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Die Kritiker: «Eine ganz heiße Nummer»

Der deutsche Kinoerfolg von 2011 findet beim ZDF erstmals seine Weg ins frei empfangbare Fernsehen.

Inhalt:


Hinter den Kulissen

  • Buch: Andrea Sixt
  • Regie: Markus Goller
  • Musik: Petra Horn, Andrej Melita, Martin Probst
  • Kamera: Ueli Steiger
  • Schnitt: Simon Gstöttmayr, Markus Goller
  • Produktion: Florian Deyle, Philip Schulz-Deyle, Martin Richter, Andrea Sixt
Eine kleine Dorfgemeinschaft mitten im Bayerischen Wald. Der Geist der katholischen Kirche ist zwar allgegenwärtig, dafür mangelt es seit Schließung der Glashütte an wirtschaftlicher Perspektive. Der kleine Lebensmittelladen von Waltraud, Maria und Lena steht vor der Pleite. Die Nachbarn fahren lieber in die nächste Stadt zu Aldi; in vier Wochen läuft der Kredit ab. Da erhält Maria einen schmutzigen Anruf. Der Kerl ist offenbar falsch verbunden, doch der peinliche Zwischenfall bringt Maria auf eine geniale Idee: ein erotischer Telefonservice – im erzkatholischen Marienzell eine echte Marktlücke.

Mit selbstgedruckten Handzetteln und dem Slogan „Das Allerbeste aus unserer Heimat“ werben die drei für ihre ganz heiße Nummer. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten – Was sagt man denn da so? – machen Maria, Waltraud und Lena als „Maja“, „Sarah“ und „Lolita“ Furore. Der hochnäsigen Bürgermeistergattin kommt das neue Selbstbewusstsein ihrer Nachbarinnen jedoch höchst verdächtig vor. Sie beschattet das Trio – und beschwört einen Skandal herauf …

Darsteller:


Gisela Schneeberger («Mit einem Schlag») ist Waltraud Wackernagel
Bettina Mittendorfer («Mobbing») ist Maria Brandner
Rosalie Thomass («Polizeiruf 110: Er sollte tot …») ist Lena
Monika Gruber («Leute, Leute!») ist Gerti Oberbauer
Cleo Maria Kretschmer («Im Himmel ist die Hölle los») ist Hannelore Huber
Andreas Lust («Der Räuber») ist Thomas Sonnleitner
Johann Schuler («Hitler vor Gericht») ist Franz Oberbauer
Ferry Öllinger («SOKO Kitzbühel») ist Heinz Wackernagel
Ferdinand Schmidt-Modrow («Beste Zeit») ist Jakob Oberbauer

Kritik:


Im Jahr 2011 besuchten über eine Million Menschen die Kinovorführungen von «Eine ganz heiße Nummer» und machten die Tragikkomödie so zu einer der erfolgreichsten deutschen Produktionen des Jahres – für Zündstoff hatte der Film schon während der Dreharbeiten gesorgt, als das Bistum Regensburg kurzfristig die Genehmigung entzog, eine Kirche als Schauplatz zu verwenden. Die bayerische Diözese, damals selbst bis zum Hals im Missbrauchsskandal versunken, empfand die Thematik „Telefonsex“ als zu anstößig für ein Gotteshaus.

Die zu vermutende Brisanz lässt das von Markus Goller nach dem Buch von Andrea Sixt inszenierte Werk jedoch weitestgehend vermissen. Die Verhältnisse auf dem Land, die der Film anspricht, verlieren durch den eingebrachten Humor deutlich an Bedrohlichkeit – was nicht zwangsweise negativ zu werten ist. Allerdings gelingt es dem Streifen nicht, die komödiantischen Elemente in gleichbleibendem Tempo über die Handlung hinweg zu transportieren, wodurch der spätere Versuch, ernstere Töne anzustoßen, leider misslingt. Dem Film, der thematisch im Fahrwasser von «Kalender Girls» oder «Die Herbstzeitlosen» paddelt, erreicht somit nicht das Niveau anderer deutscher Arthouse-Erfolge der jüngeren Vergangenheit.

Für sich genommen sind die gesellschaftskritischen Ansätze des Films aber zu begrüßen; allen voran das Aussterben des Einzelhandels zugunsten milliardenschwerer Großkonzerne. Überspitzt wie gelungen präsentiert sich auch der Marsch der mit Fackeln bewaffneten Dorfbewohner zum Ort der Unzucht, der wunderbar archaisch die deutschen Tendenzen zur kollektiven Empörung auf's Korn nimmt. Insgesamt leidet die Handlung darunter, aus zu vielen Fäden gesponnen zu werden und verliert so an Intensivität.

Gerade im Vergleich mit anderen ZDF-Produktionen für eine ähnliche Zielgruppe muss festgehalten werden, dass «Eine ganz heiße Nummer» durchaus sehenswert ist. Mitverantwortlich für den unbestreitbaren Unterhaltungswert des Films sind die darstellerischen Leistungen von Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer und Rosalie Thomass, denen es gelingt, die Protagonistinnen in überspitzter wie liebenswerter Weise von stereotypischer Provinzverbohrtheit in die unbekannte Welt der Sexhotlines zu führen. Technisch ist der Film mit Bra­vour umgesetzt – aufbauend auf dem interessanten Handlungsgerüst könnte es der Fortsetzung «Eine ganz heiße Nummer – alle nackert!», für die im August die erste Klappe fällt, durchaus gelingen, inhaltlich nachzuziehen.

Das ZDF zeigt die Free-TV-Premiere von «Eine ganz heiße Nummer» am Mittwoch, den 3. Juli, ab 20.15 Uhr.
02.07.2013 14:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/64699
Kevin Kyburz  •  Quelle: ZDF (Inhalt)

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