Die Mainzer setzten sich zum Ende der Saison so deutlich von der Konkurrenz ab wie lange nicht mehr. Die beiden Hauptkonkurrenten verloren hingegen deutlich an Zugkraft.
Die TV-Saison 2012/13 ist beendet und es ist endlich Zeit, ein abschließendes Urteil zu fällen. Im Mai offenbarte das Zweite Deutsche Fernsehen noch einmal seine Dominanz und stellte zwei der drei Sendungen, die auf eine zweistellige Reichweite kamen. Neben dem Champions-League-Finale zwischen Bayern und Dortmund fiel nämlich auch die Halbfinal-Partie Barcelona gegen Bayern in diesen Monat, mit 21,61 und 15,91 Millionen Zuschauern konnte kein anderer Sender ernsthaft konkurrieren. Im Ersten schaffte es der «Tatort: Spiel auf Zeit» noch knapp über die Zehn-Millionenmarke, während der «Eurovision Song Contest» selbige mit nur 8,21 Millionen Interessenten deutlich verfehlte.
Bei den Privatsendern konnte einzig RTL derartige Werte im Ansatz verbuchen, die Kölner feierten ihre größten Erfolge mit dem Boxkampf von Wladimir Klitschko (8,31 Millionen) und der Live-Übertragung des Formel 1-Rennens in Monaco (7,47 Millionen). Ziemlich trist sah es hingegen für Sat.1 und ProSieben aus, wo einzig «The Voice Kids» und «Germany's Next Topmodel» mit einer bzw. zwei Folgen noch wenigstens über drei Millionen Menschen erreichten. Dafür landete kabel eins einen Achtungserfolg, der ebenfalls aus dem Bereich Sport kam: Das Europa-League-Finale zwischen Benfica Lissabon und dem FC Chelsea wurde in der zweiten Halbzeit von 3,26 Millionen verfolgt.
Alle Zuschauer (Mai 2013)
ALLE ZUSCHAUER (MAI)
11,7
12,1
12,9
12,9
11,4
12,1
4,3
4,1
5,5
5,7
8,3
8,8
5,9
5,4
4,1
3,9
Marktanteile in % | Mai 2013 ggü. April 2013
Ganz klar in Front lag auch im Mai wieder das ZDF, das mit 12,9 Prozent seiner Konkurrenz um mehr als einen Prozentpunkt überlegen war. Vom stärksten Wert der Saison (13,6 Prozent im Januar) war man dennoch ein gutes Stück entfernt. Gar nicht gut ist die Tendenz des Ersten Deutschen Fernsehens, das zwischen September und März kontinuierlich an Marktanteilen zulegte, nach einem Sturz von 12,5 auf 12,1 Prozent im April allerdings nun nochmal ähnlich unsanft auf 11,7 Prozent zurückfiel. Auch die Freude bei RTL über den deutlichen Aufschwung im vergangenen Monat währte nicht lange, büßte man nun doch wieder klar an Relevanz ein. Mit 11,4 Prozent wurde der viertschwächste Wert in diesem Fernsehjahr erzielt, von der einstigen deutlichen Marktführung kann man bereits seit Dezember nur noch träumen.
Hoffnungen auf bessere Zeiten machte sich zuletzt auch wieder Sat.1, das innerhalb von nur zwei Monaten von katastrophalen 7,8 auf einigermaßen akzeptable 8,8 Prozent zulegen konnte. Doch diesmal verteilte das Publikum noch eine weitere Watschen an den stark angeschlagenen Privatsender, mit 8,3 Prozent ging ein halber Prozentpunkt wieder verloren. Auf ähnlichem Niveau steigerte sich allerdings ProSieben, das zuletzt ebenfalls eher auf dem absteigenden Ast war, sich diesmal jedoch wieder von 5,4 auf 5,9 Prozent verbesserte. Wieder von leichten Verlusten heimgesucht wurde VOX, das mit 5,5 Prozent erstmals in diesem Kalenderjahr hinter den Konkurrenten aus München lag. Die beiden kleinsten Sender RTL II und kabel eins konnten sich hingegen leicht steigern.
14- bis 49-Jährige (Mai 2013)
14- BIS 49-JÄHRIGE (MAI)
6,5
6,3
6,6
6,8
13,9
15,3
7,0
6,4
7,5
7,7
9,2
9,8
11,6
10,7
5,6
5,4
Marktanteile in % | Mai 2013 ggü. April 2013
Noch immer dominiert RTL das Geschehen bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren, muss jedoch allmählich ernsthaft um seine Vormachtstellung bangen. Mit nur noch 13,9 Prozent gab der Sender mehr als einen Prozentpunkt gegenüber dem Vormonat ab und lag damit sogar noch unterhalb des miserablen Dezember-Niveaus, wo 14,0 Prozent auf dem Papier standen. Weniger als 2,5 Prozentpunkte Vorsprung auf den Hauptkonkurrenten ProSieben hatte man zuletzt im November 2006. In München legte man hingegen nach zwei deutlich schwächeren Monaten wieder deutlich zu, mit 11,6 Prozent war man so stark wie seit einem halben Jahr nicht mehr.
Rundum zufrieden kann man in der Sendergruppe dennoch wieder nicht sein, denn vom ausgegebenen Ziel der Zweistelligkeit war Sat.1 diesmal wieder deutlich weiter entfernt als zuletzt mit zweimal 9,8 Prozent. Nur noch 9,2 Prozent standen diesmal auf der Uhr. Das zuletzt arg schwächelnde kabel eins verbuchte mit 5,6 Prozent allerdings den besten Wert der gesamten Saison. Nachdem VOX Anfang des Jahres mehr als acht Prozent erzielte und Sat.1 gefährlich nahe kam, ist inzwischen mit nur noch 7,5 Prozent wieder leichte Ernüchterung eingekehrt. Dafür muss man auf RTL II aufpassen, die eine überaus starke Saison mit tollen 7,0 Prozent abschlossen. Die öffentlich-rechtlichen Sender können ebenfalls zufrieden sein, mit 6,5 Prozent fürs Erste und 6,6 Prozent fürs ZDF lag man auf einem ordentlichen Niveau, obgleich nur kabel eins weniger junge Zuschauer zum Einschalten bewog.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
12,0
11,8
12,7
12,1
12,0
13,6
4,2
3,8
5,8
5,6
8,5
10,2
5,6
6,2
4,0
4,1
Marktanteile in % | Sep. 2012 – Mai 2013 ggü. Sep. 2011 – Mai 2012
Ohne jeden Zweifel dominierte das Zweite Deutsche Fernsehen diese TV-Saison und holt sich mit 12,7 Prozent eindeutig die Marktführung. Auf einem ähnlich starken Niveau lag man zuletzt 2008/09. Damals war Das Erste noch exakt gleichauf, diesmal sind die Kollegen mit 12,0 Prozent eindeutig unterlegen - und trotzdem gewann die Sendestation noch leicht hinzu gegenüber dem Vorjahr, wo nur 11,8 Prozent möglich waren. Ohne jede Frage kritisch war zuletzt die Entwicklung von RTL, das sich nur aufgrund des relativ starken Saisonbeginns noch auf 12,0 Prozent halten konnte. Gegenüber den überragenden 13,6 Prozent ist jedoch auch dieser Wert relativ mickrig, zumal in den vergangenen zehn Jahren letztlich stets mehr als zwölf Prozent zu Buche standen.
Ganz trübe sieht die Zukunft für Sat.1 aus, das mit erschreckend schwachen 8,5 Prozent nicht einmal im Ansatz das vorgegebene Ziel der Zweistelligkeit erreichte. So durch und durch desaströs lief es für den Sender sehr lange nicht mehr, zwischen 2002 und 2012 wurden stets deutlich stärkere 9,5 bis 10,7 Prozent generiert. Hier besteht demnach dringender Handlungsbedarf. Bei weitem nicht so dramatisch ist die Entwicklung von ProSieben zu bewerten, doch auch der Sender verfehlte mit nur 5,6 Prozent die Sechs-Prozent-Hürde erstmals in diesem Jahrtausend deutlich. Zuletzt wurden zwei Mal in Folge 6,2 Prozent erreicht. Im Soll liegen hingegen VOX, das mit 5,8 Prozent gar den besten Wert der vergangenen Jahre erreichte, RTL II, das mit 4,2 Prozent erstmals seit 2004/05 wieder mehr als vier Prozent verbuchte und kabel eins, das mit 4,0 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres lag.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,5
6,3
6,6
6,1
15,4
17,7
6,7
5,9
7,9
7,3
9,6
10,6
11,1
11,8
5,5
6,0
Marktanteile in % | Sep. 2012 – Mai 2013 ggü. Sep. 2011 – Mai 2012
Selbstredend schaffte RTL auch diesmal wieder letztlich klar die Vorherrschaft in der für die Werbewirtschaft besonders relevanten Konsumentengruppe der 14- bis 49-Jährigen. Doch mit nur noch 15,4 Prozent wurde dennoch der schwächste Wert seit Ewigkeiten generiert, in den vergangenen zehn Jahren waren nämlich stets 15,8 bis 19,2 Prozent möglich. Auf diesem Niveau lag diesmal einzig der Januar mit herausragend guten 18,0 Prozent. Ebenfalls mit klaren Verlusten müssen die Verantwortlichen von ProSieben leben, wobei die hier erzielten 11,1 Prozent noch einigermaßen im Soll lagen. Deutlich schlimmer traf es Sat.1, das erstmals seit vielen Jahren nicht mehr zweistellig war. Einzig der November erfüllte dieses Ziel mit 10,1 Prozent knapp.
In der zweiten Reihe kann man insbesondere bei VOX strahlen, denn mit 7,9 Prozent wurde der beste Wert seit fünf Jahren verbucht. Auf niedrigerem Niveau gilt dies auch für RTL II, die mit 6,7 Prozent sogar den besten Marktanteil seit acht Jahren erreichten. Anders hingegen sieht es bei kabel eins aus, die als einziger der kleineren Sender mit 5,5 Prozent klar verloren. Hier ist man nun wieder auf dem Niveau von vor fünf bis acht Jahren angelangt. Im Ersten steigerte man sich zwar angesichts von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr wieder leicht, markierte allerdings trotzdem den zweitschwächsten Wert dieses Jahrtausends. Das ZDF scheint hingegen endlich auf dem richtigen Weg, nachdem es in den Vorjahren kontinuierlich bergab ging. Mit 6,6 Prozent wird man in Mainz gewiss zufrieden sein.