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Die Kritiker: «Sekretärinnen»

Männermordende Sekretärinnen, jähzornige Chefs und ein Mauerblümchen als Heldin. Nach der vermeintlich perfekten «Christine» zeigt RTL eine Sitcom, die irgendwo in den 90ern feststeckt.

Hinter den Kulissen

  • Produktion: ITV Studios Germany GmbH
  • Regie: Dominic Müller und Andreas Menck
  • Head-Autorin: Sonja Schönemann
  • Kamera: Simon Schmejkal und Eddie Schneidermeier
  • Produzentin: Gerda Müller
Inhalt
Folge 1 – Die Neue
Eigentlich wollte sie nur einen ruhigen Job in der Poststelle. Doch das Schicksal katapultiert die sympathische Katja Neumann trotz fehlender Qualifikation direkt ins Chefsekretariat einer Toastfabrik. Sie muss nicht nur das komplizierte Berufs- und Privatleben ihres cholerischen Chefs Berger organisieren. Sie darf dabei auch in keinen der zahllosen Fallstricke ihrer beiden mobbingsüchtigen Kolleginnen geraten. Da ist zum einen die männermordende Nicole, die von Natur aus nicht nur mit außergewöhnlicher Schönheit, sondern auch ausgesprochener Boshaftigkeit gesegnet ist, welche sie mit Genuss an Katja auslebt. Außerdem noch die unsichere Melanie, die heimlich (aber für alle offensichtlich) in ihren Chef Schoener verliebt ist. Blöd nur, dass dieser ein Auge auf Katja wirft, was in der sonst so scheuen Melanie den Kampfgeist weckt. So setzen die beiden Frauen fortan alles daran, dass es Katja nicht gelingt, ihren "Arsch zu retten". Doch weder die Chefs noch die Kolleginnen haben mit Katjas Einfallsreichtum und Improvisationstalent gerechnet.

Folge 2 – Die perfekte Sekretärin
Die "Sonnenschein Toast AG" befindet sich im Wettbewerb um den neuen amerikanischen Großkunden "Sandwichmaker", als Berger für die entscheidende Präsentation ausfällt. Die einzige, die in Frage kommt, um ihn zu vertreten, ist ausgerechnet Katja, da diese seinen Text mit ihm auswendig gelernt hat. Nur leider ist die "Neue" alles andere als eine perfekte Sekretärin. Doch damit die "Sonnenschein Toast AG" eine Chance hat, den Großauftrag zu erhalten, muss sie es eben werden - und zwar schnell! Denn Berger erscheint am Morgen der Wahrheit nicht im Büro. Nach einem Termin in München hat er verschlafen und es steht in den Sternen, ob er es rechtzeitig zu der wichtigen Besprechung schafft.

Der Millionendeal steht kurz vor dem Platzen, als selbst Bergers Kollege Schoener es nicht schafft, sich dessen Vortrag in der Kürze der Zeit zu merken. Umso perplexer sind die Kollegen, als Katja, die die ganze Zeit zusammen mit Berger gelernt hat, seinen Text quasi im Schlaf herunterbeten kann. Doch Katja sieht weder repräsentativ aus noch hat sie die nötigen Kenntnisse, um Berger auch nur ansatzweise glaubwürdig zu vertreten. Um überhaupt noch eine Chance im Wettbewerb um die Gunst der "Sandwichmaker" zu haben, fordert Schoener Melanie und Nicole deswegen auf, aus Katja innerhalb der nächsten Stunden eine Topkraft zu machen. Doch Melanie und Nicole wären nicht solche Giftspritzen, wenn sie aus der Not nicht Kapital für sich schlagen würden: Schließlich sehen sie in Katjas Scheitern die einmalige Chance, diese endlich los zu werden.

Darsteller


Ellenie Salvo González («Der Blender») als Katja Neumann
Jochen Horst («Die Stein») als Wolf Berger
Thorsten Feller («Inspektor Rolle») als Marcus Schoener
Susan Hoecke («Reef Doctors») als Nicole Sane
Nina Vorbrodt («Sechserpack») als Melanie Weigand
Rebecca Rudolph («Werther») als Tina
Peter Fieseler («Sexstreik») als Kreativchef Beck
Stephan Grossmann («München 72») als Personalchef Timo Kibitz
Dagmar Sachse («Wir haben gar kein Auto») als Frau Dropp

Kritik


«Sekretärinnen» zeigt, wie Sitcom geht. Oder besser gesagt: ging. In den 90ern. Damals hätte man über Gags der Marke „Is' hier ein Zirkus in der Stadt? Oder welche Grenze wurde jetzt schon wieder geöffnet?“ vielleicht noch gelacht. Die Zeit scheint in dieser sonderbar anachronistischen Serie irgendwo bei Jochen Busses «Das Amt» stehengeblieben zu sein.

Das gilt für das Storytelling gleichermaßen wie für die Figurenkonstellation aus jähzornigen Geschäftsführern und ihren intellektuell eher schwerfälligen Sekretärinnen mit zumeist scharfem Fahrgestell. Bis auf unsere Heldin, das Mauerblümchen, natürlich. Die, so kann man zumindest guten Gewissens antizipieren, wird irgendwann einen Kompromiss finden zwischen ihrem unscheinbaren, etwas unprofessionellen Ich und der harten, kalten Bürowelt mit den männermordenden Kolleginnen. Der feuchte Traum eines jeden Strombergs.

Denn in der RTL-Toastfabrik geht es so misogyn zu, wie es heute in der Realität kaum noch vorstellbar ist. Da wird die knuffige Katja schon mal schlicht als Mädchen bezeichnet und vom Oberboss der Partnerfirma mit allerhand frauenfeindlichen Sprüchen zugeklopft, auf die nicht einmal Rainer Brüderle nach dem einen oder anderen Gläschen Weißwein kommen würde – was, ein kleiner What-the-Fuck-Moment, dieser sonderbaren Hauptfigur am Schluss sogar irgendwie gefällt.

Sei's drum. Denn die ganze Serie steckt in einer Welt fest, die mit «Working Girl» langsam aus der Mode gekommen ist. Das gilt nicht nur für ihr Weltbild, sondern auch für ihre narrativen und visuellen Stilmittel: Nicht nur, dass schon der Vorspann eher an «Suddenly Susan» als an jüngere Formate erinnert. Die Plots bestehen aus den vorhersehbaren, tausendfach gesehenen Standardsituationen, die pflichtbewusst, aber gähnend langweilig eine nach der anderen absolviert werden. Dienst nach Vorschrift, bloß keine kreativen Überstunden. Heraus kommt dann «Sekretärinnen». Unfassbar albern, unfassbar altmodisch.

RTL zeigt acht Folgen von «Sekretärinnen» ab Donnerstag, den 22. August um 21.45 Uhr.
20.08.2013 12:01 Uhr Kurz-URL: qmde.de/65611
Julian Miller  •  Quelle: Inhalt: RTL

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