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RTL-Moderator Hartwich: „Gameshow-Comeback? Ich hätte nichts dagegen!”

RTL-Moderator Daniel Hartwich hat einen vollen Terminkalender. Am Freitag stehen zwei weitere Show-Termine an: «Cash Crash - VIP Edition» und «Familien-Duell Prominenten Special». Zeit für unsere Sonntagsfragen.

Das «Dschungelcamp» war bereits für den Grimme-Preis nominiert, bekam diesen bisher aber nicht… Ärgerlich?
Interpretieren Sie das bitte nicht als Überheblichkeit, aber der Grimme-Preis hat für mich keinerlei Relevanz. Das gilt auch für andere Preise, die von „Fach-Jurys“ vergeben werden. Das soll nicht respektlos gegenüber den dort ausgezeichneten Kollegen sein. Da sind in der Vergangenheit bestimmt tolle Formate prämiert worden. Ich habe aber lieber eine Sendung, die die Grimme-Preis-Jury nicht preiswürdig findet, die aber regelmäßig fortgesetzt wird, weil die Zuschauer sie mögen. Wenn eine Sendung einen Preis erhält, die Quote aber miserabel ist und die Show eingestellt wird, kann ich mir davon auch nichts kaufen.

Passierte leider häufiger…
Ja, tatsächlich. Aber das heißt natürlich nicht, dass Sendungen schlecht sind, nur weil sie abgesetzt wurden.

Wie gingen Sie mit dem Druck um, als Sie erstmals das «Dschungelcamp» moderierten…
Ich habe 2010 zum ersten Mal «Let's Dance» moderiert, das vorher Hape Kerkeling präsentiert hat – eines meiner großen Vorbilder. Da war ich viel aufgeregter. Was man der ersten Staffel auch mit Sicherheit angemerkt hat. Beim Dschungel war es so: Ich habe mich nicht darum gerissen das zu moderieren. Und keiner bei RTL hat sich darum gerissen, einen neuen Moderator zu finden. Und natürlich war ich vor der ersten Dschungelshow angespannt. Aber das hat sich zum Glück schnell gelegt.

Ein bisschen so, wie bei der «Wetten, dass…?»-Nachfolge…
Ja, da hat sich auch zu Recht keiner drum gerissen. In unserem speziellen Fall war es nur eben so, dass nicht der Moderator selbst entschieden hat, aufzuhören - wie bei Thomas Gottschalk. In unserem Falle ist der Moderator verstorben. Daran kann niemand etwas ändern. Dirk ist leider tot. Das ist tragisch und sehr traurig. Auch ich hätte nichts dagegen gehabt, mir im Januar die Sendung vor dem Fernseher anzuschauen. Es ist dann jetzt anders gekommen. Natürlich haben da viele Leute auf meine erste Sendung geguckt. Ich hatte mich auf das Schlimmste gefasst gemacht – wohl wissend, dass nach Show eins noch 15 weitere Live-Shows kommen. Aber ich habe mich von Anfang an sehr wohl in der Show und an Sonjas Seite gefühlt. Und ich bin dem TV-Gott immer noch jeden Tag dankbar dafür, dass unsere erste gemeinsame Staffel so gut lief.

Haben Sie die Kritiken nach der ersten «Dschungel»-Sendung direkt gelesen?
Ich tue mir das eigentlich schon länger nicht mehr an. Sowohl die positiven Artikel, wie auch die negativen. Ich habe aber erfahren, dass es insgesamt wohl recht positiv war. Darüber habe ich mich auch gefreut. Aber ich habe mir das nicht durchgelesen – übrigens bis heute nicht. Wichtiger war mir, dass viele Leute eingeschaltet haben. Und das war ja zum Glück der Fall.

Wie sehr nehmen Sie sich öffentliche Kritik zu Herzen?
Das kommt ein bisschen darauf an, von wem sie kommt. Meine Erfahrung mit TV-Kritikern hat mir eher gezeigt, dass viele recht unsauber recherchieren, nicht richtig hingucken und/ oder zuhören und dann am Ende auch noch falsch zitieren. Wobei es unter den Medien-Journalisten natürlich auch einige sehr positive Ausnahmen gibt. Und damit meine ich ausdrücklich nicht diejenigen, die unkritisch sind. Aber ich habe von Natur aus auch eine ordentliche Portion Selbstkritik mitbekommen. Im Zweifelsfall weiß ich also auch ohne irgendwelche Kritiken, was gut und was schlecht gelaufen ist.

Wie sehen Sie eigentlich die «Wetten, dass…?»-Debatte?
Ich persönlich finde, dass Markus Lanz ein deutlich besserer Moderator ist als das, was man über ihn nach der der letzten Sendung gelesen hat. Und ich finde es teilweise unfair und unter der Gürtellinie, was da geschrieben wird. Er hat eine sehr schwere Aufgabe übernommen. Und manchmal denke ich: Leute, es ist nur eine Fernsehsendung! Allerdings finde ich auch das Verhalten des ZDF nicht wirklich glücklich. Es ist schon ein wenig merkwürdig, wenn sich gefühlt nach jeder Ausgabe irgendein Programmverantwortlicher zu Wort meldet und sagt: „Ja, da müssen wir nachbessern. Nein, diese Ausgabe hat mir nicht gefallen. Nein, es gibt kein nächstes Mallorca-«Wetten, dass…?». Was soll das? Ich würde mich für den sympathischen Kollegen Markus Lanz freuen, wenn er dieselbe Rückendeckung von seinem Sender erhält, wie ich das bei meinem Sender erfahre.

Am Freitag moderieren Sie ab 20.15 Uhr die Promi-Version des «Familien Duells» – Welchen Bezug haben Sie zu dieser früheren Vormittags-Daily?
Dafür, dass es vormittags lief und ich damals noch schulpflichtig war, habe ich es erschreckend oft gesehen! (lacht) Und ich kenne viele Leute in meinem Alter, die das auch immer geguckt haben. Wenn man damals um diese Uhrzeit schon (oder noch) zu Hause war, war das «Familien Duell» Pflichtprogramm.

Könnten Sie sich nach all den Abendshows auch wieder eine Daytime-Show à la «Familien Duell» mit „Normalos“ vorstellen?
Natürlich! Wieso nicht! Es gibt ja in unserer Branche diverse Leute, die das Comeback der täglichen Quiz/Spiel-Show schon seit Jahren propagieren. Ich hätte nichts dagegen.

Komische Situation, wenn man das früher noch vor dem Fernseher verfolgt hat und nun als Moderotor die Sendung auferstehen lässt…?
Ja, das ist auf jeden Fall eine besondere Situation und etwas Anderes als bei einer Sendung, die es vorher nicht gegeben hat – so wie zum Beispiel bei «Cash Crash». Aber letztlich versuche ich immer mein Bestes abzuliefern. Spannend wird es dann in der Nachbetrachtung: Was werden die Zuschauer sagen, die das noch von früher kennen? Ich hoffe, dass sie die Show auch in dieser Form und mit mir als Moderator akzeptieren.

Da sind wir wieder bei den Kritikern…
Nein, da sind wir bei den Menschen, die viel wichtiger sind als Kritiker. Nämlich bei den Zuschauern. Und bei der entscheidenden Frage: Dranbleiben oder Umschalten? Und da kommt es selbstverständlich nur bedingt auf meine Person an. Es gibt in jeder Show viele Faktoren, die zum Ein- oder Ausschalten bewegen können. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass viele Leute «Let's Dance» schauen, weil sie sagen: Boah! Den Hartwich, den will ich jetzt aber sehen! Nein, die Leute wollen Tanzen sehen. Und es ist toll, dass sie dulden, dass ich da auch mit rumtanze. Da sollte man sich selbst nicht so wichtig nehmen.

Am Freitag um 21.15 Uhr spielen Promis bei «Cash Crash – VIP Edition» um eine Million Euro – Was würden Sie mit dieser Summe machen?
Mit einer Million Euro? Einfach so zum Rausschleudern? Da würden mir sicherlich diverse Dinge einfallen. Teilweise sogar sinnvolle Dinge. Falls also einer ‘ne Million zu viel hat, immer her damit! Es wäre zum Beispiel an der Zeit, dass man meinem Lieblings-Torwart Oka Nikolov in meiner Heimatstadt Frankfurt ein großes Denkmal baut. Verdient hätte er es. Da bekäme man mit ‘ner Million schon was hin...

Wie haben Sie den Imagewandel des «Dschungelcamps» erlebt?
Den habe ich auch genauso wahrgenommen. Quasi von der Gosse ins Feuilleton. Und das ist vor allem der Verdienst von Sonja und Dirk. Und es freut mich, dass mittlerweile auch die seriösen Zeitungen und Magazine erkennen, dass das kein Trash-TV ist. Sondern eine hochgradig aufwändig und extremst liebevoll produzierte Hochglanz-Show. Mit diversen Ebenen, die man auch positiv diskutieren kann.

Kritik gibt es aber auch von anderen Seiten - beispielsweise bei Dschungelprüfungen…
Wer meint, dass im Dschungel Leute vorgeführt werden, soll das von mir aus denken. Ich sehe es anders. Dieses Jahr lief die Show in der siebten Staffel. Da kann mir keiner der medienerfahrenen Kandidaten erzählen, dass er nicht gewusst hat, worauf er sich eingelassen hat. Oder dass es ihm unbekannt war, dass da Moderatoren Witze über einen machen. Oder dass er nicht wusste, dass es da Dschungelprüfungen gibt, bei denen man ekelige Dinge machen muss. Leute, die da rein gehen, wissen, was auf sie zukommt!

Aber gehen einige Dschungelprüfung nicht zu weit?
Nein, weil wir ja durchaus kamera- und medienerfahrene Leute da drin haben. Da ist keiner, der nicht die mentale Stärke hat, in so einer Situation zu sagen: Nein, pürierte Kakerlaken trinke ich jetzt nicht! Das Recht hat jeder in der Sendung! Wir machen da ja kein Waterboarding. Die Leute entscheiden sich dafür oder dagegen – mit allen den Konsequenzen, die ihnen bewusst sind.

Gab es mal eine Situation, in denen Sie dennoch Mitleid mit Kandidaten hatten?
Ich habe in der Sarah Knappik-Staffel ein bisschen Mitleid mit ihr gehabt. Vor allem, als Mathieu Carrière vor ihr kniete und sie anflehte, sie solle doch bitte das Camp verlassen. Das habe ich als sehr unfair und unangemessen empfunden. Dieses Jahr habe ich kein Mitleid gehabt.

Es gibt ja auch Gerüchte, das «Dschungelcamp» sei gar nicht so sehr im Outback…
(lacht) Ja, das ist wirklich sehr amüsant. Irgendwie stehen alle dem Format mit einem gewissen Grundmisstrauen gegenüber. Sogar jemand aus meiner eigenen Familie schrieb mir nach einer Woche eine SMS und meinte: Die pennen da doch nicht wirklich im Dschungel! Die werden doch nachts in ein Hotel gebracht, oder? Dabei ist «Ich bin ein Star – holt mich hier raus» so ziemlich die ehrlichste Sendung im deutschen Fernsehen. Die schlafen wirklich da im Freien und das ist auch wirklich echte Natur. Natürlich nicht tausende Kilometer von der Zivilisation entfernt. Aber da gibt es tatsächlich giftige Tiere. Die werden da auch nicht ausgesetzt, sondern die leben da! Man braucht auch keinen Insekten-Atmo-Ton, weil es wirklich mehr als genug Insekten gibt. Und das ist wirklich in Australien und die kriegen wirklich nur das zu essen und zu trinken, was man sieht! Und ja – das Klo machen die auch wirklich selbst sauber.

Vielen Dank für das Gespräch, Daniel Hartwich!
21.07.2013 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/65031
Benjamin Horbelt

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