Wie viel Degeto steckt in einem Degeto-Film, für den sich teamworx verantwortlich zeichnet? Wir sahen die Produktion vorab.
Inhalt
25 Jahre lang betrieb Elli an der Seite ihres Mannes einen Bauernhof in der bayerischen Provinz. Die viele Arbeit ließ den beiden nie viel Zeit für besinnliche Zweisamkeit: Pragmatik statt Romantik bestimmte ihr Miteinander. Aber trotz all der Entbehrungen ist Elli nach dem überraschenden Tod ihres Gatten fest entschlossen, den Betrieb weiterzuführen. Von ihrer Tochter Kathrin, die in einem Münchner Luxushotel arbeitet, und ihrem Sohn Christian, dessen thailändische Frau Alicha im Dorf einen Friseursalon betreibt, kann Elli keine Hilfe erwarten. Auch ihr Bankberater Kurt drängt sie, den hoch verschuldeten Bauernhof schnellstmöglich zu verkaufen. Aber diesen Rat schlägt die kämpferische Bäuerin ebenso in den Wind wie Kurts amouröse Avancen. Sie will ihr Leben selbst in die Hand nehmen, und dazu gehört auch, noch einmal die große Liebe zu finden - einen Mann, der auf dem Hof mit anpacken kann, ohne dass darunter das romantische Miteinander leidet.
Zu diesem Zweck nimmt sie die Hilfe einer Partnervermittlung in Anspruch, wo sie jedoch aufgrund ihres Berufes als „schwer vermittelbar" eingestuft wird. Tatsächlich scheinen zunächst nur kauzige Typen und alternde Stubenhocker den Kontakt zu suchen - und sogar deren Interesse schwindet, sobald sie von Ellis Beruf erfahren. Allein Raymond aus Simbabwe lässt sich von der Aussicht, auf einem Bauernhof zu leben, nicht abschrecken. Beim ersten Treffen sind die beiden sich sofort sympathisch, mit seiner bodenständigen, zurückhaltenden Art kann der Afrikaner Elli sofort für sich einnehmen. Kurz entschlossen bietet sie ihm an, probeweise bei ihr einzuziehen. Allerdings sorgt das ungleiche Paar im Dorf für Irritationen. Vor allem die Männer begegnen dem dunkelhäutigen Afrikaner mit Argwohn und Vorurteilen. Sogar Ellis eigener Sohn, obwohl selbst mit einer Ausländerin verheiratet, steht dem neuen Mann an der Seite seiner Mutter voller Skepsis gegenüber. So einfach aber will Elli sich ihr neues Glück nicht zerstören lassen. Sie verteidigt Raymond gegen alle Anfeindungen. Als er jedoch von einem Dorfbewohner bei der Ausländerbehörde denunziert wird, wagt Elli einen mutigen Schritt, um Raymond vor der sicheren Abschiebung zu bewahren.
Darsteller
Jutta Speidel («Alle meine Töchter») als Elli Kreuzer
Christofer von Beau («SOKO 5113») als Raymond Mabaya
Robert Giggenbach («Aus gutem Haus») als Kurt Feierabend
Stefan Murr («Auf dem Nockherberg») als Christian Kreuzer
Linda Chang («Akumi») als Alicha Kreuzer
Kathrin von Steinburg («Franzi») als Kathrin Kreuzer
Agathe Taffertshofer («Sau Nummer Vier. Ein Niederbayernkrimi.») als Vroni Brandl
Kritik
Der Titel lässt keinen Film erwarten, der sich feingeistig-intellektuell mit den Themen Rassismus und ländlicher Bigotterie auseinandersetzen würde. Dennoch hat man durchaus erfolgreich den Degeto-haften Weg der Verklärung des Einfachen vermieden. Auch wenn der Stoff natürlich so viele dramaturgische Komplexitäten wie möglich umschiffen mag, entsteht zumindest der Ansatz eines vielschichtigen Bildes und einer aus der Geschichte erwachsenden gesellschaftlichen Relevanz.
Natürlich wird der Plot immer wieder sehr stark aufgelockert, wird die antirassistische Ideologie auf einen existentiellen Konflikt heruntergebrochen, den man betont reduziert erzählt. Bei der Degeto erwartbar und sicherlich nicht der narrativen Ambition letzter Schluss, für diesen Sendeplatz aber nicht nur erstaunlich tragfähig, sondern durch das Weglassen des Stammtischs das Zulassen der thematischen Brisanz und der durchaus stimmigen Führung der beiden Hauptfiguren in der Essenz auch gelungen.
Natürlich bleibt bei «24 Milchkühe und kein Mann» recht viel unglaubwürdig. Insbesondere die recht hastigen Wandlungen all der Alltagsrassisten aus dem oberbayerischen Dorf, die sich am Schluss der Toleranz öffnen. Hier sieht man am deutlichsten, dass die Degeto eben auch bei (für ihre Verhältnisse) ambitionierten Stoffen die Degeto bleibt. Doch es ist ja schon ein Schritt in die richtige Richtung, sich solcher Themen überhaupt anzunehmen und sie mit dem Mut, Position zu beziehen, zu erzählen und nicht alles bis zur Unkenntlichkeit zu melodramatisieren. Das gelingt nicht zuletzt auch aufgrund der Beteiligung von teamworx, die derzeit vor allem mit großen TV-Events wie «Unsere Mütter, unsere Väter» und «Der Minister» von sich reden macht, und hier zeigen kann, dass sie durchaus auch im Fernsehfilm-Alltagsgeschäft in konzeptuell festgefahrenen Bereichen ein Maximum an Möglichkeiten entfalten kann. So gut es eben geht, versteht sich.
Das Erste zeigt «24 Milchkühe und kein Mann» am Freitag, 24. Mai 2013 um 20.15 Uhr.