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Endlich gute Comedy im Ersten

Mit «Frühstücksfernsehen» gelang es Olli Dittrich am Montagabend, den Sender aus der komödiantischen Bedeutungslosigkeit zu retten. Seine «MoMa»-Parodie war hervorragend.

In kaum einem Genre hinkt das Erste Deutsche Fernsehen seinem öffentlich-rechtlichen Konkurrenten ZDF so stark hinterher wie im Bereich Comedy und Satire. Während die Mainzer mit «Neues aus der Anstalt», «Pelzig hält sich» und der «heute-show» drei qualitativ herausragende und sogar hinsichtlich der Einschaltquoten richtig beachtlich laufende Vertreter im Angebot hat, liegt Das Erste hier seit Jahren brach. Der «Satire Gipfel» hat sich weitgehend in der Bedeutungslosigkeit verloren, «Das Ernste» war maximal unfreiwillig komisch und ansonsten gab es zuletzt kaum ernstzunehmende Versuche, mehr Witz in das angestaubte Programm zu bringen. Mit «Frühstücksfernsehen am Abend» gelang den Programmverantwortlichen nun nach langer Zeit endlich wieder ein Glücksgriff.

Wie der Titel des Formats schon andeutet handelt es sich hierbei in erster Linie um eine Parodie des «Morgenmagazins», in dessen Original-Kulisse Olli Dittrich und Cordula Stratmann als Sören Lorenz und Claudia Akgün in typisch aufgesetzter Fröhlichkeit sitzen und die mehr oder minder bedeutenden Themen des Tages präsentieren. Diese reichen von wirklich bedeutenden Entscheidungen der Tagespolitik über News aus der Welt des Sports bis hin zu Lückenfüllern und Wohlfühl-Themen - eben wie im Original. Sogar die Kurzausgaben der «Tagesschau» werden hier verarbeitet.

Bereits zu Beginn der Sendung merkt der Zuschauer, dass diese Sendung mit Sicherheit nicht wieder zu einem Festival der Fremdscham entarten wird. Dies liegt zum einen an Dittrich und Stratmann, die mit ihrer Mimik, Gestik sowie ihrem Duktus die typischen «MoMa»-Präsentatoren perfekt nachahmen. Zum anderen liegt es aber auch an der hohen Professionalität der gesamten Produktion, die das Flair des Vorbilds zu jedem Zeitpunkt perfekt imitiert. Das Outfit der Moderatoren, die Studiokulisse, die mitunter etwas eigentümlichen Kameraeinstellungen - all dies haben die Macher perfekt beobachtet und mit einem leicht ironischen Unterton in die Parodie wieder einfließen lassen.

Ein großer Vorteil zu «Das Ernste» ist zudem, dass man hier auf Parodien konkreter Personen verzichtet. Man beschränkt sich stattdessen auf gewisse Prototypen, deren Merkmale vor allem Dittrich punktgenau auf die Leinwand bringt und muss sich deshalb nicht mit dem Problem auseinandersetzen, Optik und persönliche Eigenarten einer Person exakt nachzuahmen. Auch wenn nicht anzunehmen ist, dass man hier ähnlich geschludert hätte wie bei Florian Schröders missglücktem Versuch, Satire ins ARD-Programm zu bringen, erleichtert es die Arbeit ungemein - insbesondere dann, wenn das Budget nicht das allerhöchste ist.

Auch die Einspieler halten das hohe Niveau und geben Dittrich die Möglichkeit, in verschiedenste Rollen zu schlüpfen, die er alle gut ausfüllt. Der Humor ist nicht zu jedem Zeitpunkt subtil und rutscht hin und wieder etwas ins Infantile ab, kommt aber zumindest auch hier nie so bemüht rüber, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, man wolle mit dem Presslufthammer so lange auf einen eindonnern, bis man sich endlich zum Lachen erbarmt. Gerade «Kurts Nachrichten» arbeitet vielleicht mit etwas zu vielen harmlosen Kalauern, die nach drei Sekunden auch wieder vergessen sind, aber auch das schmälert den positiven Gesamteindruck kaum.

Das einzige Problem der Sendung könnte ihre relativ kurze Halbwertszeit sein. Denn so gut man sich über die 30 Minuten Laufzeit auch unterhalten fühlt, bleiben doch Zweifel, ob dieses doch recht starre Konzept über mindestens sieben Folgen tragen kann. Zumindest im Studio-Teil scheint es so, als habe man bereits nach der ersten Ausgabe alles präsentiert bekommen, was an weitgehend doch aufgrund der kompletten Profillosigkeit der Moderationsroboter schlicht fehlenden Verhaltensauffälligkeiten durch den Kakao gezogen werden kann. Die Einspieler geben hier sicher mehr Raum für weitere lustige Einfälle, doch wie lange dies ein solches Format tragen kann, wird auf Dauer spannend zu beobachten sein.

Die Auftaktfolge von «Frühstücksfernsehen am Abend» ist jedenfalls ein Volltreffer, der die Wandlungsfähigkeit von Olli Dittrich ebenso eindrucksvoll zur Schau stellt wie dessen Auge für parodierbare Persönlichkeitsmuster und damit jede Sekunde des Formats wertvoller macht als zahlreiche andere Comedy-Shows. Die Parodie des «MoMas» gelingt gut, ohne das Vorbild wirklich in ein schlechtes Licht zu rücken. Allerdings verliert das Format deutlich, wenn man morgens so gar nicht fern sieht und deshalb das Original noch nie zu Gesicht bekommen hat. Und nunja, wer erst mal durch schale Pointen signalisiert bekommen muss, wann er etwas witzig zu finden hat, ist hier natürlich auch an der falschen Adresse und sollte seine Zeit lieber wieder mit Mario-Barth-Auftritten verschwenden.

Davon abgesehen seien diese 30 Minuten aber jedem ans Herz gelegt, der keine Dampfwalze benötigt, um Humor als solchen zu identifizieren und tendenziell eher Freund der subtilen Überzeichnung als des Klamauks ist. Wer jedoch auf der Suche nach einem eher bösen Humor ist oder sich politische Satire erhofft, sollte doch lieber bei den oben genannten ZDF-Formaten bleiben. Dittrich und Stratmann Sendung liegt irgendwo zwischen Parodie auf und Hommage an das typische «Morgenmagazin», ohne jedoch wirklich offensiv Kritik an ihm zu üben.
07.05.2013 01:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/63625
Manuel Nunez Sanchez

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