zombie-Apokalypse. In «Hot Fuzz» ist Peggs Rolle ein überkorrekter, unnachsichtiger und hart durchgreifender Superpolizist, der eine mörderische Verschwörung aufdeckt. Das Tatmotiv: Eine faschistoide Auffassung dessen, was darf und was nicht. Und in «The World's End» spiegelt sich das Gefühl der Entfremdung in der eigenen Heimatstadt, das Peggs nicht erwachsen werden wollender Antiheld verspürt, in der Invasion, von der die Erde in diesem Film heimgesucht wird.
Zwei Pro-Argumente gegen ein Contra-Argument - dies spricht eigentlich für den Film, jedoch ist der parodistische Aspekt der ersten beiden Cornetto-Filme zumindest in meinen Augen ein überaus relevantes Element der «The World's End»-Vorgänger. Somit steht es wieder unentschieden. Doch wie schon die ersten beiden Cornetto-Filme zeigten: Ein guter "Blood and Ice Cream"-Movie will mit Weile genossen werden, sonst gibt es Hirnfrost. Sowohl «Shaun of the Dead» als auch «Hot Fuzz» werden mit mehrmaligem Anschauen besser. Vielleicht wird sich auch «The World's End» noch verbessern ...