Castingshows? Musikacts? Talentscouting? In Zeiten der Finanzkrise sollte man über neue Möglichkeiten der Unterhaltung nachdenken.
Letzte Woche fand in Deutschland eine groß angelegte Razzia statt. Laut Presseberichten waren sogar prominente Persönlichkeiten aus unserem Land betroffen. Mit dem Fall Hoeneß ist das Thema mittlerweile national in den Köpfen der Zuschauer.
Warum also nicht die Steuerhinterziehung medial verarbeiten? Die Presse fernhalten? Warum? Sie ist sowieso immer schon vorab durch Insider informiert und bringt die Schlagzeile live zur Razzia.
Steuersünder zur öffentlichen Buße drei Wochen später zu Jauch einladen? Warum nicht live mit Kamerateams dabei sein? Nirgends erhält man die Emotionen der Betroffenen echter! Einen Staatsanwalt als Experten vor der Kamera! In einer Interviewumgebung im Haus des Steuersünders. Dieses Thema birgt endlose Möglichkeiten. Wir haben hier Betrug, Geldwäsche, Banken, kriminelle Energie, Reichtum, schöne Bilder aus der Schweiz und Spannung auf dem kompletten Bildschirm.
Vor allem hat das Fernsehen bereits alle nötigen Einzelteile für so ein gigantisches TV-Format. Man müsste es nur noch zu einer großen Unterhaltungsshow zusammenfassen. Lenßen & Partner oberservieren die Villa, Guido Cantz überwacht die Steuersünder mit versteckter Kamera und Til Schweiger tritt mit großer Action die Tür vom Anwesen ein.
Ein Spektakel der Fernsehunterhaltung! Ich sehe es bildhaft vor mir. Peter Zwegat mit kritischem Blick über den Aktenordnern in der Küche und Beckmann spricht mit der Gattin vom Steuersünder über ihre momentane Gefühlslage im Wintergarten. Dazu schon verurteilte Steuersünder im Gespräch mit Markus Lanz vor der Garage. Daneben steht auf der Rasenfläche natürlich Kriegsreporterin Antonia Rados mit einer permanenten Liveschalte ins Studio. Mit Richter Alexander Hold könnte man den Fall auch direkt vor Ort verhandeln.
Klingt abwegig? Moralisch leicht verwerflich? Diese Begrifflichkeiten hat das Fernsehen schon lange hinter sich gelassen. Hier muss einfach der Mut der Produzenten bewiesen werden. Ein gigantisches Feuerwerk der Fernsehindustrie.
Rechtlich ein zu heißes Eisen? Man muss ja nicht gleich einen Urteilsspruch verkünden. Vielmehr überlässt man das Urteil und das Strafmaß uns Zuschauern vor der Flimmerkiste. Mit 49 Cent pro SMS dürfen wir voten und die Steuerschuld des Sünders ist damit beglichen. Es könnte glatt ein Stück von William Shakespeare sein.
Ende gut, alles gut.