Beim «Eurovision Song Contest 2013» erreichte Deutschland nur einen miserablen 21. Platz. Das ging in den letzten Jahren deutlich besser. Ein Kommentar von Julian Miller.
Jaja, hinterher ist man immer schlauer. Und sicher: Der «Eurovision Song Contest» entscheidet nicht darüber, ob Europa den Bach runter geht oder nicht.
Dennoch: Ein 21. Platz ist schon peinlich.
Nicht zuletzt aufgrund jahrelanger massiver Erfolglosigkeit sah man sich bei der ARD nach dem Grand Prix 2009 zum Handeln gezwungen, um endlich raus aus dem unteren Drittel der Tabellenplätze zu kommen. Mit Stefan Raab und seinem Casting-Show-Konzept «Unser Star für...» gelang, was damals kaum jemand für denkbar hielt: Die Gewinnerin der Sendung Lena Meyer-Landrut holte 2010 für Deutschland den Sieg, verteidigte im darauf folgenden Jahr ihre Top-Ten-Platzierung und ihr Nachfolger Roman Lob erreichte 2012 einen sehr guten achten Platz.
Jetzt ist man wieder da angelangt, wo man vor dem frischen Raab-, Lena- und Roman-Wind war. Platz 21 für Cascada. Wenn schon im eigenen Land kaum ein Hype entsteht, wieso sollte dann Europa für einen voten?
Am «Eurovision»-Final-Abend gab es klar bessere Titel als eine belanglose, schematisch durchchoreographierte Eurodance-Nummer, deren Individualität so weit heruntergefahren wurde, wie das irgendwie möglich war. Und nahezu alles kam in Europa besser an als Natalie Horlers „Glorious“. Sogar der creepy Contra-Tenor aus Rumänien, der einen beim Zuschauen dazu verleitete, reflexartig nach dem Knoblauch zu greifen. Von den Stars des Abends aus Dänemark, Aserbaidschan und der Ukraine – alle mit individuellen, raffiniert komponierten Songs, die nicht so gezwungen auf einen breiten Massengeschmack getrimmt waren wie der deutsche Beitrag – einmal ganz zu schweigen.
Man kann sich das Debakel natürlich ein bisschen dadurch schön reden, dass der «ESC» generell ziemlich unberechenbar ist. Damit hätte man sicherlich auch nicht ganz unrecht. Doch eines hat sich nun gezeigt: Raabs mehrwöchige Suche nach einem neuen Star (oder einem Song zur Titelverteidigung) hat sich bewährt und zu sehr guten Ergebnissen geführt. Eine einmalige Show mit einem dreiteiligen Votingverfahren, bei dem am Schluss der Beitrag gewinnt, auf den sich alle irgendwie einigen können (und so hört er sich ja auch an), führt in den Abgrund.
Nach drei sehr guten Jahren einmal zu scheitern, ist keine Schande. Weder für Thomas Schreiber, noch für den NDR, noch für Cascada. Doch man sollte das schlechte Abschneiden beim jüngsten «ESC» durchaus zum Anlass nehmen, um die Mechanismen bei der Auswahl des deutschen Beitrags zu überdenken. Optimierungspotential ist schließlich zweifelsfrei vorhanden, wenn man ergebnisorientiert denken will. Es gilt, eine richtige, zielführende Stellschraube zu finden.
Ob Thomas Schreiber schon bei Stefan Raab angerufen hat?