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360 Grad: Return to Sender

Eigentlich will man «Schulz in the Box» lieben: Die Idee klingt clever, der Protagonist ist eine spannende, polarisierende Type. Woran das Format aber letzten Endes doch scheitert...

Selten hat es einem ein Format so schwer gemacht wie «Schulz in the Box».

Nicht nur, dass Olli Schulz gehörig Vorschusslorbeeren mitbringt, nachdem er als Charles Schulzkowski Mediensatiregeschichte schrieb, an die man sich auch in zehn Jahren noch erinnern wird, und einen maßgeblichen Teil dazu beigetragen hat, aus «NeoParadise» die Speerspitze der Wir-sind-jung-und-trauen-uns-was-Initiative beim ZDF zu machen: Die Idee hinter «Schulz in the Box» ist auch noch verdammt gut – «Wild Germany» meets Anarcho-Humor klingt ziemlich vielversprechend. Man will dieses Format lieben.

Nur: Es klappt nicht.

In der ersten Folge ließ sich Schulz in seiner Transportbox zu einer recht sonderbar wirkenden Gruppe von Neo-Hippies verfrachten, die Pornos drehen, um von deren Erlös Wälder zu retten. Ein skurriler Lebensentwurf – und schnell merkt man: noch skurrilere Leute, auf die Schulz da trifft.

Nie wird so recht klar, was das Format eigentlich sein will: eher eine Reportage oder doch eine Comedy? Und wenn beides: Was steht im Vordergrund?

Man mag dieses Denken in Genres und Labels verteufeln, als typisch deutsches festgefahrenes Schubladendenken abtun. Doch weil man ohne Etikett nie so recht weiß, was «Schulz in the Box» nun genau sein soll, fällt es einem so schwer, als Zuschauer entsprechend auf das Format zu reagieren. Manchmal nimmt die Comedy überhand, etwa wenn Schulz in einem Monolog betont lässig in seiner Box sitzend ein betont lustiges Synonym für Onanie nach dem anderen raushaut. Manchmal wird es sozialkritisch-dokumentarisch, wenn die Fuck-for-Forest-Gang über westlichen Kulturchauvinismus und das heuchlerische Europa philosophiert. Dann wird die Umwelt-Porno-Kommune aber schnell wieder als Kuriositätenkabinett abgetan, die sich vor einer McDonald's Filiale auszieht, um gegen irgendwas zu protestieren. Fleischkonsum, Amerika, den Kapitalismus – wer weiß das schon?

Am Schluss ist «Schulz in the Box» weder Fisch noch Fleisch: Für ein reines Comedyformat ist Schulz zu interessiert, ist ihm die Sache zu ernst, ist er zu aufgeschlossen und ehrlich neugierig. Für eine handfeste Reportage fehlt aber die Tiefe, da man sich großteils darauf beschränkt, dem komischen Haufen dabei zuzugucken, wie er komische Dinge tut. Und beides zusammen; ein bisschen Comedy und ein bisschen Reportage? Im Ergebnis verliert beides seinen Reiz – Olli Schulz' komödiantische Brüche laufen ins Leere, die Reportage bleibt beim sturen Begaffen von Sonderlingen. Nicht anders funktioniert letztlich auch «Schwer verliebt».

Dabei würde man Olli Schulz eigentlich zutrauen, sogar ein solches Format in die Erträglichkeit zu moderieren.
30.08.2013 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/65798
Julian Miller

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Tags

360 Grad NeoParadise Schulz in the Box Schwer verliebt Wild Germany

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