Am Abend begrüßt Stefan Raab bei ProSieben die vielleicht prominenteste Runde bisher in «Absolute Mehrheit». Dann geht das Format erst einmal in Sommerpause.
Die Freude, dass ProSieben zu prominenter Sendezeit am Sonntag ein politisches Diskussionsformat mit Stefan Raab starten wird, war schnell in breite Skepsis umgeschlagen. Ende vergangenen Jahres flimmerte die erste Ausgabe von
«Absolute Mehrheit» über die Bildschirme und Macher Stefan Raab wurde eigentlich von allen Seiten zerrissen. Im Vorfeld gab es eine Menge (zwar PR-trächtiges) Heck-Meck um Absagen eines CDU-Ministers und öffentliche Warnungen von Experten in Richtung Politik sich bei Raab sehen zu lassen.
„Es müssen viele Dinge zusammenpassen, dass ein Politiker in diesem Format wirklich überleben kann“, sagte damals beispielsweise Medientrainer Marcus Ewald zu Quotenmeter.de. Und obwohl die Quoten von Ausgabe eins absolut spitze waren (schier unglaubliche 18,3% in der Zielgruppe), hinterließ all das seine Spuren. Deshalb musste Raab – ob gewollt oder nicht – in Ausgabe zwei fast ohne Spitzenpolitiker auskommen. Er machte aus der Not eine Tugend und kündigte eine Ladies' Night mit dem politischen Nachwuchs an.
Die Quittung kam prompt: Die Quote fiel in den einstelligen Bereich. In den weiteren Ausgaben dann schien sich der Brainpool-Produktion langsam zu finden. Quotentechnisch wurden 13,3 und 10,7 Prozent Marktanteil erreicht, inhaltlich fand man seinen Weg. Das lag nicht nur an Moderator Raab, der durchaus seine Lehren aus der Kritik am eigenen Auftreten gezogen hat, sondern auch an der meist guten Gästemischung.
Da ist dann nicht nur Sido zu nennen, der es schaffte, als erster die absolute Mehrheit auf sich zu vereinen und somit den Jackpot mitzunehmen. Da war es auch ein Gregor Gysi, der einen guten und kontroversen Auftritt in der ProSieben-Sendung hinlegte. Die letzte Show in diesem TV-Jahr könnte für Raab dann ein Ritterschlag werden. Betrachtet man allein die Gästeliste, dann könnte man sagen: So viel Prominenz hatte Raab in dem Format noch nie.
Neben Fußball-Kommentator Wolff Fuß, der sich sicherlich Chancen auf einen Sieg ausrechnen kann, haben aus der Spitzenklasse des politischen Lagers Armin Laschet (CDU) und Klaus Ernst von den Linken zugesagt. Zudem wird die Spitzenkandidatin der Piraten, Cornelia Otto, zugegen sein.
Raab könnte mit einer gelungenen Sendung und guten Quoten bei den Jungen die Weichen für die anstehende Fernsehsaison stellen. Sowohl, was das Standing innerhalb der Politik angeht, als auch im eigenen Sender. Klar ist: Raab wird vor der Wahl eine erneute Ausgabe seiner «TV total Bundestagswahl» machen und für ProSiebenSat.1 auch als Moderator des TV-Duells ins Rennen gehen. Für diese Entscheidung herrscht in Teilen der Medienwelt, beispielsweise beim ZDF, immer noch Unverständnis und auch Sorge. Aber wie es dann in der nächsten Saison mit «Absolute Mehrheit» weitergeht, ist noch offen. Da sich die Sendung auf einem guten Weg befindet, wäre ein Ende des Formats fast schon sträflich.