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Die Kritiker: «Doc meets Dorf»

Es ist die große Serienhoffnung von RTL - Julian Miller mit einer Vorab-Kritik.

«Doc meets Dorf»: Hinter den Kulissen

  • Produktion: teamworx
  • Regie: Franziska Meyer Price
  • Drehbuch: Miriam Rechel
  • Kamera: Sonja Rom, Stefan Unterberger und Leah Striker
  • Produzentin: Steffi Ackermann
Inhalt
Folge 1 – Cityburger vs. Landei
Das Schicksal trifft die Top-Herzchirurgin Fritzi Frühling eines Tages volle Breitseite: Der Freund heiratet eine andere, der Job löst sich in Luft auf und sie erbt einen Bauernhof in Kanada – dem hinterletzten Kuhkaff irgendwo in Brandenburg – wo sie schließlich als neue Dorfärztin landet.

Fingerfressende Schweine, Notfall-OPs auf dem Esszimmertisch oder depressive Pinguine – unter ruhigem Landleben hat sich Fritzi mal echt was anderes vorgestellt. Mit ihren Großstadt-Methoden knallt sie als Country-Doc gehörig mit den schrägen Dorfbewohnern zusammen, ganz zu schweigen von all den Tieren. Denn Fritzi muss ihre Praxis ausgerechnet mit ihrem Ex-Freund Falk teilen. Einem Tierarzt! Als Ärzteteam wider Willen kämpfen sie sich durch emotionale und skurrile Medizinfälle – bei denen Fritzi lernen muss, dass ein echter Vollblut-Landarzt mehr können muss, als Schneiden und Nähen.

Und dann ist da auch noch Fritzis attraktiver Nachbar Kai – bei jedem Zusammentreffen der beiden fliegen die Fetzen. Obwohl, wenn man genauer hinsieht, es schon fast Funken sein könnten. Fritzi kann nicht ahnen, dass Kai ein ganz eigenes Geheimnis nach Kanada gebracht hat – was nicht nur ihr Herz auf eine Belastungsprobe stellt.

Neue Verbündete findet Fritzi in der quirligen, hochschwangeren Sprechstundenhilfe Ellen, dem unglücklich verliebten Dorfpolizisten Till und der schießwütigen Asiatin Nene. Dabei hatte Fritzi geschworen, nie wieder einen Fuß nach Kanada zu setzen – zu tief liegt der ganze Vergangenheits-Mist begraben, vor dem sie damals geflüchtet ist.

Und auch wenn’s am Arsch von Nirgendwo liegt - Home is where the f*#%ing heart is.

Folge 2 – Landarzt sein wollen ist nicht schwer
Fritzi knallt auf der verzweifelten Suche nach vernünftigem Kaffee mal wieder mit ihrem Nachbarn Kai zusammen. Und auch sonst läuft es für die ehemalige Musterschülerin nicht gerade wie geschmiert. Fritzi ist zwar eine perfekt ausgebildete Ärztin, aber ihr mangelndes Feingefühl im Umgang mit Patienten sorgt dafür, dass sich die Bewohner dann doch lieber von Tierarzt Falk behandeln lassen statt von ihr. Dabei ist sich Fritzi sicher, dass die kleine Tochter eines verschreckten Patienten dringend in ärztliche Behandlung muss.

Erst als die Dorf-Außenseiterin sie mit einem rätselhaften Leiden aufsucht und Fritzi sich zudem nicht abbringen lässt, dem kleinen Mädchen zu helfen, verbessert sich ihr Ansehen in Kanada. Steht Dr. Fritzi Frühling vielleicht doch vor einer verheißungsvollen Karriere als Vollblut-Landärztin?

Darsteller


Inez Bjørg David («Kommissarin Lucas») als Fritzi
Bert Tischendorf («Das Haus Anubis») als Falk
Steve Windolf («SOKO Köln») als Kai
Matthias Bollwerk als Till
Bettina Schwarz («Geile Zeit») als Trudi
Carmen Maja Antoni («Rosa Roth») als Betti
Linda Chang («24 Milchkühe und kein Mann») als Nene

Kritik


RTL goes «Landarzt»?

Eine gewisse Ähnlichkeit ist im Piloten von «Doc meets Dorf» nicht zu leugnen. Gleiches gilt für Anklänge an «Desperate Housewives», «Bridget Jones» und «Hart of Dixie». Eben alles, was so als frauenaffin gilt. Nur, dass bei der neuen RTL-Serie alles zu berechnet, zu kalkuliert wirkt, man zu sehr die Vorbilder nachzubauen versucht, ohne eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Innovation und Kitsch zu finden, wenn der Kitsch schon unbedingt sein muss. «Doc meets Dorf» sieht so aus, als wäre man narrativ bei «Doctor's Diary» einfach stehengeblieben – und manchmal wartet man förmlich darauf, dass Wayne Carpendale auf einem Traktor um die Ecke donnert.

Vor allem sind es die abgeschmackten Motive, die nerven, weil sie mit dem dicken Holzhammer auf billige Komik und Sympathie gehen: Etwa das angestaubte Bild der teuren High Heels, die im ländlichen Matsch versinken – kaum ein Degetofilm ohne diese Einstellung. Oder der schlechte Handyempfang in einem Ort, wo der Hauptbahnhof so aussieht wie anderswo die Straßenbahnhaltestelle.

Auch dramaturgisch ackert man bemüht die üblichen Bausteine ab. Die alte Landliebe, die wie in «Sweet Home Alabama» wieder aufblüht, samt Dreieckskonstellation, versteht sich; die selbstfindungsgeschwängerten und dabei doch so banalen Voice-Over, ohne die vieles erträglicher wäre; die zu ausgedachten Fallstricke, die die Hauptfigur überhaupt erst in die Pampa befördern – das alles ist dramaturgischer Schnee von gestern, vielfach gesehen, vielfach verrissen.

Und doch schleichen sich in der zweiten Folge einige Schmunzler ein: Denn sobald man dramaturgisch im Alltagsgeschäft angekommen ist, entsteht Raum für absurd-komische Situationen. Und auch wenn sie die narrative Grundsituation und manche Figur zu kitschig-glitschig-frauenaffin angelegt hat, was sich leider auch nach dem Piloten noch rächt, kann Autorin Miriam Rechel hier punkten. Denn einen Mangel an Einfallsreichtum kann man ihr in keinem Fall vorwerfen – die Situationskomik zündet erstaunlich oft.

Überdurchschnittlich gut, das muss man bei aller Kritik anerkennen, ist ihr auch die Dialogführung gelungen. Ganz unladylike wirft Dr. Frühling mit Begriffen wie „Scheiße“ und „Fuck“ um sich, und das, ohne ständig den (vermeintlichen) Tabubruch betonen zu müssen. Die Charaktere sprechen bei all ihrer Künstlichkeit so natürlich wie in kaum einer anderen deutschen Serie.

Schade, dass man da schon mit der Innovation aufgehört hat. Doppelt schade insbesondere, da man mit Inez Bjørg David eine hervorragende Hauptdarstellerin gefunden hat, die aus der schwierigen, weil oft zu eindimensionalen Figur noch sehr viel Nahbarkeit und Identifikationsmöglichkeiten holt.

«Doc meets Dorf» ist bei weitem kein Totalausfall wie «Auf Herz und Nieren». Und hätte es vor fünf Jahren «Doctor's Diary» nicht gegeben, könnte man hier auch etwas Innovation ausmachen. Doch leider hat man sehr viel Potential zugunsten einer Aufbereitung mittlerweile völlig altbackener Plots und Figuren verschwendet. Ab der zweiten Folge unterhält man zwar ganz nett – das Traurige ist, dass man offensichtlich so viel mehr könnte.

RTL zeigt acht Folgen von «Doc meets Dorf» ab Donnerstag, den 22. August um 20.15 Uhr.
21.08.2013 12:14 Uhr Kurz-URL: qmde.de/65612
Julian Miller  •  Quelle: Inhalt: RTL

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